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Die Nachricht kam unerwartet. Bertram von Ohler war immerhin vierundachtzig Jahre alt, ein wenig hinfällig, die Beine trugen ihn nicht mehr zuverlässig, und die Taubheit in den Händen brachte vor allem am Esstisch Probleme mit sich. Die Schwindelanfälle am Abend wurden zu einer Plage und bewirkten, dass er, abgesehen von den Bridgeabenden, die ihm heilig waren, immer weniger am gesellschaftlichen Leben teilnahm. Es gab durchaus Leute, die meinten, ihm würde nicht mehr viel Zeit bleiben, und man tuschelte über seine abnehmende Gesundheit.
Vor allem ehemalige Kollegen und Konkurrenten hatten ihre Freude daran, hinter dem Rücken des alten Professors zu tratschen, oder es waren ganz einfach Bekannte, die in Ermangelung eines anderen Zeitvertreibs unausgegorene Reden verbreiteten. Einmal war es eine neurologische Krankheit, die ihn bald aufs Lager werfen würde, dann wieder hieß es, das Problem sei Prostatakrebs in fortgeschrittenem Stadium. Und es gab auch Freunde in seiner Umgebung, die gern zuhörten, vielleicht ein Detail oder eine Episode beisteuerten, und auf diese Weise die Gerüchteküche in Gang hielten.
Es war, als würden der Anblick des Alten oder die Zeitungsmeldungen, die immer zur Zeit der herbstlichen üblichen Spekulationen erschienen, automatisch Bemerkungen über sein direkt bevorstehendes Hinscheiden ins Kraut schießen lassen.
Von den wirklichen Freunden waren ihm nicht mehr viele geblieben. Einige hatten bereits das Zeitliche gesegnet, andere waren senil und saßen im Altersheim. Ein Professor einer angrenzenden Disziplin war wegen offenkundigen Wahnsinns auf einen Familiensitz nach Skåne verfrachtet worden. Und die wenigen, mit denen von Ohler noch Umgang pflegte, waren entsetzt.
»Ich bin das gewohnt, im Laufe der Jahre haben viele versucht, mir Ehre und Schneid abzukaufen, und jetzt ist es eben mein Leben, auf das sie aus sind«, lautete sein gelassener Kommentar, wenn sich die Freunde beklagten. Doch in seinem Innersten war er betrübt, traurig und manchmal richtiggehend wütend über den herrschenden Kleingeist und die Missgunst.
Er hatte sich mit vielem abgefunden. Alter Groll wurde begraben, Ungerechtigkeiten, die sich jahrzehntelang aufgetürmt hatten, versanken in gnädigem Vergessen. Sogar Dozent Johansson, der nur einen Steinwurf entfernt wohnte, brachte es inzwischen fertig, ein paar Worte mit dem einstigen Rivalen zu wechseln. Kürzlich