: René Guénon
: Ingo Steinke
: Traditionelle Symbolik Deutsche Ausgabe Band 14
: Books on Demand
: 9783758391224
: Deutsche Ausgabe
: 1
: CHF 16.10
:
: Religion/Theologie
: German
: 456
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Band"Traditionelle Symbolik" vereint Untersuchungen, die René Guénon zwischen 1926 und 1950 in verschiedenen französischen Zeitschriften zum Thema der traditionellen Symbolik veröffentlicht hat. Ihnen gemeinsam ist der Versuch, dem Leser verschiedene Aspekte jener Symbolik näher zu bringen, die über den weltlichen oder religiösen Bereich hinausgeht. So ist das Kennzeichen dessen, was man als traditionelle Symbolik bezeichnet, die ihren Symbolen innewohnende metaphysische Bedeutung. Durch sie wird ihre direkte Verbundenheit mit den höchsten geistigen Wahrheiten deutlich, von denen sich diese Symbole ableiten. Sie vermitteln dem, der über die notwendigen Vorkenntnisse und die geeigneten geistigen Fähigkeiten verfügt, einen Eindruck des"Unausdrückbaren" oder des höchsten metaphysischen Prinzips. Diese höchste Bedeutung der Symbolik ist heutzutage jedoch im Westen weitgehend verloren gegangen. Guénons Untersuchungen sind daher ein wertvoller Beitrag, dieses Wissen, das früher in der traditionellen Wissenschaft und Symbolik noch präsent war, in unserer Zeit wiederzubeleben. Mit der Veröffentlichung der vorliegenden Sammlung über"Traditionelle Symbolik" steht ein profundes Werk über verschiedenste Arten und Aspekte der Symbolik zur Verfügung, dessen breites Themenspektrum in heutiger Zeit seinesgleichen sucht. Auch jene Leser, die sich bereits eingehender mit den Studien Guénons beschäftigt haben, werden hier eine Fülle neuer und vertiefender Informationen zur vielfältigen und komplexen Bedeutung der Symbolik und ihrer Verbindung zur Metaphysik finden. Nach über 20 Jahren der Vorbereitung macht die 14-bändige deutsche Ausgabe die meisten Veröffentlichungen René Guénons erstmals in deutscher Sprache zugänglich und ermöglicht es, dem interessierten deutschsprachigen Leser tiefer in die traditionelle Denkweise und die Lehre der metaphysischen Prinzipien vorzudringen.

René Guénon (1886 -1951) sah sich als Übermittler und Botschafter einer traditionellen Lehre, die seit Anfang der Menschheitsgeschichte unverändert wirkt. Die in ihr enthaltenen Wahrheiten zeigen sich als metaphysische oder göttliche Prinzipien, die je nach Zeit und Ort in unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Sie bilden die Grundlage dessen, was man in den einzelnen Traditionsformen wie dem Hinduismus, Taoismus, Islam oder Christentum heute noch finden kann. Seit 1909 veröffentlichte er eine Vielzahl an Artikeln und Bücher und unterhielt bis zu seinem Tod einen regen Briefverkehr mit seinen Lesern. Seine Werke hatten nie einen großen Leserkreis, führten aber dennoch dazu, dass die traditionelle Sichtweise im modernen Westen wiederentdeckt wurde und sich verbreiten konnte.

2. Wort und Symbol


Wir haben immer wieder auf die Bedeutung der Symbolik bei der Übertragung traditioneller Lehren hingewiesen und möchten nun zu diesem Thema zurückkehren, um ihm noch einige weitere Details hinzuzufügen und deutlich zu machen, aus welchen verschiedenen Blickwinkeln es betrachtet werden kann.

Die Symbolik lässt sich durch die Vermögen der menschlichen Natur besonders gut erfassen, da diese nicht rein geistig sind, sondern eine sinnlich wahrnehmbare Grundlage benötigen, von der sie sich zu höheren Bereichen erheben können. Der Aufbau des Menschen muss daher so genommen werden wie er ist: als Einheit einerseits und als Vielfalt in seiner gesamten Komplexität andererseits. Man neigt dazu, dies zu übersehen, vor allem seit Descartes seine Lehre über die absolute und strikte Trennung zwischen Seele und Körper verbreitet hat. Betrachtet man die rein geistige Intelligenz, so ist keine äußere Ausdrucksform notwendig, damit ihr die Wahrheit verständlich wird. Auch für die Weitergabe des Verstandenen sind derartige Ausdrucksformen auf der Ebene der geistigen Intelligenz überflüssig. Dabei muss man allerdings einschränken, dass dies nicht auf den Menschen zutrifft. Jeder Ausdruck und jede Ausformulierung – was auch immer es sein mag –, ist eine Ausdrucksform und grundsätzlich gesehen ein Symbol des Gedankens, den es nach außen hin darstellen soll. So verstanden ist auch die Sprache selbst nichts anderes als Symbolik. Daher sollte man keinen Unterschied zwischen der Verwendung von Wörtern und Bildern als Symbole machen, da sich diese Ausdrucksweisen vielmehr ergänzen (tatsächlich müssen sie miteinander kombiniert werden, da die Schrift in ihrer ursprünglichen Form auf einer bildhaften Darstellung beruhte, die teilweise bis heute erhalten geblieben ist, wie man am Beispiel von China sehen kann). Die Sprache als solche ist wie der menschliche Gedanke „analytisch“ oder „diskursiv“, so dass sie das geeignete Instrument ist, diesem zu folgen und ihn so genau wie möglich auszudrücken. Die Symbolik ist im Gegensatz dazu auf Synthese bedacht und somit „intuitiv“, was sie besser dafür eignet, Dinge auszudrücken, die für die geistige Eingebung gedacht sind. Diese Art der Eingebung ist höher als die Vernunft, so dass man darauf achten muss, sie nicht mit der Art der niederen Eingebung zu verwechseln, auf die sich die Philosophen beziehen. Wenn man sich mit diesem Unterschied zwischen Sprache und Symbolik nicht zufriedengeben kann und unbedingt wissen möchte, welche die überlegene Ausdrucksform ist, so kann es nur eine Antwort darauf geben: die Symbolik. Sie eröffnet Vorstellungsmöglichkeiten, die nahezu unbegrenzt sind, wogegen der Sprache aufgrund ihrer definierten Bedeutungsinhalte immer