1. KAPITEL
„Du hast vielleicht ein Glück, Carrie Dunn! Ich wünschte,ich könnte ein paar Monate in diesem kleinen Paradies verbringen!“
Carrie lächelte ihrer Freundin Louise zu. Sie saßen ganz vorn auf der Terrasse des exklusiven Restaurants, in dem sie zu Abend aßen. Da es auf einem Hügel lag, hatte man einen fantastischen Ausblick. Weiter unten funkelten die Lichter der Stadt, deren rote Ziegeldächer sich deutlich gegen den Sternenhimmel abzeichneten. In der Ferne sah man die beleuchteten Ecktürme des Palazzo Verde, eines rosaroten alten Steingebäudes, und ganz unten den kleinen Yachthafen, wo die Boote auf dem glitzernden Wasser schaukelten.
„Nein, es ist nicht schlecht“, bestätigte Carrie. „Ich glaube, ich werde mich damit abfinden.“ Als sie Louises Blick begegnete, warf sie den Kopf zurück und lachte. „Kannst du mir sagen, wie es eine junge Frau aus Boulder in Colorado hierher verschlagen hat?“
Die Antwort darauf kannten sie beide. Sie, Carrie Dunn, die älteste Tochter eines Filialleiters und seiner Frau, war in das glanzvolle Herzogtum San Rinaldo am Mittelmeer gereist, um dort hart zu arbeiten. Allerdings hatte sie es vor noch nicht allzu langer Zeit nur dem Namen nach gekannt. Sie hatte darüber in Hochglanzmagazinen gelesen, denn San Rinaldo war bekannt für seinen Wein und das wunderschöne Porzellan, als Tummelplatz des Jetset und für die schillernde herzogliche Familie, die es regierte.
Die Montecrespi, die im Palazzo Verde residierten – der Herzog Damiano und seine Frau, sein Bruder Graf Leone, ein notorischer Playboy, und ihre jüngere Schwester Lady Caterina –, machten nämlich ständig Schlagzeilen. Sogar Carrie, die sich normalerweise nicht für derartige Dinge interessierte, hatte schon einiges über den flotten Grafen und seine zahlreichen Eroberungen gehört.
Was Carrie in das sonnenverwöhnte Herzogtum verschlagen hatte, waren jedoch nicht der Klatsch darüber und der Glanz, der ihm anhaftete. „Keine Angst, ich verspreche dir, dass es mir nicht zu Kopf steigen wird“, versicherte sie nun ihrer Freundin. „Du kannst morgen ganz beruhigt nach New York zurückkehren. Ich bin nur hergekommen, um zu arbeiten.“
„Oh, ich weiß, dass es dir nicht zu Kopf steigen wird.“ Louise blickte sie offen an. „Du bist nicht der Typ.“ Sie kannte Carrie sehr gut. Nachdem sie sich ebenfalls umgeschaut hatte, lachte sie. „Ich frage mich bloß, wie du an einem Ort wie diesem überhaupt an Arbeitdenken kannst.“
Carrie wollte gerade erwidern, dass sie ständig an ihre Arbeit dachte, doch das laute Stimmengewirr, das sich in diesem Moment am Ende der Terrasse erhob, lenkte sie ab. Als sie sich neugierig umwandte, sah sie, dass ein besorgt wirkender Kellner auf ihren Tisch zueilte.
Händeringend blieb er vor ihnen stehen und wandte sich an Carrie.
„Verzeihung, Signorina, aber uns ist ein sehr bedauerlicher Irrtum unterlaufen. Dieser Tisch hier … Den hätte man Ihnen nicht geben dürfen. Er war bereits reserviert, wissen Sie …“ Unglücklich schaute er zu der lärmenden Gruppe junger Leute am Ende der Terrasse. „Ihr Tisch und der daneben … Diese Leut