1. KAPITEL
„Ist das Ihr ganzes Angebot?“
Der umwerfend attraktive Mann, der gerade Ellas kleine Boutique betreten und sich etwa zehn Sekunden lang schweigend umgesehen hatte, zog fragend die dunklen Brauen hoch.
Ella straffte die Schultern und zauberte ein professionelles Lächeln auf ihre Lippen. „Zurzeit ist es leider etwas reduziert, da die Nachfrage sehr groß ist. Aber jedes dieser Stücke ist einElla-Stanton-Original.“
Als selbstständige Unternehmerin in der Modebranche Fuß zu fassen, war alles andere als ein Zuckerschlecken, und Ella musste sich ihren festen Platz dort erst noch erobern. Aber es war ihr immerhin gelungen, ihre ersten zwei Kollektionen zu produzieren und in ihrem eigenen Geschäft zu verkaufen, was schon eine beachtliche Leistung war.
„Aha …“ Der Mann ließ erneut den Blick über die sparsam bestückten Regale und Kleiderständer schweifen, bevor er sich wieder Ella zuwandte. „Ich war nur neugierig auf meine frisch erworbenen Vermögenswerte“, teilte er ihr mit, worauf diese verwirrt blinzelte.
„Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.“
„Ich sprach vomElla-Stanton – Label und dieser Boutique“, erläuterte er gelassen. „Auch wenn keines von beiden diese Bezeichnung wirklich verdient.“
Seine dunkle Stimme klang leicht rauchig und ungemein verführerisch, während das, was er tatsächlich sagte, einfach zu lächerlich war, um wahr zu sein.
Und doch spürte Ella unter der wohlklingenden Sprachmelodie eine Härte, die ihre sonst so flinke Zunge lähmte und es ihr unmöglich machte, einen passenden Kommentar abzugeben.
Dann machte ihr Magen einen Satz, als ihr auf einmal klar wurde, wen sie da vor sich hatte.
Blaise Chevalier!
Aggressiver Finanzinvestor, auch „Heuschrecke“ oder „Unternehmensplünderer“ genannt. Superstar der französischen Hochglanzmagazine. In Paris war er wegen seiner rücksichtslosen Geschäftsmethoden, seines märchenhaften Reichtums und seiner zahllosen Affären ebenso berühmt wie berüchtigt.
Außerdem war er der mit Abstand schönste Mann, den Ella je zu Gesicht bekommen hatte. Sein schmales, klassisch geschnittenes Gesicht hätte ihn vielleicht eine Spur zu glatt aussehen lassen, wären da nicht das auffallend kräftige Kinn, die faszinierenden grüngoldenen Augen und seine umwerfend sinnliche Ausstrahlung gewesen. Darüber hinaus war er auch noch mit einem geradezu göttlichen Körper gesegnet, der für elegante Maßanzüge wie geschaffen war.
Dass sie ihn nicht gleich erkannt hatte, musste daran liegen, dass ihm kein Foto gerecht werden konnte. Von dem charmanten Playboylächeln, das er für gewöhnlich den Paparazzi präsentierte, fehlte jede Spur. Stattdessen ging eine dunkle, beunruhigende Intensität von ihm aus. Und jede Menge Erotik …
An diesem Punkt ihrer Überlegungen griff Blaise Chevalier in die Innentasche seines Jacketts, zog ein schmales Bündel zusammengefalteter Papiere heraus und reichte es Ella mit undurchschaubarer Miene.
Zögernd nahm