: Stephen King
: Billy Summers Roman
: Heyne
: 9783641279400
: 1
: CHF 10.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 736
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Killer und das Mädchen - der neue große Roman von Stephen King um Wahrheit und Fiktion
Billy ist Kriegsveteran und verdingt sich als Auftragskiller. Sein neuester Job ist so lukrativ, dass es sein letzter sein soll. Danach will er ein neues Leben beginnen. Aber er hat sich mit mächtigen Hintermännern eingelassen und steht schließlich selbst im Fadenkreuz. Auf der Flucht rettet er die junge Alice, die Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde. Billy muss sich entscheiden. Geht er den Weg der Rache oder der Gerechtigkeit? Gibt es da einen Unterschied? So oder so, die Antwort liegt am Ende des Wegs.

Stephen King, 1947 in Portland, Maine, geboren, ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Bislang haben sich seine Bücher weltweit über 400 Millionen Mal in mehr als 50 Sprachen verkauft. Für sein Werk bekam er zahlreiche Preise, darunter 2003 den Sonderpreis der National Book Foundation für sein Lebenswerk und 2015 mit dem Edgar Allan Poe Award den bedeutendsten kriminalliterarischen Preis fürMr. Mercedes. 2015 ehrte Präsident Barack Obama ihn zudem mit der National Medal of Arts. 2018 erhielt er den PEN America Literary Service Award für sein Wirken, gegen jedwede Art von Unterdrückung aufzubegehren und die hohen Werte der Humanität zu verteidigen.

Seine Werke erscheinen im Heyne-Verlag.

Kapitel 1


1


Billy Summers sitzt in der Hotelhalle und wartet darauf, abgeholt zu werden. Es ist Freitagnachmittag. Er hat ein Comictaschenbuch aus der ReiheArchie’s Pals ’n’ Gals aufgeschlagen vor sich, ist in Gedanken aber bei Émile Zola und dessen drittem Roman, mit dem er schließlich den Durchbruch als Autor erzielt hat:Thérèse Raquin. Er findet, dass es sich dabei eindeutig um das Buch eines jungen Mannes handelt. Zola, denkt er, hat gerade erst den Zugang zu etwas gefunden, was sich später als tiefe, fabelhafte Goldgrube erweisen sollte. Er denkt, dass Zola eine albtraumhafte Version von Charles Dickens war – oder vielmehr ist. Das wäre ein guter Ausgangspunkt für einen Essay, findet er. Nicht dass er je einen geschrieben hätte.

Um zwei Minuten nach zwölf geht die Tür auf, und zwei Männer betreten die Hotelhalle. Der eine ist groß und hat das schwarze Haar zu einer Schmalzlocke im Stil der Fünfziger gestylt. Der andere ist untersetzt und hat eine Brille auf der Nase. Beide tragen Anzug. Alle von Nicks Leuten tragen Anzug. Den Großen kennt Billy von drüben im Westen her. Er ist schon lange bei Nick und heißt Frank Macintosh. Wegen seiner Tolle nennen manche von Nicks Leuten ihn Frankie Elvis oder – weil er inzwischen eine winzige kahle Stelle am Hinterkopf hat – Elvis den Kahlen. Allerdings nicht, wenn er das mitbekommen könnte. Den anderen kennt Billy nicht. Der muss aus dem Ort hier sein.

Macintosh streckt Billy die Hand hin. Billy erhebt sich und schüttelt sie.

»He, Billy, ist ’ne Weile her. Schön, dich zu sehen.«

»Dich auch, Frank.«

»Das ist Paulie Logan.«

»Hi, Paulie.« Billy schüttelt dem Untersetzten die Hand.

»Freut mich, dich kennenzulernen, Billy.«

Macintosh nimmt Billy das Archie-Taschenbuch aus der Hand. »Wie ich sehe, liest du immer noch Comics.«

»Genau, stimmt«, sagt Billy. »Ich mag die halt. Also die lustigen. Die mit den Superhelden lese ich auch manchmal, aber die mag ich nicht so.«

Macintosh blättert durch die Seiten und zeigt Paulie Logan dann etwas. »Guck dir mal die Puppen hier an. Mann, auf die könnte ich glatt abwichsen.«

»Das sind Betty und Veronica.« Billy nimmt das Comicbuch wieder an sich. »Veronica ist die Freundin von Archie, obwohl Betty das gern wär.«

»Liest du auch richtige Bücher?«, fragt Logan.

»Manchmal, wenn ich lange unterwegs bin. Zeitschriften auch. Aber hauptsächlich Comics.«

»Gut, gut«, sagt Logan und zwinkert Macintosh zu. Nicht gerade dezent, weshalb Macintosh die Stirn runzelt, aber Billy schert sich nicht darum.

»Bereit für einen kleinen Ausflug?«, fragt Macintosh.

»Klar.« Billy schiebt das Buch in die Gesäßtasche. Archie und seine vollbusigen Freundinnen. Das wäre auch ein Thema für einen Essay. Darüber, wie tröstlich es ist, wenn Frisuren und Einstellungen sich nicht ändern. Über Riverdale und darüber, dass die Zeit dort stillsteht.

»Na, dann los«, sagt Macintosh. »Nick wartet schon.«

2


Macintosh sitzt am Steuer. Logan hat sich freiwillig hin