Kapitel 1
Clover
Die Warteschlange reicht bis draußen vor die Tür, und ich komme mit der Espressozubereitung kaum noch nach.
Aus meiner widerspenstigen blonden Lockenmähne lösen sich immer wieder Strähnen, die sich aus dem Haarband befreien und mir in die Stirn fallen, während ich im Akkord arbeite. Ich blase mir eine Locke aus dem Gesicht, während ich einen Becher Double Shot zubereite. Das war doch richtig, oder? Der Kunde hat die doppelte Menge Espresso bestellt. Oder war das der Kunde davor? Verflucht, ich kann mich nicht erinnern. Das Café ist seit einer Stunde rappelvoll, und ich kann schon nicht mehr klar denken.
Als der Kaffee fertig ist, verschließe ich den Becher mit einem Deckel. Es widerstrebt mir, in einem Laden beschäftigt zu sein, der Getränke in Pappbechern verkauft, aber was will man machen? Von irgendwas muss ich ja die Miete zahlen.
Ich lese den Namen von dem Becher ab. »Mark«, rufe ich laut, »ein kleiner Double Shot Vanilla Latte!«
Ein Mann mit Businesshemd und Krawatte tritt vor. Ich schenke ihm mein freundlichstes Lächeln, doch er guckt grimmig.
»Danke für deinen Besuch«, sage ich fröhlich.
Seine Züge werden weicher, als er sich den Becher nimmt, und seine Lippen verziehen sich zu einem angedeuteten Lächeln. Mein eigenes Lächeln wird noch eine Spur strahlender. Er musste lange auf seinen Kaffee warten, es ist mir allerdings gelungen, seine Laune zumindest etwas zu heben, was ich als kleinen Sieg verbuche.
Ich hole tief Luft und mache mich an die Zubereitung des nächsten Getränks. Ein Kollege schiebt sich an mir vorbei, und ich erstarre mitten in der Bewegung. Ich möchte nichts verschütten, denn mein Boss Dean ist ohnehin schon nicht gut auf mich zu sprechen. Wenn ich mir jetzt in der Stoßzeit noch einen Patzer erlaube, bin ich wahrscheinlich meinen Job los. Ich kann es mir nicht erlauben, gefeuert zu werden.
»Clover, kannst du kurz die Kasse übernehmen?«, sagt Dean im Vorbeigehen.
Mit dem Unterarm wische ich mir über die schweißnasse Stirn und nicke. »Klar.« Meine Füße tun höllisch weh, doch meine Schicht ist bald vorbei. Nur noch diese eine Schlange, dann kann ich endlich nach Hause gehen.
»Was darf es sein?«, frage ich den nächsten Kunden.
»Seid ihr unterbesetzt, oder was?«, brummt er.
»Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Aber unser Kaffee ist es wert.«
Er bestellt sein Getränk, und ich schreibe die Bestellung seitlich auf einen Pappbecher. Dann setze ich wieder ein Lächeln auf u