: Kerstin Gier
: Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838710372
: 1
: CHF 8.10
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 282
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Kati ist mit Felix glücklich, aber inzwischen hat sich der Alltag in ihr Liebesleben geschlichen – und damit die Zweifel: Ist es überhaupt eine gute Idee, mit ihm alt werden zu wollen? Als sie Mathias kennen lernt und sich in ihn verliebt, wird Katis Leben plötzlich kompliziert. Und turbulent. Besonders, als sie einen Unfall hat und im Krankenhaus wieder zu sich kommt. Exakt einen Tag, bevor sie Felix das erste Mal begegnet ist - fünf Jahre zuvor. Dieses Mal möchte Kati alles richtig machen - und sich für den richtigen Mann entscheiden ...

Ein Roman über die große Liebe und das kleine Glück. Und über die Schwierigkeiten, das Schicksal zu überlisten.



Kerstin Gier hat als mehr oder weniger arbeitslose Diplompädagogin 1995 mit dem Schreiben von Romanen begonnen. Mit sensationellem Erfolg. Sie gehört aktuell zu den beliebtesten und erfolgreichsten zeitgenössischen Autorinnen. AUF DER ANDEREN SEITE IST DAS GRAS VIEL GRÜNER stand auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde mit Jessika Schwarz und Felix Klare in den Hauptrollen verfilmt. Kerstin Gier lebt in der Nähe von Köln.

Man sollte eigentlich im Leben niemals die gleiche Dummheit zweimal machen, denn die Auswahl ist so groß.

Bertrand Russell

»Also, wenn ich mich in drei Adjektiven beschreiben müsste, würde ich sagen: erstens: ein Typ zum Pferdestehlen, zweitens: FKK-Anhänger und drittens: allen Späßen und Flirts gegenüber aufgeschlossen. Na?« Der Mann neben mir legte neckisch seinen Kopf schief.

Erstens: Niemand will, dass Sie sich in drei Adjektiven beschreiben. Zweitens: Das waren auch überhaupt keine Adjektive. Und drittens: Womit habe ich das verdient? Das sagte ich aber nicht laut. Ich hatte mich innerlich noch nicht auf eine Abwehrstrategie festgelegt und schwieg daher mit möglichst ausdruckslosem Gesicht, während ich überlegte, was ich für Optionen hatte. Weggehen schied schon mal aus: Der verdammte Zug war bis auf den letzten Platz besetzt, weil er aus unerfindlichen Gründen »heute ohne die Wagen 21 bis 28« verkehrte.

Andere erzählen mir immer, dass sie sich beim Zugfahren entspannen, »richtig was weggearbeitet bekommen«, tolle Bekanntschaften machen, neue Geschäftsverbindungen auftun, mit gut aussehenden Menschen flirten, alte Schulfreunde treffen, großartige Ideen ausbrüten, sich endlich mal ausschlafen oder sonst wie amüsieren. Aber neben mir saßen immer nur die Verrückten, die Psychopathen, die ansteckenden Grippekranken. Und die, die nach Käsefüßen rochen, wie dieser hier. Irgendetwas hatte ich an mir, das solche Leute magisch anzog und die anderen fernhielt.

»Gestatten? Bill, seit vier Jahren neununddreißig, mein zweiter Vorname ist Paul.«

Gestatten, Kati, in vier Jahren 39, mein zweiter Vorname ist Idiotenmagnet.

Bill Paul lächelte mich aufmunternd an und entblößte dabei seine gelblich verfärbten Eckzähne. »Und jetzt sind Sie dran! Drei Adjektive, die Sie treffend beschreiben. Na? Trauen Sie sich ruhig.«

Geh weg!

»Ich helfe Ihnen mal ein bisschen auf die Sprünge … hm … also, was ich schon mal sehe, ist erstens: blond, zweitens: ziemlich niedlich und drittens: schüchtern.« Er befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. »Na kommen Sie. Ich beiße doch nicht. Oder vielmehr erst, wenn Sie mir die Erlaubnis dazu geben.«

Marlene an meiner Stelle hätte jetzt so etwas wie »Erstens: nicht interessiert, zweitens: lesbisch, drittens: in diversen Nahkampftechniken ausgebildet und bereit zuzuschlagen, wenn Sie das Gespräch nicht sofort als beendet betrachten« geantwortet, aber ich konnte nicht gut lügen und auch niemanden vor den Kopf stoßen, nur weil er nach Käsefüßen roch (übrigens nicht von den Füßen her), ein bisschen schmierig war und vermutlich nicht alle Tassen im Schrank hatte. Andererseits wusste ich aus leidiger Erfahrung, dass man mit Nettigkeit in Situationen wie dieser auch nicht weiterkam.

»Ähm, also«, sagte ich und klappte mein Notebook auf. »Erstens bin ich glücklich verheiratet, zweitens muss ich jetzt ein paar dringende Mails beantworten, und drittens …« Der Laptop gab einen alarmierenden Piepton von sich.

»Und drittens ist Ihr Akku leer und hier ist nirgendwo Strom.« Der Mann lehnte sich mit einem schadenfrohen Grinsen zurück. »Wir haben also alle Zeit der Welt für ein kleines Schwätzchen, Schätzchen. Haha, das reimt sich, haben Sie das gemerkt?«

Sei still, Bill. Halt’s Maul, Paul.

»Was machen Sie denn beruflich, dass Sie sogar abends im Zug arbeiten müssen?«

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