Eins
Das Jahr 1754 war erst wenige Tage alt. Im Collegium Carolinum, der Hohen Schule des Herzogtums Braunschweig, herrschte zu dieser frühen Morgenstunde noch Ruhe. Müde tappte der Student Fritz Bosse, ein schmaler Jüngling von knapp achtzehn Jahren, den Laubengang entlang. Zwischen zwei Pfeilern blieb er stehen und blickte hinauf in die Nachtschwärze über dem Innenhof. Ein eingemauerter Himmel, von keinem Stern erhellt.
Fritz gähnte, packte seine Bücher fester und ging weiter, dem Ende der Arkaden zu, wo eine Laterne den Weg zu den Hörsälen wies. Von der Katharinenkirche schlug es acht. Freitagmorgen, acht Uhr, das bedeutete: Erklärung der besten lateinischen Autoren durch Professor Leberecht Schweikhardt, diesen langweiligen Pedanten. Trostloser ließ sich ein Morgen kaum beginnen. Doch es war besser, sich zu sputen, denn der Professor begrüßte Bummler gern mit einer Extraaufgabe zum Übersetzen. Warum hatte die Schulglocke eigentlich nicht geläutet?
Das Auditorium war erst spärlich besucht. Auf den Bänken an den mit grünem Wachstuch bespannten Tischen saßen zwei Studenten: Ferdinand Schweikhardt, der Sohn des Professors, und Caspar de Schöller, der sich eine Felldecke bis unter seine spitze Nase gezogen und