: E. T. A. Hoffmann, Guy de Maupassant, Nathaniel Hawthorne, Oscar Wilde, Rudyard Kipling
: SPUK. Schauergeschichten des 19. Jahrhunderts. Band 1
: apebook Verlag
: 9783961301485
: 1
: CHF 2.50
:
: Fantastische Literatur
: German
Dies ist eine Zusammenstellung von Schauerliteratur berühmter Autoren des 19. Jahrhunderts. Es finden sich hier Erzählungen von E. T. A. Hoffmann, Theodor Storm und Eduard Mörike ebenso wie Geschichten von Nathaniel Hawthorne, Oscar Wilde, Rudyard Kipling oder Guy de Maupassant. Verbindendes Element der Erzählungen dieser so unterschiedlichen Schriftsteller ist jeweils das Übernatürliche und Phantastische, das in ihren Texten auf die Leserinnen und Leser wartet, um sie in ihren Bann zu ziehen. 'SPUK' ist der erste Band der 'Schauergeschichten des 19. Jahrhunderts'. Den zweiten Band finden Sie unter dem Titel 'MORD. Schauergeschichten des 19. Jahrhunderts. Band 2'. ÜBER DIE BUCHREIHE Die ApeBook Classics erwecken berühmte und auch weniger bekannte Meisterwerke der Weltliteratur zu neuem Leben in digitalem Format. Dadurch werden auch zu Unrecht beinahe in Vergessenheit geratene Werke für das kulturelle Gedächtnis bewahrt. apebook hält die höchsten Standards in der eBook-Produktion ein und bietet Ihnen qualitativ hochwertig und ästhetisch ansprechend aufbereitete Klassiker zu einem fairen Preis. Geben Sie sich nicht mit billigen und lieblosen Versionen zufrieden, wenn Sie gute Literatur lieben, sondern entscheiden Sie sich für preisgünstige, aber schöne Ausgaben aus einem echten Verlag. Mit den ApeBook Classics erhalten Sie professionell erstellte eBooks, die den literarischen Wert ihres Inhalts durch eine entsprechende Gestaltung würdigen. Suchen Sie nach weiteren Titeln der ApeBook Classics, um Ihre digitale Bibliothek aufzubauen, indem Sie in das Suchfeld 'apebook' eingeben. Ausgewählte Titel bietet apebook übrigens zugleich auch als Taschenbuch-Ausgabe an. Und last but not least: apebook unterstützt die Umweltorganisation 'Rettet den Regenwald e. V.'. Indem Sie die Bücher aus unserem Shop kaufen, tun Sie das auch. Einen kompletten Überblick über das Verlagsprogramm erhalten Sie unter: www.apebook.de

Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde | E.T.A. Hoffmann


Auszug aus: Die Serapionsbrüder (1818)

 

 

Am zweiten Pfingsttag war das sogenannte Webersche Zelt, ein öffentlicher Ort im Berliner Tiergarten, von Menschen allerlei Art und Gattung so überfüllt, daß Alexander nur durch unablässiges Rufen und Verfolgen dem verdrießlichen, durch die Menge hin- und hergedrängten Kellner einen kleinen Tisch abzutrotzen vermochte, den er unter die schönen Bäume hinten heraus auf den Platz am Wasser stellen ließ und woran er mit seinen beiden Freunden Severin und Marzell, die unterdessen, nicht ohne strategische Künste, Stühle erbeutet, in der gemütlichsten Stimmung von der Welt sich hinsetzte. Erst seit wenigen Tagen hatte jeder sich in Berlin eingefunden, Alexander aus einer entfernten Provinz, um die Erbschaft einer alten Tante, die unverheiratet gestorben, in Empfang zu nehmen, Marzell und Severin, um die Zivilverhältnisse wieder anzuknüpfen, die sie, den eben beendigten Feldzug mitmachend, so lange aufgegeben. Heute wollten sie sich des Wiedersehens und Wiederfindens recht erfreuen, und, wie es zu geschehen pflegt, nicht der ereignisreichen Vergangenheit, nein! des nächsten Augenblicks, des eben bestehenden Tuns und Treibens im Leben wurde zuerst gedacht. »Wahrhaftig,« sprach Alexander, indem er die dampfende Kaffeekanne ergriff und den Freunden einschenkte, »wahrhaftig, wenn ihr mich sehen solltet in der abgelegenen Wohnung der verstorbenen Tante, wie ich morgens in finsterm Schweigen pathetisch die hohen, mit düstern Tapeten behängten Zimmer durchwandle, wie dann Jungfer Anne, die Haushälterin der Seligen, ein kleines gespenstisches Wesen, hineinkeucht und hüstelt, die zinnernen Präsentierteller mit dem Frühstück in den zitternden Armen tragend, das sie mit einem seltsamen rückwärts ausgleitenden Knix auf den Tisch stellt und dann, ohne ein Wort zu reden, seufzend und auf zu weiten Pantoffeln schlarrend, wie das Bettelweib von Lokarno, sich wegbegibt; wie Kater und Mops, mich mit ungewissen Blicken von der Seite anschielend, ihr folgen, wie ich dann allein, von einem melancholischen Papagei angeschnurrt, von nickenden Pagoden dumm angelächelt, eine Tasse nach der andern einschlürfe und kaum wage, das jungfräuliche Gemach, in dem sonst nur Bernstein- und Mastix-Opfer galten, durch schnöden Tabaksqualm zu entweihen – ja, wenn ihr mich so sehen solltet, ihr müßtet mich durchaus was weniges für verhext, für eine Art Merlin halten. Ich kann euch sagen, daß nur die leidige Bequemlichkeit, die ihr schon so oft mir vorwarfet, daran schuld ist, daß ich gleich, ohne mich nach einer andern Wohnung umzusehen, in das öde Haus der Tante zog, das die pedantische Gewissenhaftigkeit des Testamentsvollziehers zu einem recht unheimlichen Aufenthalt gemacht hat. So wie die wunderliche Person, die ich kaum gekannt, es verordnete, blieb alles bis zu meiner Ankunft in unverändertem Zustande. Neben dem in schneeweißen Linnen und meergrüner Seide prangenden Bette steht noch das kleine Taburett, auf dem, wie sonst, das ehrbare Nachtkleid mit der stattlichen vielbebänderten Haube liegt, unten stehen die grandiosen gestickten Pantoffeln, und eine silberne hellpolierte Sirene als Henkel irgendeines unentbehrlichen Geschirrs funkelt unter der mit weißen und bunten Blumen bestreuten Bettdecke hervor. Im Wohnzimmer liegt die unvollendete Nähterei, die die Selige kurz vor ihrem Hinscheiden unternahm, Arndts ›Wahres Christentum‹ aufgeschlagen daneben; was aber für mich wenigstens das Unheimliche und Grauliche vollendet, ist, daß in ebendemselben Zimmer das lebensgroße Bild der Tante hängt, wie sie sich vor fünfunddreißig bis vierzig Jahren in vollem Brautschmuck malen ließ, und daß, wie mir die Jungfer Anne unter vielen Tränen erzählt hat, sie in ebendiesem vollständigen Brautschmuck begraben worden ist.« »Welch eine eigne Idee!« sprach Marzell. »Die aber sehr nahe liegt,« fiel ihm Severin ins Wort, »da verstorbene Jungfrauen Christusbräute sind, und ich hoffe, daß niemand so ruchlos sein wird, diesen auch der bejahrten Jungfrau geziemenden frommen Glauben zu belächeln, wiewohl ich nicht verstehe, warum sich die Tante früher gerade als Braut malen ließ.« »So wie mir erzählt worden,« nahm Alexander das Wort, »war die Tante einmal wirklich versprochen, ja, der Hochzeittag war da, und sie erwartete in vollem Brautschmuck den Bräutigam, der aber ausblieb, weil er für gut gefunden hatte, mit einem Mädchen, die er früher gelie