Prolog8. März1979
Er träumte von druckluftbetriebenen Schleifmaschinen, die über feinstes Wurzelholz glitten, und von Schwalbenschwanzzinkungen mit Zapfen und Schlitzen, die so präzise herausgestanzt waren, dass man sie kaum sah. Er und sein Dattschreinerten gerade eine Waschkommode für seine Mamm,denn seit sie so etwas im Antiquitätenladen in Painters Mill entdeckt hatte, wünschte sie sich nichts sehnlicher. Er freute sich jetzt schon auf ihr Gesicht, wenn sie ihr die Kommode präsentierten …
Billy Hochstetler schreckte aus dem Schlaf hoch. Was ihn geweckt hatte, wusste er nicht, vielleicht ein Geräusch im Erdgeschoss oder aber das Trommeln des Regens auf dem Dach. Er war vierzehn Jahre alt, lag in seinem kuschelig warmen Bett und versuchte, den Traum zurückzuholen. Doch es gelang ihm nicht. Sein Herz schlug heftig, und er hatte keine Ahnung, warum. Er starrte in die Dunkelheit, lauschte, hörte jetzt aber nur noch Donnergrollen und das gelegentliche Klappern der losen Regenrinne. In den nächsten Tagen mussten er und seinDatt auf die Leiter steigen, um sie zu reparieren.
»Billy?«
Er war gerade wieder eingenickt, als das Flüstern seines kleinen Bruders ihn erneut weckte. »Schlaf weiter«, murmelte er.
»Ich hab was gehört.«
»Ach Quatsch. Und jetzt schlaf, bevor du noch alle weckst.«
»Unten sind Leute.Englische.«
Billy stützte sich auf die Ellbogen und blickte seinen kleinen Bruder verdrossen an. Little Joe war gerade acht geworden und sah in dem viel zu großen Nachthemd so süß aus, dass er trotz seines Ärgers über die Schlafstörung grinsen musste. »Das ist bloß das Gewitter. Angsthase.«
»Gar nicht!«
»Pssst!« Billy kicherte, glaubte ihm nicht. »Willst du bei mir schlafen?«
»Ja!« Sein kleiner Bruder kam angelaufen und machte einen Hechtsprung zu ihm ins Bett.
Gerade kuschelte er sich an ihn, da hörte Billy es auch. Das Geräusch kam von unten, ein Knall und dann das Kratzen von Holz auf Holz. Er sah Little Joe an. »Hast du das gehört?«
»Ich hab’s dir ja gesagt.«
Billy drehte sich auf die andere Seite, nahm die Taschenuhr vom Nachttisch und sah blinzelnd auf das Zifferblatt. Drei Uhr dreißig. SeinDatt würde erst in einer Stunde aufstehen. Aber wer war dann unten im Haus?
Er stieg aus dem Bett und ging zum Fenster, schob die Gardine beiseite und spähte hinunter zur Kiesauffahrt. Niemand war zu sehen. Auch kein Buggy oder Auto. Kein Laternenlicht in der Scheune, und Werkstatt und Verkaufsräume waren ebenfalls dunkel.
Billy nahm die Hose vom Stuhl und schlüpfte hinein. Ein schwaches Murmeln drang jetzt durch die Lüftungsklappe über der Fußleiste. Bei ihnen zu Hause wurde nur Pennsylvaniadeutsch gesprochen, doch das war eindeutig Englisch. Aber wer besuchte sie mitten in der Nacht?
»Wo gehst du hin?«, flüsterte Little Joe.
Billy blickte zu seinem Bruder, der die Decke bis zum Kinn hochgezogen hatte. »Schlaf weiter.«
»Ich will mit dir gehen.«
»Pssst.« Er streifte sein Hemd über, öffnete die Tür und ging langsam die Treppe hinunter. Doch er hatte die unterste Stufe noch nicht erreicht, als der gelbe Strahl einer Taschenlampe über die Wand huschte.
»Datt?«, rief er.»Mamm?«
Keine Antwort, nur das Scharren von Schuhen auf Holz.
Er trat in die Küche, wo i