: Ulrike Schweikert
: Das Jahr der Verschwörer Historischer Kriminalroman
: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783962150167
: 1
: CHF 4.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 384
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Schwäbi ch Hall im Frühjahr des Jahres 1450. Durch ihre Salzquelle ist die freie Reichsstadt zu beeindruckendem Wohlstand und Ansehen gekommen - und doch häufen sich in letzter Zeit beunruhigende Vorfälle: Ein Junker wird ermordet, ein junger Flößer ertrinkt und die Bettelkinder der Stadt scheinen spurlos zu verschwinden. Quasi über Nacht wird auch Jos, der junge Knecht eines angesehenen Salzsieders, in die rätselhaften Verbrechen verwickelt. Die Spuren führen ihn ins nahe gelegene Kloster Gnadental, dem wesentliche Anteile an der Salzquelle gehören ...

Ulrike Schweikert (* 1966 in Schwäbisch Hall) ist eine deutsche Schriftstellerin der Historien- und Fantasyliteratur, die auch unter dem Pseudonym Rike Speemann schreibt. Schweikert ging in Schwäbisch Hall zur Schule und absolvierte in Stuttgart eine Banklehre. Nach sechs Jahren als Wertpapierhändlerin studierte sie Geologie und später Journalismus. Daneben beschäftigte sie sich mit der Geschichte ihrer Heimatstadt. Diese Recherchen bilden die Grundlage zu ihrem ersten Roman 'Die Tochter des Salzsieders', der im Jahr 2000 erschien. Heute lebt die Autorin in der Nähe von Pforzheim. Für 'Das Jahr der Verschwörer' erhielt sie 2004 von der 'Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur - Das Syndikat' den Hansjörg-Martin-Preis.

Kapitel 1


Stefan, pass auf!«, rief Jos und deutete auf den hohen Holzstapel, der sich langsam zur Seite neigte. Der hünenhafte, bärtige Flößer sprang zur Seite und schon prasselten die eben erst aufgeschichteten Holzstämme herab. Polternd rollten sie übereinander und blieben dann im Morast des aufgeweichten Bodens liegen.

»Danke Jos!« Stefan nickte seinem jungen Freund zu, doch dann verfinsterte sich seine Miene. »Du nichtsnutziger Gauner von einem Fuhrknecht! Hat der Herr dir keine Augen gegeben, um zu sehen, wohin du deinen Karren lenkst?«

Der Fuhrmann, der den Holzstapel gerammt hatte, grinste nur und zuckte entschuldigend mit den Schultern.

»Nichts für ungut, Stefan, wollte dir nicht ans Leder«, rief er und winkte zum Abschied. »Muss den Kecken eilig ihren Wein liefern, doch heute Abend können wir einen heben.«

»Wenn du die Zeche übernimmst«, rief Stefan zurück und packte sich dann den ersten Balken.

Der Fuhrmann trieb die beiden Ochsen in das braun schäumende Wasser der Sulfurt und dann durch das Tor zur Stadt hinein.

Jos Zeuner, der eigentlich auf den Namen Jodokus Andreas getauft worden war, ergriff das zweite Ende des Stammes, um Stefan zu helfen. Andere Flößer kamen herbei und so hatten die Männer den Holzstapel bald wieder aufgerichtet.

»Puh«, stöhnte Jos und strich sich eine Haarsträhne aus der schweißnassen Stirn. Man schrieb den 15. März im Jahr des Herrn 1450 und doch brannte die Sonne schon sommerlich heiß vom blauen Himmel herab. Stefan bot ihm einen Schluck Wasser aus seinem Lederschlauch an. Es schmeckte ein wenig bitter, aber es war erfrischend kühl. Als Jos ihm den Schlauch zurückgab, griff Stefan nach den schwieligen Händen des jungen Freundes, auf deren Flächen sich einige blutige Blasen gebildet hatten.

»Hast du während des Winters nur am warmen Ofen gesessen?«, spottete er gutmütig. Jos zog seine Hände zurück und errötete bis zu den Ohren. »Wenn nächsten Monat das Kaltliegen vorbei ist, dann wird die Haalarbeit dich schon wieder abhärten.«

Lachend ging er davon, um dem Auszieher zu helfen einen besonders großen Stamm aus dem Wasser zu zerren. Ein wenig neidisch sah ihm Jos nach. Wie schmächtig wirkte er gegen diesen bärtigen Riesen! Zwar war auch Jos nicht gerade klein zu nennen, doch obwohl er zu Maria Himmelfahrt schon sechzehn wurde, war alles an ihm eher schlaksig und dünn als männlich und muskulös. Und auch der Bartwuchs ließ – sehr zu Jos’ Ärger – auf sich warten.

Der junge Mann versuchte das Brennen seiner Handflächen zu ignorieren und packte sich den nächsten Scheit. Natürlich hatte er den Winter über nicht müßig daheim gesessen, doch die Arbeit der Flößer war dann doch noch etwas anderes. Sobald im Februar oder März das Schmelzwasser aus dem Bergland den Kocher anschwellen ließ, herrschte bei den Flößern Hochbetrieb. Nun wurden die Stämme, die im Herbst gefällt worden waren, aus den Wäldern der Schenken von Limpurg zum Kocher gebracht, ins Wasser geworfen und nach Hall hinabgeflöst. Hier, an der Unterwöhrdinsel und an den Ufern des Haals mussten sie dann herausgezogen, zerkleinert und aufgestapelt werden.

Jos war eigentlich kein Flößer, doch zur