: Tara Haigh
: Der Feind, den ich liebte
: beHEARTBEAT
: 9783732581931
: 1
: CHF 4.00
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 476
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dunkle Wolken über dem Paradies Hawaii, 1914: Die junge Lani Elkart träumt davon, eines Tages das alte Europa kennenzulernen, die Heimat ihrer Mutter Clara. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, rückt dieser Wunsch in weite Ferne. Auch auf Hawaii wird die Gefahr spürbar, als das deutsche Kriegsschiff 'Geier' in der Bucht von Honolulu vor Anker geht. Aber Lanis Neugier ist stärker als ihre Furcht vor den Wirren des Krieges. Sie lernt den Marineoffizier Paul kennen, der ihr Leben aus den Angeln hebt. Lani verliebt sich in den geheimnisvollen Draufgänger - doch die Zeichen der Zeit sprechen gegen ihre Liebe ... Diese weiteren Landschaftsromane entführen Sie in ferne, exotische Länder und laden zum Träumen ein (Auswahl): SÜDAMERIKA: Im Land der Orangenblüten von Linda Belago. AFRIKA: Das Gold von Afrika von Beverley Harper. ASIEN: Der Himmel über Darjeeling von Nicole C. Vosseler. NEUSEELAND: Sterne über weitem Land von Anne Laureen. eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

Tara Haigh schreibt seit vielen Jahren große TV-Unterhaltung und als Tessa Hennig Komödien mit Herz und Humor, die bereits erfolgreich verfilmt und alle Bestseller wurden. Mit ihren historischen Romanen erzählt sie spannende Liebesgeschichten an exotischen Sehnsuchtsorten, die mit viel Liebe zum Detail recherchiert sind und dabei Aspekte der Weltgeschichte aufgreifen, die weniger bekannt oder bisher kaum literarisch in Erscheinung getreten sind.

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Die Diskussionen darüber, ob man nun Knie zeigen durfte oder nicht, wollten seit Beginn ihrer Atlantiküberquerung einfach nicht abreißen. Es gab zwei Fraktionen: die Alten und die Jungen. Mutter gehörte, obgleich sie bereits schnellen Schritts auf die fünfzig zuging, noch nicht zu den alten Schabracken, die sich doch tatsächlich über ihr Badegewand noch einen kniebedeckenden Rock anzogen, der einen erheblich beim Schwimmen behinderte. Damit konnte man bestenfalls bequem am Strand flanieren. Für ein Schwimmbad war er gänzlich ungeeignet. Lani fand es ungerecht, dass die Männer unbescholten Knie zeigen durften, die Frauen nicht. Ob ein kniefreier Badeanzug unschicklich für eine junge Dame war, darum scherte sich Lani aber nicht. Sie genoss es, täglich vor dem Frühstück kniefrei ihre Bahnen zu schwimmen, zwar nicht in Salzwasser, wie sie es von zu Hause gewohnt war, aber immerhin in einem angenehm temperierten Becken und in einem Ambiente, das sie eher an ein römisches Thermalbad als an das Schwimmbad eines Ozeanriesen erinnerte.

Richtig amüsant war es, die Damen in den Umkleidekabinen zu beobachten. Wie genant sie sich mit Handtüchern verhüllten. Wer auf Hawaii aufgewachsen war, für den war es befremdlich, wenn jemand seinen Körper versteckte und vor Schreck bleich wurde, wenn aus Versehen ein Handtuch zu Boden ging. Einmal hatte Lani es während der Überfahrt sogar gewagt, sich nackt zu duschen. Das war so lange gut gegangen, bis sie nicht mehr allein in den Duschräumen gewesen war. Wie eine Aussätzige hatten sie zwei Mitreisende der zweiten Klasse angestarrt, ein »Pfui« in den Augen und mit sichtlich aufsteigendem Unbehagen. Seither redete man über sie. Die kleinen Sticheleien reichten von »Was kann man auch anderes von einer Wilden erwarten« bis hin zu »Andere Länder, andere Sitten«, auch wenn sie damit sicher »Unsitten« meinten.

Das Schwimmbad im pompejanischen Stil, wie der Bademeister ihr erklärt hatte, reichte über drei Decks. Gleich zwei Treppen führten in ein gefliestes Becken. Das Karomuster des Bodens fand sich an den geriffelten Säulen wieder, zwischen denen Steinbänke zum Ausruhen oder Beobachten einluden. Letzteres nahmen für gewöhnlich Willi und Hans in Anspruch, und wen sie beobachteten, war klar: die »schönste Blume Hawaiis«, wie Willi sie schon kurz nach dem Auslaufen aus New York genannt hatte. So ein Charmeur und seines Zeichens Fabrikant. Mit seiner Hamburger Möbelmanufaktur, die sich auf Nussbaum- und Jugendstilmöbel spezialisiert hatte, hätte er sich gar nicht brüsten müssen, um bei ihr Eindruck zu schinden. Seine Prahlerei war aber typisch für Männer, die sich hinter Schnurrbärten versteckten. Er sah trotzdem gut aus und war ein recht geistreicher Zeitgenosse. Das reichte doch, oder etwa nicht?

»Moin, moin, Fräulein Lani. Wie geht es Ihnen heute Morgen?«, kam prompt, als sie das andere Ende des Beckens erreicht hatte und vor ihm die exotische Meerjungfrau gab.

»Bestens, Willi«, gab sie zurück.

Vor sich hatte Lani schöne und gepflegte Füße, die zu kräftigen Waden und trainierten Oberschenkeln gehörten. Er verdankte sie regelmäßigem Radsport. Willi hatte ihr das unaufgefordert bei ihrer ersten Begegnung im Schwimmbad erzählt, weil sie wohl auffällig lange auf seine Beine gestarrt hatte. Natürlich nicht, weil sie so wohlgeformt und muskulös waren oder man sich vom Wasser aus nach oben blickend ausmalen konnte, dass sich Imposantes im Schritt hinter dem eng anli