: Bernard Cornwell
: Der leere Thron Historischer Roman
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644548510
: Die Uhtred-Saga
: 1
: CHF 10.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 480
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Auf Æthelreds Thron ruhte ein kunstvoll verzierter Helm. In früheren Zeiten trugen Könige keine Krone, immer nur den Helm. Wem war er nun bestimmt? In langen Kämpfen haben die vereinten Heere der Angelsachsen die Dänen zurückgedrängt. Doch die tödliche Gefahr aus dem Norden hängt weiter über den englischen Königreichen. Und nun liegt Æthelred, Herrscher von Mercien, im Sterben. Wie soll sein Land die Unabhängigkeit vom benachbarten Wessex wahren? Im Kampf um die Nachfolge hält der Krieger Uhtred treu zu Æthelflæd, seiner Herrin und heimlichen Geliebten, Æthelreds Weib. Aber werden die führenden Männer des Reiches eine Frau auf dem mercischen Thron akzeptieren - und sei sie noch so halsstarrig und so tapfer wie diese? «Der ideen- und erfolgreichste Autor historischer Romane, den die Welt zurzeit kennt.» (Wall Street Journal)

 Bernard Cornwell, geboren 1944 in London und aufgewachsen in Essex, arbeitete nach seinem Geschichtsstudium an der University of London lange als Journalist bei der BBC, wo er das Handwerk der gründlichen Recherche lernte (zuletzt als «Head of Current Affairs» in Nordirland). 1980 heiratete er eine Amerikanerin und lebt seither in Cape Cod und in Charleston/South Carolina. Weil er in den USA zunächst keine Arbeitserlaubnis erhielt, begann er Romane zu schreiben. Im englischen Sprachraum gilt er als unangefochtener König des historischen Abenteuerromans. Seine Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt - Gesamtauflage: mehr als 30 Millionen Exemplare. Die Queen zeichnete ihn mit dem «Order of the British Empire» aus.

Prolog


Mein Name ist Uhtred. Ich bin der Sohn Uhtreds, der ein Sohn Uhtreds war, und auch sein Vater hieß Uhtred. Mein Vater schrieb seinen Namen solcherart: Uhtred, aber ich habe auch die Schreibungen Utred, Ughtred und sogar Ootred gesehen. Einige dieser Namen stehen auf alten Pergamenten, die erklären, dass Uhtred, der Sohn Uhtreds und Enkel Uhtreds, der rechtmäßige, einzige und immerwährende Besitzer des Gebietes ist, das säuberlich von Steinen und Deichen bezeichnet wird, von Eichen und Eschen, vom Marschland und der See. Dieses Gebiet liegt im Norden des Landes, das nun bei uns Englaland heißt. Es sind wellenzerklüftete Breiten unter einem windgepeitschten Himmel. Es ist das Land, das wir Bebbanburg nennen.

Ich habe Bebbanburg erst als Erwachsener gesehen, und als wir seine hohen Befestigungswälle zum ersten Mal angriffen, sind wir gescheitert. Damals regierte der Cousin meines Vaters die mächtige Festung. Sein Vater hatte sie meinem Vater geraubt. Es war eine Blutfehde. Die Kirchenmänner versuchten, die Fehde zu beenden, indem sie sagten, der Gegner aller sächsischen Christen sei der heidnische Nordmann, ganz gleich, ob Däne oder Norweger, doch mein Vater hat mich auf die Fehde eingeschworen. Hätte ich den Schwur abgelehnt, dann hätte er mich enterbt, genau wie er meinen älteren Bruder enterbt und verleugnet hat. Nicht weil sich mein Bruder nicht an der Fehde beteiligen wollte, sondern weil er ein christlicher Priester geworden ist. Mir wurde einst der Name Osbert gegeben, aber als mein älterer Bruder Priester wurde, bekam ich seinen Namen. Mein Name ist Uhtred von Bebbanburg.

Mein Vater war ein Heide, ein Kriegsherr und furchteinflößend. Er hat mir oft erzählt, dass ihm sein eigener Vater Furcht einflößte, aber das kann ich nicht glauben, denn nichts schien ihn ängstigen zu können. Viele Leute behaupten, unser Land würde jetzt Daneland heißen und wir würden Thor und Wotan anbeten, wenn es meinen Vater nicht gegeben hätte, und das ist wahr. Wahr und seltsam, denn er hasste den Christengott, nannte ihn den ‹angenagelten Gott›, und dennoch verbrachte er den größten Teil seines Lebens damit, gegen die Heiden zu kämpfen. Die Kirche gibt nicht zu, dass Englaland durch meinen Vater entstanden ist, behauptet, es sei von christlichen Kriegern erobert und geformt worden, doch das Volk von Englaland kennt die Wahrheit. Mein Vater hätte Uhtred von Englaland heißen sollen.

Im Jahre unseres Herrn 911 jedoch gab es kein Englaland. Es gab Wessex und Mercien und Ostanglien und Northumbrien, und als der Winter in diesem Jahr von einem trübseligen Frühling abgelöst wurde, befand ich mich an der Grenze von Mercien und Northumbrien in dem dichtbewaldeten Gebiet nördlich des Flusses Mærse. Wir waren achtunddreißig Mann, alle beritten, und wir alle warteten unter den winterkahlen Ästen eines Hochwaldes. Unterhalb von uns lag ein Tal, in dem ein schmaler, schneller Strom Richtung Süden floss und in dessen tiefverschatteten Senken Frost hing. Das Tal war menschenleer, doch kurz zuvor waren etwa fünfundsechzig Reiter dem Strom nach Süden gefolgt und dann dort verschwunden, wo das Tal und sein Strom eine scharfe Kehre nach Westen machten. «Jetzt kann es nicht mehr lange dauern», sagte Rædwald.

Diese Worte waren nur der Anspannung geschuldet, und ich sagte nichts darauf. Auch ich war angespannt, aber ich versuchte, es nicht zu zeigen. Stattdessen stellte ich mir vor, was mein Vater getan hätte. Er hätte vorgebeugt im Sattel gesessen, bewegungslos und mit finsterem Blick, und so beugte ich mich im Sattel vor und starrte unentwegt in das Tal. Dann berührte ich das Heft meines Schwertes.

Die Klinge hieß Rabenschnabel. Ich nehme an, dass sie früher einen anderen Namen hatte, denn sie gehörte einst Sigurd Thorrson, und er musste