: John Grisham
: Verlagsbüro Oliver Neumann
: Die Begnadigung Roman
: Heyne
: 9783641110277
: 1
: CHF 8.70
:
: Spannung
: German
: 480
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
'Grisham ist die oberste Instanz des Thrillers.' Neue Zürcher Zeitung
Die letzte Amtshandlung des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist die Begnadigung eines berüchtigten Wirtschaftskriminellen. Joel Backman war bis zu seiner Verurteilung einer der skrupellosesten Lobbyisten in Washington. Niemand weiß, dass die umstrittene Entscheidung des Präsidenten erst auf großen Druck der CIA zustande kam. Eine brisante Geschichte aus dem Zentrum der Macht, die nicht vom Weißen Haus, sondern von einem unkontrollierbaren Staat im Staate ausgeht.


John Grisham ist einer der erfolgreichsten amerikanischen Schriftsteller. Seine Romane sind ausnahmslos Bestseller. Zudem hat er ein Sachbuch, einen Erzählband und Jugendbücher veröffentlicht. Seine Werke werden in fünfundvierzig Sprachen übersetzt. Er lebt in Virginia.

2


DIE STRAFVOLLZUGSANSTALT Rudley Federal Correctional Facility hatte einen eigenen Trakt für Insassen, die in Einzelhaft untergebracht waren: vierzig identische, gerade mal zehn Quadratmeter große Zellen – keine Fenster, grün gestrichene Betonböden und -wände, massive Stahltüren mit einem Schlitz für Tabletts und einem Guckloch, durch das die Wärter gelegentlich einen Blick werfen konnten. In dieser Abteilung saßen Informanten der Strafverfolgungsbehörden, Männer, die Drogendealer oder Mafiosi verpfiffen hatten, und ein paar Spione. Sie waren hinter Gittern, weil es draußen jede Menge Leute gab, die ihnen liebend gern die Kehle durchgeschnitten hätten. Die meisten der vierzig Insassen waren auf eigenen Wunsch in Schutzhaft genommen worden.

Joel Backman versuchte gerade einzuschlafen, als zwei Wärter geräuschvoll die Tür öffneten und das Licht anknipsten. »Der Direktor will dich sehen«, sagte einer der beiden, ohne weitere Erklärungen abzugeben. Sie fuhren schweigend in einem vergitterten Wagen durch die eiskalte Prärie von Oklahoma und kamen an Gebäuden vorbei, in denen weniger schutzbedürftige Kriminelle untergebracht waren. Nachdem sie das Verwaltungsgebäude erreicht hatten, wurde Backman, dem ohne ersichtlichen Grund Handschellen angelegt worden waren, zwei Treppen hochgejagt. Am Ende eines langen Flurs lag ein großes Büro, in dem offenbar Wichtiges vor sich ging. Backman warf einen Blick auf die Wanduhr; es war fast dreiundzwanzig Uhr.

Bisher war er dem Gefängnisdirektor noch nie begegnet, was aber nicht weiter ungewöhnlich war, denn dieser hatte gute Gründe, sich nicht blicken zu lassen. Er musste sich weder zur Wahl stellen, noch hielt er es für nötig, seine Jungs zu motivieren. Außer ihm befanden sich drei ernst dreinblickende Anzugträger in dem Büro, die sich schon eine Weile mit ihm unterhalten hatten. Obwohl das Rauchen in staatlichen Einrichtungen streng untersagt war, war der Raum völlig verqualmt, und Backman sah einen überquellenden Aschenbecher.

Der Direktor verzichtete auf eine Begrüßung. »Setzen Sie sich, Mr Backman.«

»Ist mir ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen«, sagte Backman, während er die anderen Männer in Augenschein nahm. »Warum bin ich hier?«

»Dazu kommen wir gleich.«

»Können Sie mir bitte die Handschellen abnehmen lassen? Ich verspreche, dass ich niemanden umbringen werde.«

Der Direktor blaffte einen in der Nähe stehenden Wärter an, der schnell den passenden Schlüssel fand, Backman von den Handschellen befreite und den Raum verließ. Dabei knallte er die Tür zu – sehr zum Missfallen des Direktors, der ein reichlich nervöser Mensch war.

»Dies ist Special Agent Adair vom FBI.« Der Direktor zeigte nacheinander auf die anderen beiden Gäste. »Mr Knabe vom Justizministerium, Mr Sizemore, ebenfalls aus Washington.«

Keiner der drei machte Anstalten, Mr Backman zu begrüßen, der immer noch stand und ziemlich konsterniert dreinschaute. Er unternahm einen halbherzigen Versuch, höf