: Torsten Fink
: Tochter der Schwarzen Stadt Roman
: Blanvalet
: 9783641144784
: 1
: CHF 10.80
:
: Fantasy
: German
: 512
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie dachten, sie könnten sie benutzen. Sie haben sich geirrt.
Alena versteht es, sich durchs Leben zu mogeln. Doch als sie sich in der Stadt Terebin als uneheliche Tochter des Herzogs ausgibt, ist sie wohl zu weit gegangen. Ihr droht der Tod - es sei denn, sie willigt ein, bei einer groß angelegten Intrige die Hauptrolle zu spielen. Denn Alena ist der wahren Prinzessin wie aus dem Gesicht geschnitten und soll nun an ihrer statt einen der verhassten Skorpion-Prinzen heiraten. Doch das ist nicht die einzige Verschwörung, in die sie sich verstrickt. Und vielleicht - nur vielleicht - ist sie ja tatsächlich die Tochter des Herzogs ...

Torsten Fink, Jahrgang 1965, arbeitete lange als Texter, Journalist und literarischer Kabarettist. Außerdem schrieb er unter seinem Pseudonym Arthur Philipp die Trilogie »Der graue Orden« um die Dunkelmagierin Feja. Er lebt und schreibt heute in Mainz.

Terebin war eine Stadt der Hunde. Alena hatte viel von dieser Stadt gehört: Sie wurde die Weiße genannt, die Schöne, die Stadt der Terrassen und Säulen, man hätte sie wohl auch die Stadt der Orangenbäume oder der wohlgenährten Menschen nennen können, aber für sie war es einfach die Stadt der Hunde. Sie waren überall: Sie strichen durch die Gassen, lungerten vor Hauseingängen, dösten auf den sonnigen Plätzen, und hier, wo sie saß, starrten sie hinauf zu den Gehenkten auf der Stadtmauer, als warteten sie darauf, dass von dort oben etwas für sie abfiele.

In ihrer Heimatstadt Filgan gab es kaum Hunde. Dafür wimmelte es dort von Katzen, zumindest im Krähenviertel, aus dem Alena stammte. Sie starrte hinauf zu den Toten, die schon eine ganze Weile dort im Wind zu baumeln schienen, und fragte sich, warum das so war, das mit den Hunden und Katzen. Dann grinste sie, weil ihr einfiel, dass man Katzen nicht essen konnte, Hunde hingegen schon. Und das war in einer Gegend wie dem Krähenviertel mit seinen vielen hungrigen Mäulern wirklich ein Nachteil.

»Eigentlich kein schöner Anblick, und doch faszinierend, nicht wahr?«, sagte eine Stimme.

Ein stämmiger Mann war aus dem Eingang eines Ladens getreten und starrte nachdenklich hinauf zu den Galgen. Der Geruch von rohem Fleisch war mit ihm aus der Tür gekommen, und gerade wischte er sich die Hände an seiner blutroten Lederschürze ab.

Die Hunde streckten sich und warfen dem Mann Blicke zu, die Alena gleichzeitig misstrauisch und erwartungsvoll erschienen.

Der Metzger seufzte, verschwand noch einmal kurz im Laden und kam mit einer Handvoll Schlachtabfälle zurück. »Kommt her, ihr Mistköter«, sagte der Metzger mit freundlicher Stimme und warf die Abfälle auf das weiße Pflaster.

Die Hunde näherten sich vorsichtig. Sie schienen dem Braten noch nicht zu trauen. Dann schoss der erste Hund vor, fast gleichzeitig mit dem zweiten, anschließend die anderen. Sie schnappten nach den Gedärmen, knurrten und balgten sich um das Fleisch, bis der Metzger unter sie sprang, mit einer Rute nach ihnen schlug und schrie: »Verschwindet endlich von meinem Laden, ihr Drecksköter!«

Jaulend, aber mit Beute stoben die Hunde auseinander.

Der Metzger sah ihnen nach und schüttelte den Kopf. »Sie sind wirklich eine Plage. Schade, dass man sie nicht einfach totschlagen darf.«

»Wieso nicht?«, fragte Alena mit gespieltem Interesse. Sie war hungrig, hatte aber keine einzige Münze mehr.

»Angeblich hat einmal ein Hund dem Großvater unseres Herzogs – die Himmel mögen ihn schützen – das Leben gerettet. Seither stehen diese Köter unter Schutz. Die Wache sammelt sie manchmal ein und bringt sie vor die Stadt, wo man nicht so rücksichtsvoll mit ihnen umgeht. Deshalb kommen die schlaueren schnell wieder zurück. Eine Plage sind sie, wirklich … vergraulen mir die Kundschaft. Als wenn es nicht schon schlimm genug wär