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10. September 2001
Es war 23:04 Uhr, als Patrick an jenem Abend zur Tür unserer Wohnung hereinkam.
Ich erinnere mich an jeden Augenblick dieser letzten vierundzwanzig Stunden so deutlich, als wäre es erst gestern gewesen.
Ich erinnere mich an die Ziffern, die rot und wütend auf der Digitaluhr neben unserem Bett glühten, an das Geräusch seines Schlüssels, der sich im Schloss drehte. Ich erinnere mich an seine verlegene Miene, die Art, wie er sich mit einer Hand durch den dichten, dunklen Haarschopf fuhr, die Art, wie er meinen Namen aussprach,Kate, als wäre es eine Entschuldigung und ein Gruß zugleich.
Ich hatteFortress gehört, mein Lieblingsalbum einer Band namens Sister Hazel. »Champagne High«, der vierte Song auf derCD, lief, und ich dachte über den Text nach, an »die eine Million Stunden, die wir waren«, und was für eine schöne Art das war, um ein gemeinsames Leben zu beschreiben.
Patrick und ich waren damals erst seit vier Monaten verheiratet. Ich weiß noch, dass ich, kurz bevor er nach Hause kam, dachte, dass eine Million Stunden nicht so klang, als wäre es genug.Vielleicht werden wir das Glück haben, mehr Zeit zu bekommen. Vielleicht wird man, bis wir alt geworden sind, eine Möglichkeit gefunden haben, unsere Leben zu verlängern. Ich konnte mir keinen Tag vorstellen, an dem ich nicht mehr mit ihm zusammen sein würde.
Die Zeit war mir nie genug, immer wollte ich noch mehr. Ich weiß noch, wie ich dachte, dass wir erst einen winzigen Bruchteil der Augenblicke, die wir im Laufe unseres Lebens zusammen verbringen würden, aufgebraucht hatten. Ich war damals siebenundzwanzig, Patrick achtundzwanzig. Die Jahre schienen sich zu einem endlosen Horizont vor uns auszudehnen. Ich wusste nicht, dass uns die letzten Augenblicke unserer gemeinsamen Zeit durch die Finger rannen wie Sand.
Wenn ich nervös war, neigte ich dazu, Musik zu Tode zu analysieren, was wohl der Grund war, weshalb ich mir an jenem Abend eineCD anhörte, die ich schon hundertmal gehört hatte. Ich zergliederte den Text und die Akkorde, während ich darauf wartete, dass Patrick zur Tür hereinkam. Das ist etwas, was ich noch heute tue, wenn ich Ablenkung brauche. Ich verliere mich in den Noten, den Melodien und Harmonien, den Vokal- und Instrumentalpartien – und darin, wie sich manchmal, im glücklichsten Fall, alles perfekt zusammenfügt.
So wie Patrick und ich. Wir waren Harmonie und Melodie, Yin und Yang, wie eine uralte Fünftonleiter, gepaart mit einem modernen Percussion-Rhythmus. Wir passten mühelos zusammen von dem Augenblick an, in dem wir uns begegneten, neunzehn Monate und zehn Tage zuvor, am Silvesterabend 1999, wenige Augenblicke, bevor das neue Jahrtausend anbrach. Ich hatte nie geahnt, dass es möglich wäre, sich so vollkommen, so im Einklang, so erfüllt von einem anderen Menschen zu fühlen.
Letztendlich b