: Sawyer Bennett
: Codename: Ghost
: Plaisir d'Amour Verlag
: 9783864955068
: 1
: CHF 6.10
:
: Spannung
: German
: 350
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ich war mir über die Risiken meiner Arbeit bewusst, als ich den Job bei der Jameson Force Security Group annahm. Ich dachte, dass meine Zeit als Marine mich auf die Gefahr vorbereiten würde, der ich mich zu stellen hatte. Aber kein Training hätte mich jemals auf die Hilflosigkeit vorbereiten können, meine Teamkollegen sterben zu sehen, den qualvollen mentalen und physischen Schmerz der Folter oder die Verzweiflung während der Gefangenschaft. Als ich nach einer fehlgeschlagenen Mission nach Pittsburgh zurückkehre, bin ich voller Schuldgefühle und werde von Albträumen heimgesucht. Ich verbringe meine Tage damit, den Teil von mir wiederzufinden, den ich in der Wüste verloren habe. Der Teil, der mich zu dem Malik Fournier gemacht hat, der ich einmal war. Während die körperlichen Auswirkungen der Folter nachlassen, erweisen sich die emotionalen als viel hartnäckiger. Trost finde ich ausgerechnet bei der Person, bei der ich niemals Mitgefühl suchen sollte, denn Anna Tate hat durch diese Mission noch mehr verloren als ich. Nun ist Anna Witwe und alleinerziehende Mutter einer Tochter, die sie kurz nach dem Tod ihres Mannes zur Welt gebracht hat. Sie bietet mir Trost, den ich nicht verdiene. Während meine Gefühle für Anna wachsen, mache ich mir Sorgen, dass sie mich verlässt, sobald sie die Wahrheit über das, was wirklich passiert ist, erfährt. Ich ziehe Anna genauso fest an mich heran, wie ich sie von mir wegschiebe. Die Hoffnung auf diese verbotene Liebe wird mich vor dem Geist retten, zu dem ich geworden bin. Teil 5 der Jameson Force Security Group-Reihe von New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.

Seit ihrem Debütroman 'Off Sides' im Januar 2013, hat Sawyer Bennett mehr als 30 Bücher von New Adult bis Erotic Romance veröffentlicht und es wiederholt auf die Bestsellerlisten der New York Times und USA Today geschafft. Sawyer nutzt ihre Erfahrungen als ehemalige Strafverteidigerin in North Carolina, um mitreißende und sexy Geschichten zu schreiben. Sie mag ihre Helden stark und mit Ecken und Kanten. Wenn sie nicht gerade die Figuren ihrer Romane zum Leben erweckt, ist Sawyer Chauffeurin, Stylistin, Köchin, Putzfrau und die persönliche Assistentin ihres lebhaften Kleinkindes sowie Vollzeitbetreuerin zweier niedlicher, aber ungezogener Hunde. Sie glaubt an das Gute im Menschen, und auch daran, dass ein schlechter Tag durch ein Workout oder ein Stück Kuchen - gerne auch durch beides - besser wird.

Kapitel 1


 

Malik

 

Ich ziehe die Decke fester um mich und versuche, ein Zittern zu unterdrücken. Am blauschwarzen Licht um mich erkenne ich, dass die Nacht gekommen ist, doch ich habe keine Ahnung, wie spät es ist. Ich habe vor langer Zeit aufgehört, auf die Tageszeiten zu achten.

Ich weiß nur, dass ich seit Monaten in dieser Holzhütte bin, deren Ritzen mit Lehm ausgestopft sind. So viel weiß ich genau, aber nicht, wie viele Hütten es gibt.

Die Hütte ist lediglich ein Bretterverschlag auf dem steinharten Wüstenboden. Dieser ist eine geologische Besonderheit, genannt Wüstenasphalt. Steine und Sand sind fast wie Asphalt verdichtet. Einer der Gründe, warum ich annehme, mich in der syrischen Wüste zu befinden, was jedoch nicht allzu viel aussagt, da über fünfzig Prozent dieses Landes aus Wüste bestehen.

Meinen Entführern genügt es nicht, mich in dieser Hütte gefangen zu halten. Irgendwann vor meiner Ankunft haben sie ein 3 x 3 Meter großes Loch in den Boden gegraben und einen Stab in der Mitte befestigt, an dem ich nun angekettet bin. Im Stehen reicht mein Kopf kaum bis an die Decke. Selbst auf Zehenspitzen kann ich nicht mehr sehen als das Dach der Hütte. Es gibt keine Tür, nur ein Fenster ohne Scheiben oder Klappläden. Ich bin wie ein Hund angekettet. Ich frage mich oft, warum sie mich in ein Loch gesperrt haben, und die einzige Erklärung ist, dass es Teil der Folter ist. Ich muss sagen, dass es scheiße ist, weder den Himmel noch die Sonne zu sehen oder ihre Wärme zu spüren.

Die Nächte werden langsam recht kalt, weshalb ich annehme, dass in Syrien der Winter beginnt. Ich schätze, dass es nachts so um die 5 °C Grad wird. Die beiden kratzigen Wolldecken, die man mir gegeben hat, kommen dagegen nicht an. Ich kann nachts nicht schlafen, friere zu sehr und fühle mich elend, sodass ich mich mehr tagsüber ausruhe, wenn es wärmer ist.

Ich erhebe mich von meinem Lager, das nur aus den zusammengefalteten Wolldecken besteht und so weit wie möglich vom Nachttopf entfernt liegt. Nicht, dass das eine Rolle spielt. Meinen Geruchssinn habe ich schon lange verloren, was in diesem Fall ein Gottesgeschenk ist. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich stinken muss. Ich trage noch dieselben Klamotten, in denen ich gefangen genommen wurde, abgesehen von den Stiefeln, die sie mir weggenommen haben. Schwarze Arbeitshose, langärmeliges schwarzes Thermohemd und Baumwollsocken. Die sind steif und unbeweglich, durchtränkt von Schweiß, Blut und Urin, nach Monaten der Gefangenschaft.

Allerdings nicht von meinen Tränen.

Nicht ein Mal in meiner Gefangenschaft haben sie meine Tränen bekommen.

Steif bewege ich mich durch das Loch im Boden, halte die dicke Kette an meinem Knöchel fest, um nicht darüber zu stolpern. Ich gehe auf die Zehenspitzen und versuche, etwas zu sehen, doch es ist sinnlos. Es gab eine Zeit, da hätte ich mich mühelos aus diesem Loch stemmen können, aber jetzt fehlt mir die Kraft. Sie wurde aus mir herausgeprügelt und -gehungert. Außerdem ist da noch das Problem der Kette um meinen Knöchel.

Als ich geschnappt wurde, war ich nicht erleichtert, noch zu leben. Mir war klar, in den Händen des Feindes zu sein – höchstwahrscheinlich der ISIS –, was bedeutete, auf dem Weg in den Foltertod zu sein. Zusätzlich trauerte ich heftig um meine verlorenen Teamkameraden.

Schnell bin ich gefesselt worden, habe einen Sack über den Kopf gezogen bekommen und bin gefühlte Stunden von dem kurzen Feuergefecht weggefahren worden, in das wir geraten waren. Ich habe immer noch das qualvolle Stöhnen der Männer in den Ohren, die erschossen wurden.

Was als Nächstes kam, ist zu erwarten gewesen. Ich gehörte zur Special-Forces-Einheit der Marines, bevor ich der Privatarmee Jameson Force Security beitrat und das SERE-Training mitmachte.

Survival. Evasion. Resistance. Escape.

Überleben. Flucht. Widerstand. Ausbruch.

Ich bekam nicht die Gelegenheit, meine Überlebens- und Ausbruchsfähigkeiten zu testen. Sie warfen mich direkt in den Widerstandsteil, als sie mir den Sack vom Kopf nahmen und mit der Folter anfingen, damit ich drauflos plauderte.

Gern würde ich behaupten, ich hätte der Folter tagelang widerstanden, aber das wäre nicht die Wahrheit. Der menschliche Körper kann nur bis zu einer gewissen Grenze mithalten, doch im Grunde lag es daran, dass ich einfach nicht die Informationen hatte, die sie haben wollten. Ich gehöre ja nicht mehr dem aktiven Dienst an. Als sie begriffen, dass ich einer privaten Sicherheitseinheit angehöre und in die Hände des Feindes gefallen bin, änderte sich ihr Interesse an mir.

Bevor sie mich verlegten, sagten sie, dass ic