: G. F. Unger
: G. F. Unger Sonder-Edition 5 Pferdejäger
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838741956
: G. F. Unger Sonder-Edition
: 1
: CHF 1.60
:
: Spannung
: German
: 80
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Fährte der Banditenhorde, die unsere Ranch niedergebrannt und Rosalyn, meine Schwester, geraubt hatte, war leicht zu verfolgen. Sie führte in eine kleine Stadt am Rande des Mesalandes. Hier aber brach sie ab, und die Chance, die Mordbrenner und Frauenräuber jemals aufzuspüren, war gleich null. Im Mesaland hausten die Gesetzlosen. Ein Fremder, der sich hier Zutritt verschaffte, hatte sein Leben verwirkt.

Was also sollte ich tun? Aufgeben? Rosalyn ihrem grausamen Schicksal überlassen? Fieberhaft suchte ich nach einer Möglichkeit. Ich glaubte sie gefunden zu haben, als mir die Idee kam, die Verfolgung der Bande als Pferdejäger getarnt fortzusetzen...

Ich begriff in dieser Minute des sterbenden Tages und im allerletzten Licht der untergehenden Sonne, dass hier zwei Armeen gegenseitig Versteck spielen konnten und es für wenige Reiter durchaus möglich war, gleichsam wie vom Erdboden zu verschwinden.

Und so atmete ich voll Bitterkeit aus, ließ die Schultern hängen und senkte den Kopf, bis das Kinn auf der Brust ruhte.

Verdammt, sollten die Kerle, denen ich gefolgt war, um sie zu töten, entkommen sein? Sollte es keine Vergeltung geben, keine Gerechtigkeit, welche die Bösen zur Rechenschaft zog?

Nun, ich wusste längst, dass dieses Leben voller Ungerechtigkeit war und dies stets so bleiben würde.

Doch ich konnte mich nicht damit abfinden, dass die Kerle, denen ich folgte, nun so gut wie entkommen sein sollten.

O verdammt!

Es gab noch eine schwache Hoffnung. Und das war diese kleine Stadt dort vor mir, die sich Mesa View nannte, weil man von ihr aus auf dieses gewaltige Land der Mesas und tiefen Schluchten blicken konnte. Ich mochte diese roten Mesas. Sie kamen mir stets wie gewaltige Kathedralen zu Ehren des Schöpfers vor.

Es könnte sein, dass die Kerle sich dort in dieser Stadt nach ihrem langen Ritt eine Weile aufhalten, dachte ich, indes ich immer noch verhielt und gegen die Resignation – und auch gegen die Erschöpfung ankämpfte, die mich befallen hatten.

Mein Pferd war ebenfalls am Ende.

Es war ein erstklassiges Pferd. Doch wenn es jetzt keine gute Pflege bekam und lange ausruhen konnte, dann hatte ich es für immer zuschanden geritten. Und das wäre unentschuldbar gewesen von mir.

Ich saß endlich ab, nahm das Pferd an die langen Zügel, verließ die kleine Anhöhe und ging sporenklingelnd durch den Staub des Wagenweges auf die Stadt zu, deren Lichter in der zunehmenden Dämmerung immer heller wurden.

Das erste Haus war eine Schmiede, zu der auch ein Mietstall gehörte.

Aus der offenen Tür des Hauses fiel Licht auf den Hof, und der Schmied kam kauend heraus, als er den Hufschlag hörte. Er hinkte, kam ein paar Schritt auf mich zu und verharrte dann schweigend. Ich spürte den Anprall von Misstrauen und Abneigung.

»Kann ich mein Pferd einstellen?« So fragte ich. »Es braucht auch neue Eisen. Und es müsste gut versorgt werden.«

»Davon lebe ich«, erwiderte der Schmied. »Dies ist mein Job. Wollen Sie nicht weiter auf einem frischen Pferd?«

»Nein«, erwiderte ich und nahm mein weniges Gepäck vom Tier. »Nein, ich will nicht weiter.