: John Grisham
: Das Manuskript Roman
: Heyne
: 9783641266257
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 384
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Hurrikan Leo steuert mit vernichtender Gewalt auf Camino Island zu. Die Insel wird evakuiert, doch der Buchhändler Bruce Cable bleibt trotz der Gefahr vor Ort. Leos Folgen sind verheerend: Mehr als zehn Menschen sterben. Eines der Opfer ist Nelson Kerr, ein Thrillerautor und Freund von Bruce. Aber stammen Nelsons tödliche Kopfverletzungen wirklich vom Sturm? In Bruce keimt der Verdacht, dass die zwielichtigen Figuren in Nelsons neuem Roman realer sind, als er bisher annahm. Er beginnt zu ermitteln und entdeckt etwas, was weit grausamer ist als Nelsons Geschichten.

John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.

KAPITEL 2


Der Tatort

1.


Bruce, der absolut keine Erfahrung mit einer Kettensäge hatte, gab das Werkzeug unverzüglich an Nick weiter, der es vorher zumindest schon einmal in der Hand gehalten hatte. Sie brauchten zehn Minuten, um herauszufinden, wie man das verdammte Ding überhaupt startete. Dann legte Nick los und zerkleinerte selbst die dünnsten Äste und Zweige. Bruce folgte ihm in sicherem Abstand durch den Garten und sammelte das Holz auf. Er war gerade dabei, einige Äste auf einen Haufen zu werfen, als wie aus dem Nichts ein Polizeibeamter von Santa Rosa auftauchte. Bruce fuchtelte hektisch mit den Händen herum, und Nick schaltete widerwillig die Kettensäge aus. In einiger Entfernung heulte noch eine.

Der Beamte stellte sich vor, und nach ein paar Minuten, in denen sie sich über den Sturm unterhielten, sagte er: »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass es Tote gegeben hat. Die meisten wohl an der Nordspitze der Insel.«

Bruce nickte und erkundigte sich, was das mit ihm zu tun habe.

»Ihr Freund Nelson Kerr hat eine Kopfwunde erlitten. Er hat es nicht geschafft«, erklärte der Beamte.

»Nelson!«, rief Bruce ungläubig. »Nelson ist tot?«

»Leider ja. Er hat Ihren Namen und Ihre Telefonnummer als seinen Kontakt auf der Insel angegeben.«

»Was ist passiert?«

»Keine Ahnung. Ich bin nicht am Unglücksort gewesen. Ich habe die Anweisung bekommen, Sie zu finden. Mein Vorgesetzter möchte, dass Sie mitkommen und die Leiche identifizieren.«

Bruce warf einen verwirrten Blick in Richtung Nick, der so fassungslos war, dass er kein Wort herausbrachte. »Ja, sicher. Gehen wir«, sagte Bruce schließlich.

Der Beamte sah Nick an. »Sie sollten die Kettensäge mitnehmen. Wir brauchen sie vielleicht.«

Vor dem Haus stand ein grün-gelber John Deere Gator, ein Geländefahrzeug mit Allradantrieb, das allerdings nur zwei Sitze hatte. Bruce setzte sich nach vorn neben den Polizeibeamten, während Nick mit der Kettensäge in der Hand auf die offene Ladefläche kletterte. Sie fuhren los, bogen Richtung Westen ab und mussten schon den ersten Ästen und Trümmerteilen auf der Straße ausweichen. Ihr Weg führte sie aus dem Stadtzentrum heraus, und sie rollten langsam im Zickzack durch das Chaos.

Es war katastrophal. Bäume, Äste, heruntergerissene Stromleitungen, Gartenmöbel, Bretter, Dachschindeln, Müll und stehendes Wasser blockierten sämtliche Stra