Vorspiel
Das Projektil durchschlug das Fensterglas, zerschmetterte den Kristallaschenbecher auf dem Schreibtisch und bohrte sich wenige Zentimeter über der Fußleiste in die Wand.
Eine Sekunde zuvor hatte Georg Metzendorf sich im Sessel aufgerichtet. Anscheinend hatte die Vorsehung ihm wunderbarerweise das Leben gerettet, indem sie ihn im richtigen Moment aus der Schusslinie entfernte.
Die Tür des Büros wurde aufgerissen, und Gundel Zaunschliffer fragte: »Was ist passiert, Herr Metzendorf?« Ihr Blick schweifte von Metzendorfs bleichem Gesicht über die zerbrochene Fensterscheibe zu den Kristallscherben auf dem Teppich. »Herr Metzendorf...?«
»Licht aus!«, befahl Metzendorf brüsk. »Sofort!«
Gundel drehte sich zum Türrahmen um und betätigte den Lichtschalter. Nun sah man ihre Silhouette vor dem Lichtschein, der aus ihrem Büro drang.
»Bei Ihnen auch«, befahl Metzendorf im gleichen Tonfall.
Gundel trat zurück, und einen Moment später waren beide von Dunkelheit umgeben. Erst dann ging Georg Metzendorf zum Fenster und beobachtete die gegenüberliegenden Gebäude.
»Herr Metzendorf...«, hörte man Gundels Stimme.
»Kommen Sie her.«
»Was hat das zu bedeuten, Herr Metzendorf?«
Georg Metzendorf stand neben dem Fenster. »Es bedeutet, Gundel, dass es irgendwer ganz gewiss nicht auf meinen Aschenbecher abgesehen hatte...«
»Irgendjemand hat sein eigentliches Ziel verfehlt?«
»Und zwar nur, weil sich dieses Ziel im richtigen Moment aus der Schusslinie entfernte!«
»Soll ich die Polizei verständigen?«
»Nein«, verfügte Metzendorf mit Entschiedenheit.
»Aber... Das gesamte Personal ist bereits nach Hause gegangen, Herr Metzendorf...«
»Und was hat das bitte mit dem... mit dem Vorfall zu tun?«
»Ich will damit sagen, dass wir niemanden vom Personal zu Hilfe rufen können...«
»Zu Hilfe, inwiefern?«, fragte Metzendorf, ohne seinen Beobachtungsposten zu verlassen.
»Wenn noch jemand im Büro wäre, ein Mann, meine ich, dann könnten Sie ihn zu Ihrem Schutz herbeirufen, Herr Metzendorf...«
»Glauben Sie tatsächlich, ein unbewaffneter Mann könnte mich besser beschützen als zum Beispiel Sie?«
»Ja, offen gestanden, davon bin ich überzeugt.« Fräulein Zaunschliffer ließ eine kurze Pause folgen. »Wäre es indiskret zu fragen, warum jemand versucht hat, Sie zu töten?«
»Nein, Gundel, es wäre keineswegs indiskret. Es ist nur – ich weiß auch nicht mehr als Sie.« Metzendorf starrte noch ein paar Sekunden zu den gegenüberliegenden Gebäuden hinüber und wandte sich dann der schattenhaften Gestalt seiner Sekretärin zu. »Sie vergessen, Gundel, dass sich immerhin noch zwei Männer im Gebäude befinden, auf die man zählen kann«, sagte er und zog die schweren Vorhänge zu. »Jetzt können Sie wieder Licht machen...«
Die Sekretärin entfernte sich, und gleich darauf war es wieder hell im Zimmer.
»Welche Männer meinen Sie?«
»Den Pförtner und meinen Chauffeur, die wahrscheinlich wie üblich miteinander plaudern.«
»Ich muss gestehen, an die habe ich gar nicht gedacht... Was soll ich tun, Herr Me