: John Grisham
: Das Gesetz Stories
: Heyne
: 9783641110376
: 1
: CHF 7.80
:
: Spannung
: German
: 400
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sein persönlichstes Buch!
Inez Graney scheut keine Mühe, um ihren Sohn zu besuchen. Seit elf Jahren sitzt Raymond im Todestrakt. Seine Brüder, die ihre Mutter stets begleiten, halten Raymond für einen schrägen Vogel. Oft muss Inez zwischen ihren Söhnen vermitteln. So auch diesmal, an diesem besonderen Besuchstag, an dem Raymond Graney hingerichtet wird. John Grisham erzählt Stories, die den Leser ins Herz treffen, und schafft Figuren, die man nie mehr vergisst. Ein Meisterwerk!

John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.

RAYMONDS HEIMKEHR

MR. MCBRIDE FÜHRTE SEINE POLSTEREIim alten Eiskeller in der Lee Street, nur ein paar Straßen entfernt vom zentralen Platz der Stadt Clanton. Zum Abholen und Liefern seiner Sofas und Sessel benutzte er einen weißen Ford-Transporter, auf dem in großen schwarzen Buchstaben der Schriftzug »McBride Upholstery« prangte, darunter eine Telefonnummer und die Adresse. Der Wagen, immer sauber geputzt und nie zu schnell unterwegs, war ein vertrauter Anblick in Clanton. Mr. McBride war ziemlich bekannt, weil er der einzige Polsterer in der Stadt war. Er verlieh sein Auto selten, obwohl er ständig Anfragen bekam. Üblicherweise antwortete er höflich: »Nein. Ich habe Liefertermine.«

Zu Leon Graney allerdings sagte er Ja, und zwar aus zwei Gründen. Erstens waren die Umstände, die mit der Bitte zusammenhingen, einigermaßen ungewöhnlich, und zweitens war Leons Chef in der Lampenfabrik ein Cousin dritten Grades. Und da Kleinstadtbeziehungen nun eben so sind, wie sie sind, stand Leon Graney an einem heißen Mittwochnachmittag Ende Juli pünktlich um vier Uhr wie verabredet vor der Polsterei.

Die meisten Bewohner von Ford County hörten regelmäßig Radio, und es war weitläufig bekannt, dass es bei den Graneys nicht gut lief.

Mr. McBride ging mit Leon zum Wagen, übergab ihm die Schlüssel und sagte: »Pass gut darauf auf.«

Leon nahm den Schlüssel. »Herzlichen Dank.«

»Ich hab vollgetankt. Sollte für Hin- und Rückweg reichen.«

»Was bin ich Ihnen schuldig?«

Mr. McBride schüttelte den Kopf und spuckte auf den Kies neben dem Transporter. »Nichts. Das geht auf mich. Bring ihn vollgetankt wieder.«

»Mir würde es bessergehen, wenn ich Ihnen was dafür geben könnte«, protestierte Leon.

»Nein.«

»Also dann, vielen Dank noch mal.«

»Morgen gegen zwölf brauch ich ihn wieder.«

»Dann wird er wieder da sein. Kann ich meinen Wagen hierlassen?« Leon nickte in Richtung eines alten japanischen Pick-ups, der auf dem Grundstück parkte, eng verkeilt zwischen zwei anderen Wagen.

»Kein Problem.«

Leon öffnete die Tür des Transporters und stieg ein. Er ließ den Motor an und justierte den Sitz und die Spiegel. Mr. McBride trat an die Fahrertür, zündete sich eine filterlose Zigarette an und musterte Leon von der Seite. »Manche von den Leuten hier finden es nicht in Ordnung, weißt du«, sagte er.

»Danke. Aber den meisten ist es egal.« Leon war mit den Gedanken woanders und hatte keine Lust auf Smalltalk.

»Ich persönlich finde es auch nicht in Ordnung.«

»Danke. Ich bin morgen vor zwölf wieder da«, sagte Leon leise, dann stieß er mit dem Wagen zurück und lenkte auf die Straße hinaus. Er rückte sich auf seinem Sitz zurecht, testete die Bremsen und beschleunigte vorsichtig, um zu sehen, was der Motor an Leistung brachte. Z