: Roger Behrens, Elmar Flatschart, Gunnar Hindrichs, Magnus Klaue, Richard Klein, Susanne Kogler, Mart
: Gerhard Schweppenhäuser, Sven Kramer
: Zeitschrift für kritische Theorie / Zeitschrift für kritische Theorie, Heft 44/45 23. Jahrgang (2017)
: zu Klampen Verlag
: 9783866747005
: 1
: CHF 25.00
:
: 20. und 21. Jahrhundert
: German
: 288
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die »Zeitschrift für kritische Theorie« ist ein Diskussionsforum für die materiale Anwendung kritischer Theorie auf aktuelle Gegenstände und bietet einen Rahmen für Gespräche zwischen den verschiedenen methodologischen Auffassungen heutiger Formen kritischer Theorie. Sie dient als Forum, das einzelne theoretische Anstrengungen thematisch zu bündeln und kontinuierlich zu präsentieren versucht. Das Heft wird einen Schwerpunkt zum Thema »Zur gesellschaftlichen Lage der Musik heute« enthalten.

Magnus Klaue

Das Weltkind und seine Propheten


Jean-Paul Sartre in Berlin, 1948

I. Prolog: Seelenruhe mit Heidegger

Als Jean-Paul Sartre anlässlich der Aufführung seines StücksLes mouches (dt.:Die Fliegen) im Januar 1948 erstmals seit Kriegsende Berlin besuchte, begegnete er der Bevölkerung aufgeschlossen und zukunftsfroh. Dies war wohl nicht zuletzt darin begründet, dass er die deutsche Besatzung in Frankreich als Fortsetzung eines andauernden Urlaubs erlebt hatte. Das Waffenstillstandsabkommen mit Deutschland, de facto die Erklärung der Kapitulation, war einen Tag nach seinem 35. Geburtstag, am 22. Juni 1940, unterzeichnet worden. Zuvor war sein Einsatz in der Wetterstation der 70. Artilleriedivision in Essey-lès-Nancy (Lothringen) zu Ende gegangen, der für ihn eine »unverhoffte Ferienzeit« gewesen war.1 Vor Unterzeichnung des Abkommens von Compiègne war Sartres Einheit dann von deutschen Truppen gefangen genommen worden. Acht Monate hatte die Kriegsgefangenschaft gedauert, die Sartre weniger als Zeit der Entbehrungen denn als Fortsetzung der Auszeit während derdrôle de guerre wahrgenommen zu haben scheint. Sartre sei, resümiert seine Biographin Annie Cohen-Solal, auch in der Gefangenschaft »gesellig und glücklich« gewesen.2 Als er von den Deutschen im Viehwaggon in den Stalag XII D bei Trier gebracht wurde, habe er sich, so Cohen-Solal, in »absoluter Seelenruhe« befunden und sei »der einzige« gewesen, »der lyrisch die Schönheit der Landschaft« bedichtete.3 Die Arbeit in der Station hatte ihm viel Zeit zur literarischen Arbeit gelassen, an die er während der Gefangenschaft anknüpfen konnte. Dokumentiert ist Sartres Alltag jener Zeit in denCarnets de la drôle de guerre4, einem posthum erschienenen Tagebuch.

Dass diedrôle de guerre nicht nur