: John Grisham
: Das Bekenntnis Roman
: Heyne
: 9783641243586
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 608
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wenn aus der Wahrheit Böses wächst - der neue große Roman von John Grisham
Oktober 1946 in Clanton, Mississippi. Pete Banning ist einer der angesehensten Bürger der Stadt. Der hochdekorierte Kriegsveteran hat es als Oberhaupt einer alt eingesessenen Familie mit dem Anbau von Baumwolle zu Reichtum gebracht. Er ist ein aktives Mitglied der Kirche, ein loyaler Freund, ein guter Vater, ein verlässlicher Nachbar. Doch eines Morgens wendet sich das Blatt. Pete Banning steht in aller Früh auf, nimmt ein leichtes Frühstück zu sich, fährt zur Kirche und erschießt den Pfarrer. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Die Gemeinde ist erschüttert, und es gibt nur eine einzige Frage: Warum? Pete Banning aber schweigt. Sein einziger Kommentar lautet: »Ich habe nichts zu sagen.« Und auch als ihm die Todesstrafe droht, bricht er sein Schweigen nicht. Ein Aufsehen erregender Prozess beginnt, an dessen Ende in Clanton nichts mehr ist, wie es zuvor war.

John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.

1

An einem kalten Morgen Anfang Oktober 1946 wurde Pete Banning vor Sonnenaufgang wach, und abdem Moment war an Schlaf nicht mehr zu denken. Langelag er flach ausgestreckt auf dem Rücken, starrte an diedunkle Zimmerdecke und fragte sich wie schon viele Male zuvor,ob er den Mut aufbringen würde. Als hinter einem Fensterdas erste Licht der Dämmerung aufzog, hatte er sich schließlichmit der bitteren Wahrheit abgefunden. Es war Zeit für denMord. Der Gedanke daran trieb ihn derart um, dass erseinen Alltag nicht mehr bewältigen konnte. Solange er den Mordnicht beging, war er nicht er selbst. Die Planung warnicht schwer gewesen, doch die Ausführung erschien ihm immer nochunvorstellbar. Die Tat würde jahrzehntelang nachwirken und das Leben vielerverändern, nicht nur der Menschen, die er liebte, sondern auchdas anderer, die er nicht liebte. Sie würde ihm zutrauriger Berühmtheit verhelfen. Dabei ging es ihm gar nicht umRuhm. Im Mittelpunkt zu stehen war ihm von Natur auszuwider. In diesem Fall jedoch würde es sich nicht vermeidenlassen. Er hatte schlicht keine Wahl. Nach und nach wardie Wahrheit ans Licht gekommen, und seit er ihre Tragweitevoll erfasst hatte, erschien ihm der Mord so unabwendbar wieder Sonnenaufgang.

Wie immer nahm er sich viel Zeit zum Anziehen –seine im Krieg zerschossenen Beine waren steif und schmerzten vonder Nacht. Dann ging er durch das dunkle Haus indie Küche, wo er ein schummriges Licht einschaltete und sichKaffee aufbrühte. Während der Kaffee durchlief, stellte er sich kerzengeradeneben den Küchentisch, verschränkte die Hände hinter dem Kopf undbegann, vorsichtig die Knie zu beugen. Gequält verzog er dasGesicht. Obwohl der Schmerz von seinen Hüften bis in dieKnöchel ausstrahlte, hielt er die Kniebeuge zehn Sekunden lang durch.Er entspannte sich und wiederholte die Übung mehrfach, wobei erjedes Mal ein wenig tiefer sank. In seinem linken Beinsteckten Metallstäbe, in seinem rechten Granatsplitter.

Pete goss sich Kaffee ein,gab Milch und Zucker hinzu und trat nach draußen aufdie hintere Veranda, wo er auf den Stufen stehen bliebund über seine Ländereien blickte. Die im Osten durchbrechende Sonnewarf ihr gelbliches Licht auf ein Meer aus weißer Baumwolle,die aussah wie Schnee. An jedem anderen Tag hätte dieAussicht auf eine reiche Ernte Pete ein Lächeln entlockt. Heutejedoch gab es keinen Anlass zum Lächeln, heute war einTag der Tränen. Andererseits, den Mord nicht zu begehen wärefeige, und Pete Banning war kein Feigling. Er trank seinenKaffee und bewunderte sein Land, dessen Beständigkeit er als tröstlichempfand. Unter der weißen Oberfläche verbargen sic