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Gegenwart
Pier 23, Proberäume
New York City
Es kribbelt in meinem Bauch, als hätte ich einen Ameisenhaufen verschluckt. Mir ist heiß. Verdammt. Das ist nicht gut.
Wieso passiert mir das immer noch, nach all den Jahren?
Ich bin nicht der Typ Frau, der ständig für jemanden schwärmt. Wirklich nicht. Wenn ich mich beschreiben sollte, würde ich sagen, ich bin leidenschaftlich, aber logisch in meiner Denkweise, hitzig, aber strukturiert, spontan, aber organisiert.
Alle diese Eigenschaften mögen widersprüchlich erscheinen, aber sie machen mich zu einer verdammt guten Stage-Managerin, und ich bin nicht zu bescheiden, um zu sagen, dass ich mir, trotz meines recht jungen Alters von fünfundzwanzig Jahren, am Broadway schon eine respektable Reputation verschafft habe. Die Regisseure können sich darauf verlassen, dass ich in Krisensituationen ruhig bleibe. Ich leite meine Shows mit militärischer Präzision, und ich verlange von allen absolute Professionalität – besonders von mir selbst.
Meine Regeln für ein stressfreies Arbeitsumfeld sind unumstößlich: Behandle jeden mit Respekt, sei streng, aber fair, und lasse dich nie auf einen Kollegen ein. Bisher hatte ich keine Probleme, meine eigenen Regeln zu befolgen, doch es gibt eine Sache, die meine Ausgeglichenheit mit einem Schlag zunichte macht.
Na ja, weniger eineSache, als vielmehr einePerson.
Liam Quinn.
Als ich so mit meinem Produktionsteam in dem kleinen, privaten Kino sitze und dem oberkörperfreien Mann auf der Leinwand dabei zuschaue, wie er mit einer übermächtigen Anzahl an Feinden fertig wird, schäme ich mich dafür, wie heiß sich meine Haut anfühlt. Wie flach mein Atem geht, und wie krampfhaft ich meine Beine zusammenpresse. Wie ich jede Nahaufnahme seines Gesichts und seines Körpers aufsauge. Wie ich jede Bewegung seiner beachtlichen Muskeln genieße.
Doch noch peinlicher ist mir, wie mich die Leidenschaft seiner Darbietung dazu bringt, mir vorzustellen, wie ich mich leidenschaftlich mit ihm beschäftige. Nicht nur in sexueller Hinsicht, obwohl dies zugegebenermaßen auf meiner Liste ganz oben steht.
Kurz gesagt, er bringt mich ins Schwärmen, genau so, wie es sein Job verlangt. Er ist der einzige Mann, der je einen solchen Einfluss auf mich hatte, und ich gebe zu, dass ich ihm das ziemlich übelnehme. Es ist unangemessen und lästig.
Auf der Leinwand läuft er gerade auf eine umwerfend schöne Rothaarige zu und zieht sie stürmisch in seine Arme. Die Rothaarige heißt Angel Bell – aktuell auf der Titelseite vonPeople Magazine als eine der »Most Beautiful Women in the Universe« und überhaupt eine absolute Göttin. Perfekter Körper. Perfekter Busen. Perfektes Gesicht. Sie spielt eine Seraphim-Prinzessin. Liam ist ihr unfassbar heißer Dämonen-Sklave. Sie haben gerade die halbe Welt zerstört, um zusammen zu sein, und jetzt küsst Liam sie, als würde er sterben, wenn er es nicht täte.
Verdammt, der Mann kann küssen.
Ich überschlage die Beine und seufze. Das ist Wahnsinn.
Ich habe nicht generell etwas dagegen, erregt zu werden, aber wenn es dieser spezielle Mann ist, der die Erregung auslöst, kann es nur im Desaster enden. Das letzte Mal, als ich solche Gefühle