: Christian Dörge
: TÖDLICHE EPIPHANIE - DETEKTIVE WIDER WILLEN Ein Krimi aus Oberbayern
: Signum-Verlag
: 9783757932374
: 1
: CHF 4.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 155
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Schauplatz: Anfang Januar 1965 am Kreuzeck oberhalb von Garmisch-Partenkirchen. In einem verlassenen, tief verschneiten Haus, hoch oben im Gebirge, entdecken der Maler Gedeon Sckell und seine Frau Elisabeth die Leiche eines ihnen unbekannten Mannes - aufgebahrt in der Kapelle des Hauses. Von diesem Moment an sind Gedeon und Elisabeth in höchster Lebensgefahr... TÖDLICHE EPIPHANIE von Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien JACK KANDLBINDER ERMITTELT, EIN FALL FÜR REMIGIUS JUNGBLUT, DIE UNHEIMLICHEN FÄLLE DES EDGAR WALLACE und FRIESLAND, ist der zweite Band der Roman-Serie DETEKTIVE WIDER WILLEN und ein ebenso spannender wie wendungsreicher und nostalgischer Krimi aus Oberbayern.

Christian Dörge, Jahrgang 1969. Schriftsteller, Dramatiker, Musiker, Bildender Künstler, Theater-Schauspieler und -Regisseur.

  Erstes Kapitel


 

 

Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, dass sowohl meine Frau als auch ich geradezu wie ein Magnet Verbrechen anziehen; das ist leider so, auch wenn es dafür keine rationale Erklärung gibt. Elisabeth ist eine Frau mit bronzefarbenem Haar und grünlichen Augen, die alle weiblichen Tricks und darüber hinaus noch ein paar ganz private kennt, während ich selbst ein mäßig erfolgreicher Maler mit geselliger Veranlagung, schlichtem Gemüt und vielleicht ein paar liebenswerten Eigenheiten bin. Man sollte daher glauben, wir wären zwei vollkommen harmlose Menschen. Aber sobald in zehn Kilometer Umkreis irgendeine Untat oder Teufelei vor sich geht oder auch nur geplant wird, so werden wir schon irgendwie in die Sache mit hineingezogen. Durch diese seltsame Eigenschaft wurden wir bereits in mehrere unliebsame (gleichwohl unterhaltsame) Eskapaden verwickelt. Inzwischen bin ich ganz sicher, dass wir früher oder später wirklich in ernsten Schwierigkeiten stecken werden, sofern wir nicht bald die tiefere Ursache für diesen Magnetismus herausfinden.

Wir taten keinem Menschen etwas zuleide, sondern saßen einfach nur friedlich bei der abendlichen Party imPosthotel in Garmisch-Partenkirchen, unterhalb des Kreuzecks, eines 1.651 m hohen Skiparadieses mit majestätischer Bergkulisse, das vom Idiotenhügel bis zu steilen Abfahrten alles zu bieten hat und das in seiner internationalen Fröhlichkeit kaum von einem anderen Wintersport-Paradies übertroffen wird.

Diese internationale Fröhlichkeit imPosthotel steuerte gerade auf einen besonderen Höhepunkt zu. Es war ein Wunder, dass der Krach nicht irgendwo eine Lawine auslöste. Bierkrüge krachten auf die Tische, der blankgeschrubbte Holzboden erbebte unter stampfenden Schritten, und ein dicker Mann in Lederhosen klatschte sich jodelnd auf die blanken Oberschenkel, während ihn ein junges Mädchen in bayerischer Tracht auf einem aus Kuhglocken bestehenden Instrument begleitete. Man sah Cocktail-Kleider und Pullover, ein paar aufregende Après-Ski-Anzüge und sogar einen schottischen Kilt.

Wir saßen da und überlegten uns, warum zwei der Gäste uns mehr oder weniger unverhohlen musterten.

»Die wollen sicher mit uns bekannt werden«, sagte ich. »Wenn du in einem solchen Aufzug herumläufst, darfst du dich nicht wundern.«

Elisabeth warf mir einen ihrer berühmten Seitenblicke zu. »Der eine dort neben der Tür heißt Armand de Groot. Vermutlich Holländer. Er hat’s schon probiert. Zunächst mit ein paar Verbeugungen.«

De Groots gutsitzender Skidress war teuer und stammte sicher aus einem erstklassigen Laden. Dem Äußeren nach war er ein harter Bursche: dunkles Haar, eckiges Gesicht, gerade Augenbrauen, schmaler Mund. Alter etwa vierzig, dazu gefährlich intelligent, offenbar mehr daran gewöhnt Befehle zu erteilen als Bitten zu äußern. Als Freund sicherlich sehr nützlich und vermutlich sogar ein guter Gesellschafter, wenn er sich in einem geselligen Kreis bewegte, aber zweifellos auch ein Mann, mit dem