: Tanya Huff
: Blutzoll
: Lindwurm
: 9783948695521
: 1
: CHF 7.20
:
: Fantastische Literatur
: German
: 300
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Unheimliche Vorkommnisse erschüttern Toronto. Drei Menschen finden unter mysteriösen Umständen auf offener Straße den Tod, und die Polizei steht vor einem Rätsel. Als sich herausstellt, dass alle drei Opfer blutleer sind, sind sich zumindest die Klatschblätter sicher: In der Stadt geht ein Vampir um! Privatdetektivin Vicki Nelson, einst eine der besten Ermittlerinnen bei der Mordkommission, hat die Polizeiarbeit vor einiger Zeit aufgegeben, und an Vampire glaubt sie schon gar nicht. Dennoch weckt die Aufklärung der geheimnisvollen Mordserie ihr Interesse, und schließlich macht sie sich im Auftrag einer Klientin auf die Suche nach dem Täter.

Tanya Huff, geboren in Nova Scotia, lebt mit ihrer Partnerin und mehreren Katzen im ländlichen Ontario. Die ehemalige Köchin der kanadischen Marinereserve war Mitglied der Autor:innengruppe Bunch of Seven und ist heute eine der bekanntesten kanadischen Urban-Fantasy-Autorinnen. Viele ihrer Geschichten sind geprägt von Orten, an denen sie selbst gelebt hat, wie hier Toronto.

2

Er hob ihren Arm und ließ die Zunge über die weiche Haut der Innenseite ihres Handgelenks gleiten. Sie stöhnte, den Kopf in den Nacken gelegt, und ihr Atem ging stoßweise. Er beobachtete sie genau, und als sie kam, als ihr Körper sich unter seinem bog, nahm er die kleine, pulsierende Ader an ihrer Daumenwurzel zwischen seine spitzen Zähne und biss zu. Der leichte Schmerz war für sie nur ein Gefühl mehr in einem System, das bereits überlastet war, und während sie auf den Wellen ihres Orgasmus ritt, trank er. Sie waren beinahe gleichzeitig fertig. Er strich eine Strähne feuchten, mahagonifarbenen Haars aus ihrem Gesicht. »Danke«, sagte er.

»Nein, ich danke dir«, flüsterte sie und küsste seine Hand. Eine Weile lagen sie still. Sie war im Halbschlummer und er zog leicht die sanften Kurven ihrer Brüste nach; seine Fingerspitze folgte den blauen Linien ihrer Adern unter der weißen Haut.

Nun, da er getrunken hatte, trieben sie ihn nicht länger zum Wahnsinn. Als er sicher war, dass das Gerinnungsmittel in seinem Speichel wirkte und die kleine Wunde an ihrem Handgelenk nicht mehr blutete, trottete er ins Bad, um sich zu säubern.

Sie erwachte, als er sich anzog. »Henry?«

»Ich bin noch da, Caroline.«

»Noch. Aber du gehst.«

»Ich muss arbeiten.« Er zog einen Pullover über und blinzelte, als plötzlich die Nachttischlampe anging. Lange Jahre der Übung verhinderten, dass er zurückschreckte, aber er wandte sich ab, um seine empfindlichen Augen zu schonen.

»Warum kannst du nicht tagsüber arbeiten wie ein normaler Mensch«, murrte Caroline, zog die Steppdecke vom Fußende des Bettes hoch und kuschelte sich darunter. »Dann hättest du die Nächte für mich frei.«

Henry schmunzelte und antwortete wahrheitsgemäß: »Ich kann tagsüber nicht denken.«

»Autoren«, seufzte sie.

»Autoren«, stimmte er zu, beugte sich vor und küsste sie auf die Nase. »Wir sind eine ganz besondere Sorte.«

»Wirst du mich anrufen?«

»Wenn ich dazu komme.«

»Männer!«

Er knipste die Lampe aus. »Das auch.«

Geschickt wich er ihren tastenden Händen aus, küsste sie zum Abschied und tappte leise aus dem Schlafzimmer und durch die dunkle Wohnung. Hinter sich hörte er, wie ihre Atmung sich veränderte und wusste, sie schlief. Gewöhnlich fiel sie sofort in Schlaf, wenn sie fertig waren, und bekam gar nicht mit, wie er ging. Das war eines der Dinge, die er am meisten an ihr mochte, denn es bedeutete, dass sie selten unangenehme Auseinandersetzungen darüber hatten, ob er über Nacht bleiben würde.

Er holte seinen Mantel und seine Stiefel und verließ die Wohnung, wobei er die Ohren spitzte, bis er den Türriegel einrasten hörte. In vielerlei Hinsicht