: Ulrike Schweikert
: Das Reich der Finsternis - Verdammt Band 2
: cbj Kinder-& Jugendbücher
: 9783641103507
: 1
: CHF 8.00
:
: Kinderbücher bis 11 Jahre
: German
: 208
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zwei Geschwister im Kampf gegen die Welt
der Magischen

Die Elfen im Reich der Finsternis sinnen auf Rache, denn die Großmutter von Mona und Patrick will ihre Ländereien verkaufen. Unter denen aber liegt das Reich der Magischen. Was diese nicht wissen, ist, dass die Großmutter von einem skrupellosen Anwalt erpresst wird und ihr die Pfändung droht. Zunächst sind die beiden Geschwister angesichts der Situation ratlos, doch dann verrät ihnen einer der beiden Hauskobolde ein Geheimnis: Irgendwo auf den Ländereien der Familie befindet sich seit Jahrhunderten ein mysteriöser Schatz! Und nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, bei dem sich zeigen muss, ob Mona, Patrick und ihre magischen Freunde sein Geheimnis lüften können ...

Ulrike Schweikert arbeitete nach einer Banklehre als Wertpapierhändlerin, studierte Geologie und Journalismus. Seit ihrem fulminanten Romandebüt »Die Tochter des Salzsieders« ist sie eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen historischer Romane. Ihr Markenzeichen: faszinierende, lebensnahe Heldinnen. Nach ihren beiden großen historischen Jugendromanen »Das Jahr der Verschwörer« und »Die Maske der Verräter« hat die vielseitige Autorin inzwischen ihre erste Fantasy-Saga für Jugendliche verfasst, die auf Anhieb ein Erfolg wurde: »Die Erben der Nacht«. Ulrike Schweikert lebt und schreibt in der Nähe von Stuttgart.

Der Felsengang zog sich scheinbar endlos dahin– bedrückend eng, niedrig und stockfinster. Ohne eine Lampe konnte man nicht die Hand vor den Augen erkennen!

Den beiden Gestalten, die erstaunlich flink ihrem Weg folgten, schien es dagegen nichts auszumachen, auf solch ein Hilfsmittel zu verzichten. Da sie vom Kopf bis zu ihren Füßen kaum dreißig Zentimeter maßen, waren Höhe und Breite des Ganges für sie reichlich bemessen.

Das eine Wesen war schlank, hatte karamellbraune Haut und trug eine Hose und einen Kittel, die ihm zu groß waren, und einen verbeulten Hut auf seinem kurzen nussbraunen Haar. Bei dem anderen Wesen fiel dagegen zuerst das lange, feuerrote Haar ins Auge, das sich in wundervollen Locken bis zur Taille herab ringelte. Die Hautfarbe glich zwar der des anderen, doch im Gegensatz zu ihm hatte sie glatte, schöne Gesichtszüge und golden schimmernde bernsteinfarbene Augen, die in Kontrast zu ihrem langen, grünen Kleid standen. Brock und Finola waren Hauskobolde. Beide lebten schon seit Generationen im Haus der Familie O’Connor.

Eine Weile eilten sie schweigend nebeneinander her, wobei Brock immer wieder ein Stück zurückfiel.

»Trödel nicht!«, herrschte ihn die Koboldin an und schüttelte ihre feuerrote Haarpracht.»Wir haben heute Nacht einen wichtigen Auftrag zu erledigen!«

»Das ist mir durchaus bewusst«, gab Brock würdevoll zurück, doch er wirkte ein wenig bedrückt.

Finola drehte sich zu ihm um und musterte ihn.»Was ist los? Was machst du für ein Gesicht? Du kannst froh sein, dass dir Sainúil keine größere Strafe auferlegt hat, dafür, dass du seine Gefangenen befreit hast. Er hätte dich auch der Banshee vorwerfen können.«

Bei der Erwähnung der Todesfee, die draußen in den Mooren hauste, schauderte es den Hauswichtel.

»Mir ist es durchaus bewusst, dass der Elfenfürst sehr großzügig an mir gehandelt hat«, gab Brock gestelzt zurück.

Finola nickte beifällig und erkundigte sich dann neugierig:»Hast du wirklich geglaubt, er würde nicht erfahren, dass du den Kindern bei ihrer Flucht geholfen hast? Es gibt nichts, was man vor den Elfen geheim halten könnte!«

Brock seufzte.»Das war mir schon klar, aber es war meine Pflicht, ihnen zu helfen. Mona und Patrick sind die Kindeskinder unserer Herrin.«

»Deiner Herrin!«, widersprach Finola.

»Nein, unserer Herrin«, beharrte Brock.»Du bist nicht nur an das Haus der O’Connor gebunden, sondern auch an seine Herrschaft.«

Finola schüttelte vehement den Kopf.»Nein, ich kann tun und lassen, was ich will.«

»Wie zum Beispiel Mrs O’Connor die Treppe hinunterstoßen?«, raunzte sie Brock an.

Finola schnaubte unwillig.»Willst du mir das jetzt noch die nächsten einhundert Jahre vorwerfen? Ich war wütend!«

»Dann hättest du auch einfach ein paar Teller runterwerfen können.«

»Ich war abersehr wütend!«, beharrte sie.

»Ja, ich weiß«, seufzte Brock.»Die Herrin hätte niemals das Erbe der O’Connor verkaufen dürfen und damit auch uns Magische und unsere heiligen Stätten im Reich der Finsternis.«

Finola nickte.»Genau! Und das, nachdem der größte Teil des Besitzes mit der großen Burg Ashford Castle der Familie ohnehin schon in den dunklen Zeiten bereits verloren gegangen ist.«

Sie brüteten eine Weile still vor sich hin, während sie weiter dem endlosen Gang folgten, der immer noch geradewegs nach Osten führte.

»Nun, vielleicht wird ja noch alles gut«, unterbrach Finola schließlich das Schweigen.»Du musst nur diesen zweiten Vertrag finden und dem Fürsten bringen. Dann kann er auch dieses schändliche Papier vernichten, und der Spuk ist zu Ende und vergessen.« Brock brummte nur.

»Oder etwa nicht?«, beharrte die Koboldin mit drohendem Unterton.

»Du stellst dir das alles viel zu einfach vor«, meinte Brock.»Glaubst du, wir marschieren einfach in das Schloss rein, nehmen den Vertrag und gehen wieder?«

Finola sah ihn erstaunt an.»Aber ja. Warum nicht? Du weißt doch, wie das Ding aussieht. Du hast das Gegenstück ja auch unter Mrs O’Connors Papieren gefunden. Außerdem kannst du lesen.«

Brock schüttelte in tragischer Verzweiflung den Kopf.»Ja, das kann ich im Gegensatz zu dir allerdings. Doch dazu muss ich die Papiere erst einmal in die Hand bekommen. Ashford Castle ist riesig! Er gibt bestimmt Hunderte Zimmer, Flure und Kammern. Das ist nicht so wie in Mrs O’Connors Haus, wo es ein winziges Arbeitszimmer und einen Schreibtisch mit ein paar Schubladen gibt. Der Vertrag kannüberall sein. Es kann eine Ewigkeit dauern, bis wir das Schloss vom Keller bis zum letzten Dachboden durchsucht haben.«

Diese Vorstellung musste Finola erst einmal verdauen. Das hörte sich nach einer verdammt langen und vor allem langweiligen Arbeit an. Brock musste fast lachen, als er sah, wie sich bei dieser Vorstellung das Entsetzen auf ihrer Miene abzeichnete.

»Es muss doch einen einfacheren Weg geben, den Vertrag zu finden«, rief sie.»Das Schloss muss doch Hauskobolde haben, dieüber alles Bescheid wissen.«

»Ja, das ist meine zweite Befürchtung«, erwiderte Brock.»Meinst du etwa, die werden uns helfen, ihre Herrschaft zu bestehlen?«

»Wenn es solche Wichte sind wie du, bestimmt nicht«, gab Finola patzig zurück.»Aber das glaube ich nicht. Warum sollte dieser Amerikaner einen Hauswichtel haben?&