: Henriette Hell
: Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt
: Blanvalet
: 9783641155544
: 1
: CHF 6.50
:
: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
: German
: 256
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Henriette Hell liebt Sex und ist äußerst experimentierfreudig. Dass sie beim normalen Rein-Raus keinen Orgasmus bekommt, ist für sie kein Drama. Für ihre Sexualpartner aber offenbar schon ... Die sind gekränkt, wenn es nicht klappt, und machen Stress. Das ist Henriette irgendwann zu blöd.

Sie räumt ihr Konto leer und begibt sich auf eine Reise rund um die Welt. Der Plan: In jedem Land mit einem Einheimischen schlafen, um herauszufinden: Kommt man in anderen Ländern entspannter? Und ist der Orgasmusstress am Ende ein rein deutsches Problem?

Henriette Hell, geboren 1985, arbeitet als Journalistin in Hamburg. Sie hat u.a. für SPIEGEL Online, GEO.de, Grazia und Hamburger Morgenpost geschrieben und war in Indien und Tansania als Reporterin für englischsprachige Medien tätig.

1

Kommen müssen
Der gestohlene Orgasmus

Dem Orgasmus wird viel zu viel Bedeutung
beigemessen. Als müsse er uns für die Leere
unseres Daseins entschädigen.

(WOODY ALLEN)

»Sex wird mit den Jahren immer besser« heißt es in allen möglichen Frauenzeitschriften, Talkshows und Gesprächsrunden. Pah! Ich halte das für totalen Schwachsinn. Wenn Sie mich fragen, wird Sex immer komplizierter und anstrengender, je älter man wird. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe Sex und bin äußerst experimentierfreudig. Mit meinem Exfreund hatte ich sogar mal Sex im Watt! Trotzdem habe ich den Eindruck, dass mit jedem neuen Lover der Druck steigt.

Mittlerweile war ich 26. Und Männer erwarteten, dass eine Frau in meinem Alter erstens zu allem bereit war (»Wie, du stehst nicht auf Analsex?!«) und zweitens dass sie gefälligst auch dazu in der Lage war, anständig zu kommen, wenn man es wild und leidenschaftlich mit ihr trieb. Falls das aber – aus welchen Gründen auch immer – nicht hinhaute, dann konnte ich mich auf etwas gefasst machen: Ein regelrechtes Kreuzverhör erwartete mich dann, aus dem es kein Entrinnen gab. So zum Beispiel, als ich Anfang 2011 gerade zum fünften Mal mit meinem neuen Freund Jaro geschlafen hatte.

»Sag mal, bist du eigentlich gerade gekommen?«, fragte mich Jaro, während ich gerade das Kondom zuknotete. Ich hielt kurz inne.

»Ähm, ja. Hast du das nicht gemerkt? Als du mich gestreichelt hast …«

»Also bist du nichtrichtig gekommen«, fasste Jaro zusammen. Er hatte offenbar nichtrichtig zugehört.

»Doch! Beim Vorspiel.«

»Ja, aber das zählt ja nicht. Hm. Du kommst wohl nicht so leicht, oder?«

Wie – das zählte nicht? War es für ihn etwa nur dann richtiger Sex, wenn »er« drinsteckte?! Puh, offenbar tickte Jaro – so wie die meisten Männer – in dieser Hinsicht ähnlich wie Bill Clinton … Ich hingegen stand ganz klar auf der Seite von Monica Lewinsky: Alles, was mit Anfassen zu tun hatte und geil machte, war für mich Sex.

»Nein, Jaro, leider komme ich nicht so leicht. Eigentlich fast nie. Das ist bei mir halt so. Das hat nichts mit dir zu tun. Ich bin körperlich vermutlich nicht dazu in der Lage.«

Schweigen.

Jaro kratzte sich am Kopf, griff zur Wasserflasche, trank und schwieg weiter.

»Das ist ja scheiße. So macht der Sex doch gar keinen Spaß. Ichwill, dass du kommst, wenn ich dich ficke. Und ich will auch mal mit dir zusammen kommen!«

»Könnte schwierig werden«, entgegnete ich, stand auf und ging ins Bad. Boah, nervte diese Fragerei …

»Alles in