: Jeanne Siaud-Facchin
: Zu intelligent, um glücklich zu sein? Was es heißt, hochbegabt zu sein
: Goldmann
: 9783641187354
: 1
: CHF 9.80
:
: Lebensführung, Persönliche Entwicklung
: German
: 320
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Viele Menschen haben besondere Begabungen und Fähigkeiten - aber wird das immer als Bereicherung erlebt? Nicht selten überfordern sie sich selbst und geraten in soziale Außenseiterrollen. Die französische Psychologin Jeanne Siaud-Facchin erklärt, wie sie selbstbewusst und glücklich mit ihrem Talent umgehen.

Jeanne Siaud-Facchin, geboren 1957, ist Psychologin und Expertin auf dem Gebiet der Hochbegabtenforschung. Sie ist Autorin mehrerer Bücher zu dem Thema und Gründerin des unabhängigen Cogito'Z-Instituts, das sich mit Lernforschung bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt.

Zweites Kapitel

Warum es wichtig ist, sich für hochbegabte Erwachsene zu interessieren

»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich war, als ich herausfand, dass ich ganz normal bin, ich, die ich mir immer schräg, unangepasst und unfähig vorgekommen bin! Endlich hatte ich die richtigen Worte für meine Probleme, und wenn ich auch nicht frei bin, so fühle ich mich doch befreit.«

Diese Aussage einer 43-Jährigen fasst goldrichtig zusammen, was für einen Aufwind man erfahren kann, wenn man endlich feststellt, zu einer Gruppe zu gehören, die ganz ähnlich tickt wie man selbst. Das Thema der hochbegabten Erwachsenen ist daher noch sensibler zu behandeln als das der hochbegabten Kinder. Wenn sich manche schon dagegen sträuben, dass es Kinder mit besonderen Fähigkeiten gibt, fällt es natürlich erst recht schwer zu akzeptieren, dass diese Fähigkeiten, die Hochbegabte auszeichnen, bis ins Erwachsenenalter fortdauern. Sie selbst merken es, ohne es in Worte fassen zu können, die anderen spüren es auch, schieben Unterschiede jedoch spontan auf den Charakter, auf eine gewisse Originalität, ein »Eigenbrötlertum«, eine »rebellische«, zu sensible »Außenseiternatur« ihrer Freundin oder ihres Freundes … Und so sieht sich der hochbegabte Erwachsene gefangen – und das buchstäblich, seit er denken kann – in einer Welt voller Spiegel, die vielfältige, allzu häufig verzerrte Bilder von ihm wiedergeben.

Auf der Suche nach sich selbst

Der Hochbegabte sucht selbst nach seinem Spiegelbild, seiner Identität, er hat wie jeder andere Mensch auch das Bedürfnis zu verstehen, wer er ist, wie er tickt, warum er geliebt oder abgewiesen wird, was seine Stärken und seine tatsächlichen Talente sind, seine tatsächlichen Grenzen. Er oder sie möchte in sich den Kern der Identität spüren, um den herum man sich konstruiert und von dem aus man im Spiel des Lebens mitmischt, Beziehungen mit anderen Menschen eingeht. Von Kindesbeinen an versuchen wir ohne Unterlass, uns selbst zu verstehen, um die Welt besser verstehen zu können, auch die anderen Menschen, und vor allem, um ein besseres Leben zu führen. Dieses ganz natürliche Bestreben wird je nach Persönlichkeit mehr oder weniger bewusst erlebt. Manche Menschen tragen ihr Leben lang Glaubenssätze mit sich her