: John Grisham
: Der Gerechte
: Heyne
: 9783641188160
: 1
: CHF 8.70
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 416
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im Zweifel gegen den Angeklagten
Sebastian Rudd ist kein typischer Anwalt. Seine Kanzlei ist ein Lieferwagen, eingerichtet mit Bar, Kühlschrank und Waffenschrank. Er arbeitet allein, sein einziger Vertrauter ist sein Fahrer, der zudem als Leibwächter und Golfcaddie fungiert. Sebastian Rudd verteidigt jene Menschen, die andere als den Bodensatz der Gesellschaft bezeichnen. Warum? Weil er Ungerechtigkeit verabscheut und überzeugt ist, dass jeder Mensch einen fairen Prozess verdient.

Mit Sebastian Rudd hat John Grisham seinen brillantesten, eigenwilligsten und lebendigsten Helden geschaffen.Der Gerechteist hart, clever und packend und zeigt den Meister des Justizthrillers in Höchstform.

John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.

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Mein Name ist Sebastian Rudd, und ich bin Strafverteidiger. Obwohl ich ziemlich prominent bin, werden Sie meinen Namen wederauf Werbetafeln, Bussen noch in großen Lettern auf dem Einband derGelben Seiten finden. Ich zahle nicht dafür, ins Fernsehen zu kommen, dennoch bin ich oft auf dem Bildschirm zu sehen. Mein Name steht in keinem Telefonbuch. So etwas wie eine herkömmliche Kanzlei habe ich nicht. Ich trage legal eine Waffe, weil mein Name und mein Gesicht die Sorte von Menschen anziehen, die selbst Waffentragen und kein Problem damit haben, sie zu benutzen. Ich lebe allein und schlafe für gewöhnlich auch allein. Für Freundschaften fehlen mir Geduld und Verständnis. Die Justiz ist mein Leben, was rund um die Uhr vollen Einsatz verlangt und hin und wieder von Erfolg gekrönt ist. Jemand hat einmal den Satz geprägt, die Justiz sei wie eine eifersüchtige Geliebte. Für mich ist sie mehr wie eine herrische Ehefrau, die das Budget kontrolliert. Es gibt kein Entrinnen.

Zurzeit muss ich in billigen Motels nächtigen, jede Woche in einem anderen. Nicht dass ich Geld sparen will. Nein, ich versuche, am Leben zu bleiben. Es gibt jede Menge Leute, die mich umbringen wollen, und einige davon haben das ziemlich deutlich zum Ausdruck gebracht. Im Studium sagt einem keiner, dass man vielleicht eines Tages jemanden verteidigt, dessen Verbrechen so abscheulich ist, dass selbst friedliche Bürger den Drang verspüren, zur Waffe zu greifen und zu drohen, den Angeklagten, dessen Rechtsanwalt und auch gleich noch den Richter zu erschießen.

Ich wurde schon häufiger bedroht. Das gehört dazu, wenn man ausschließlich echte Übeltäter verteidigt, eine Nische, in die ich mehr oder weniger per Zufall hineingeriet. Als ich vor zehn Jahren mit dem Studium fertig war, gab es kaum Arbeit für frischgebackene Anwälte. Zähneknirschend nahm ich einen Teilzeitjob als Pflichtverteidiger an. Danach landete ich in einer kleinen, unrentablen Kanzlei, die nur Strafsachen machte. Als die Kanzlei wenige Jahre später pleiteging, stand ich auf der Straße, wie viele andere, die ebenfalls verzweifelt versuchten, sich über Wasser zu halten.

Durch einen Fall wurde ich dann bekannt. »Berühmt« kann man es nicht nennen, denn welcher Anwalt in einer Stadt mit einer Million Einwohnern kann schon von sich sagen, er sei berühmt? Esgibt natürlich jede Menge kleine Lichter im Ort, die sich für superprominent halten. Sie betteln auf Werbetafeln mit Zahnpastalächelnum Firmenpleiten oder bringen in Fernsehwerbespots wortreichihre Sorge um den Gesundheitszustand potenzieller Mandanten zumAusdruck. Allerdings müssen sie für ihre Auftritte bezahlen – im Gegensatz zu mir.

Die billigen Motels wechseln wöchentlich. Ich stecke mitten ineinem Prozess in einem trostlosen Kaff namens Milo, zwei Stunden entfernt von der Stadt, in der ich wohne. Ich habe