: Bettina Szrama
: Horrormüll Und andere tierisch gruslig skurrile Geschichten
: mysteria Verlag
: 9783955776640
: 1
: CHF 3.20
:
: Fantastische Literatur
: German
: 206
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
10 Geschichten von Bettina Szrama weisen in heiterer, sarkastischer und leicht grusliger Weise auf die Missstände unserer heutigen Zivilisation hin. In 'Horrormüll' entsorgt ein naturliebender Bauer über viele Jahre den Müll der Wochenend-Camper aus der Stadt. Als die Camper beschließen, für immer in der Natur zu leben, erwerben sie von dem Bauern ein Stück Land und errichten auf ihm ihr Haus. Sie ahnen nicht, dass sie auf ihren eigenen, über Jahre angehäuften Müll bauen, der sich für ihre Missetaten rächt. Und in 'Eine durch Gottes Hand tierische Vergeltung' ist Gott stinksauer auf seine lärmende, stinkende und alles zerstörende Schöpfung. Sein Freund Petratsius zeigt ihm, dass sich nicht alle Menschen gleichermaßen über die Vorschriften des Lebens hinwegsetzten und überredet ihn, einigen Auserwählten eine Lehre zu erteilen. Gott begibt sich auf die Erde, wo das Schicksal eines Kindes, eines Hundes, und ein leidvoller Tiertransport zum Handeln zwingen ...

Das Wunder des kleinen blauen Autos

(Aufgeschrieben nach einer wahren Begebenheit)

 

Mein alter Wagen kämpfte sich durch den Schnee. Ich konnte kaum noch etwas vom Weg erkennen und fuhr langsamer. Plötzlich, ich weiß nicht, woher sie gekommen waren, sah ich sie durch das von der Kälte beschlagene Seitenfenster.

Ich überlegte, ob ich weiterfahren oder aussteigen sollte. Letztendlich entschloss ich mich, anzuhalten, weil es so ungewöhnlich war, nachts, in einer einsamen Gegend, auf zwei Kinder zu treffen.

Die wenigen Fachwerkhäuser, deren hell erleuchtete Fenster in mir unstillbare Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit geweckt hatten, lagen bereits weit hinter mir. Es hatte zu schneien begonnen, erst leicht, dann kräftiger, bis von einer kräftigen Bö getragen, unförmige weiße Schneeflocken gegen meine Scheiben klatschten.

Neugierig öffnete ich die Wagentür. Der eisige Wind schnitt mir sofort ins Gesicht.

Im faden Licht des Scheinwerfers standen ein Junge und ein Mädchen. Das Mädchen an seiner Hand schätzte ich auf höchstens sechs Jahre. Trotz der Kälte trugen die beiden keine Handschuhe, keinen Schal und keine Mütze. Auch die übrige Kleidung schien den augenblicklichen Witterungsverhältnissen wenig angepasst. Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass sie sicher schon bessere Tage erlebt hatten. Ich konnte mir nicht erklären, was sie von mir wollten, hier draußen im Dunkeln, auf der vereisten, vom Schnee verwehten Landstraße.

Der Junge pustete seinen Atem in die von der Kälte steifgefrorenen Hände, während das Mädchen neugierig in meinen Wagen schaute und mit heller Stimme ins Innere rief: ››Das ist ja ein Hund! Och, ist der niedlich! Darf ich den mal streicheln?‹‹

Janosch hatte sich daraufhin in seiner ganzen Größe erhoben und ihr sofort sein weiches Schlabbermaul entgegengestreckt. Ich kannte meinen Boxer und wusste, dass er diese willkommene Abwechslung mit Freuden registrierte. Anders als ich.

Die wachen Augen des Jungen ruhten mit großem Interesse auf mir. Ich begriff, dass es nicht mein Hund war, der sie angelockt hatte. Sie mussten etwas auf dem Herzen haben! Da ich von vornherein wusste, dass ich ihnen nicht helfen konnte, egal, welche Bitte sie auch hätten, reagierte ich mit abweisendem Gesichtsausdruck.

Doch da hatte der Junge bereits einen kleinen schäbigen Beutel hervorgeholt, in dem er eifrig zu kramen begann. Nach einem kurzen Moment förderte er zwei selbst angefertigte Holzspielzeuge zutage, von denen er eines dem Mädchen gab. Es waren zwei an einer Schnur aufgereihte Gebilde, die entfernt Ähnlichkeit mit den Kasperpuppen aus meiner Kinderzeit hatten.

Ich blickte verständnislos auf das Spielzeug, während mir der Junge mit einer Behändigkeit, die einem geschäftstüchtigen Kaufmann zur Ehre gereicht hätten, die Sachen feilbot.

››Bitte, Tante, kaufen Sie uns etwas ab!‹‹, bat er. ››Es ist alles reine Handarbeit. Deshalb besonders wertvoll. Das hier ist ein Kasper, der sich an Händen und Füßen bewegt, wenn man an dem Strick zieht.‹‹

Er gab mir sofort fachmännisch eine Anleitung und verwies gleichzeitig auf das Holzpüppchen in den Händen des Mädchens, welches er mir als eine selbst gebastelte Marionette vorstellt