: Kristin Hannah
: Das Mädchen mit dem Schmetterling Wohin das Herz uns trägt
: Aufbau Verlag
: 9783841215925
: 1
: CHF 7.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 528
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Wie die Liebe uns ins Leben zurückholt.

Di Kinderpsychologin Julia Cates steht vor den Trümmern ihrer Karriere. Von Schuldgefühlen gepeinigt, kehrt sie zu ihrer Schwester in ihren Heimatort am Mystic Lake zurück, wo ein schwer traumatisiertes Kind auftaucht. Gemeinsam mit dem Arzt Max versucht sie herauszufinden, was dem Kind angetan wurde. Bis sich ein Mann meldet, der behauptet, der Vater zu sein. Julia muss alles riskieren, um zu verstehen, wer das Mädchen tatsächlich ist - und zu wem es gehört ...

Ein berührender Roman darüber, wie ein Kind, das Hilfe braucht, das Leben einer Frau verändert.

Dieser Roman erschien erstmals unter dem Titel 'Wohin das Herz uns trägt'.



Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine der Top-Bestseller-Autorinnen der USA und lebt mit ihrem Mann im Pazifischen Nordwesten der USA. Nach zahlreichen Bestsellern war es ihr Roman 'Die Nachtigall', der Millionen von Lesern in über vierzig Ländern begeisterte und zum Welterfolg wurde. Eine prominent besetzte Verfilmung wird derzeit produziert.

Erstes Kapitel


Bald ist es vorbei.

Julia Cates wusste nicht mehr, wie oft sie sich das schon gesagt hatte, aber heute würde es wahr werden – endlich. In ein paar Stunden würde die Welt die Wahrheit über sie wissen.

Vorausgesetzt, sie schaffte es in die Innenstadt. Leider ähnelte der Pacific Coast Highway eher einem Parkplatz als einer Schnellstraße. In den Hügeln hinter Malibu brannte es mal wieder; Rauch hing über den Dächern und verwandelte die ansonsten klare Luft an der Küste in dicken braunen Dunst. Wie so oft wachten in der Stadt die Babys mitten in der Nacht auf, weinten grauschwarze Tränen und rangen nach Atem. Sogar die Brandung schien langsamer geworden zu sein, als wäre auch das Meer von der unzeitgemäßen Hitze erschöpft.

So gut es ging, manövrierte sie sich durch den Verkehr, der abwechselnd vor sich hin zuckelte und ganz ins Stocken geriet, und versuchte sich möglichst wenig aufzuregen, wenn ein anderer Autofahrer sie abdrängte oder einfach frech vor ihr einscherte. Damit musste man in dieser gefährlichsten Jahreszeit Südkaliforniens immer rechnen, denn die erhitzten Gemüter fingen ebenso schnell Feuer wie die ausgetrockneten Gärten. Die Hitze machte die Leute nervös.

Schließlich erreichte sie die Ausfahrt zum Gericht und verließ den Freeway.

In der Nähe des Gebäudes wimmelte es von Übertragungswagen, auf der Freitreppe lauerten die Reporter mit gezückten Mikrofonen und Kameras und warteten, dass es endlich losging. Anscheinend gehörte das in Los Angeles mehr und mehr zum Alltag – Gerichtsprozesse als Medienereignis. Michael Jackson. Courtney Love. Robert Blake.

Julia bog um die Ecke und fuhr zu einem Seiteneingang, wo ihre Anwälte schon auf sie warteten.

Dort parkte sie, stieg aus und wollte sich selbstbewusst auf den Weg machen, konnte sich jedoch eine schreckliche Sekunde lang nicht von der Stelle rühren.Du bist unschuldig, rief sie sich in Erinnerung.Das werden sie merken. Das System wird funktionieren. Sie zwang sich, immer einen Fuß vor den anderen zu setzen, dann noch einen. Ein Gefühl, als müsste sie sich durch unsichtbare Drahtschlingen eine Steigung emporkämpfen. Als sie endlich bei den anderen ankam, brachte sie nur unter Aufbietung aller Kräfte ein Lächeln zustande. Aber auf eins konnte sie sich zum Glück verlassen: Dieses Lächeln wirkte echt. Jeder Psychologe wusste, wie man das bewerkstelligte.

»Hallo, Dr. Cates«, sagte Frank Williams, der Leiter des Verteidigerteams. »Wie geht es Ihnen?«

»Gehen wir«, antwortete sie nur und überlegte, ob sie wohl die Einzige war, die das leichte Zittern in ihrer Stimme wahrgenommen hatte. Sie hasste diesen untrüglichen Beweis ihrer Angst. Gerade heute musste sie besonders stark sein, um der Welt zu zeigen, dass sie in ihrem Beruf wirklich so kompetent war, wie alle dachten, und dass sie sich absolut gar nichts hatte zuschul