: Nicole Locke
: Wie stiehlt man das Herz eines Ritters?
: Cora Verlag
: 9783751507479
: Historical
: 1
: CHF 3.60
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Reynold of Warstone, der düstere Ritter, will Rache nehmen an allen, die ihm Unrecht getan haben. Ausgerechnet jetzt taucht eine uneheliche Tochter auf, die seines Schutzes bedarf! Wem kann er sein Kind anvertrauen? Die schöne Aliette, eine einfache Diebin niedrigen Standes, sieht der Kleinen ähnlich genug, um sie als ihre Mutter auszugeben. Reynold holt sie in sein Haus, und schon bald ist er verzaubert von der Zärtlichkeit und Wärme, mit der sie seine kleine Tochter umsorgt. Wird es ihm gelingen, die finsteren Rachepläne hinter sich zu lassen und mit Aliette in eine strahlende Zukunft zu blicken?



Nicole Locke las ihren ersten Liebesroman als Kind im Wandschrank ihrer Großmutter. Später siedelte sie dann mit ihrer Lektüre ins Wohnzimmer um. Und noch später fing sie an, selbst Liebesromane zu schreiben. Sie lebt mit Mann und zwei Kindern in Seattle.

1. KAPITEL

Frankreich, 1297

Ich versichere Euch, Monsieur, es ist Euer Kind.“

Reynold machte sich nicht die Mühe, sich zu der Frau umzuwenden, die hinter ihm stand. Überhaupt nahm er von kaum jemandem Notiz, außer es kam ihm gelegen. Der kehlige Akzent der Frau und der von ihr ausgehende Gestank nach altem Schweiß waren für ihn eindeutige Anzeichen, sich nicht umdrehen zu müssen.

Genau genommen galt das für nahezu jeden. Wenn Reynold gezwungen war, sich unter die Schmarotzer am Hof zu mischen, nahm er deren Gesellschaft notgedrungen hin, doch für den König von England war er unter niemandes Würde.

Im Schutz seiner eigenen vier Wände wollte er ja kaum anerkennen, dass er unter Gottes Würde war.

Er war ein Ritter, auf das Beste ausgebildet und fähig, mit so gut wie jeder von Menschenhand erschaffenen Klinge einem anderen den Tod zu bringen. Was jedoch niemand wusste, war die Tatsache, dass er bei den Spielen, auf die er sich einließ, todbringender war als jeder andere. Wer seine verborgene Gabe entdeckte, der lebte nicht lange genug, um anderen davon zu erzählen.

Zudem hatte er das Glück, so reich zu sein, dass er es mit König Edward hätte aufnehmen können. Etwas von diesem Reichtum stellte er in seinen Privatgemächern zur Schau, und genau dort hielten er und die Bäuerin hinter ihm sich in diesem Moment auf. Üppig drapierte Seidenstoffe, feinste mit Goldfäden durchwirkte Stickereien in Farben, die an Edelsteine erinnerten, dazu eine Vielzahl an Büchern. Er besaß mehr Orte, die er sein Zuhause nennen konnte, als jeder andere Mann, den er kannte. Ebenso war er weit öfter auf Reisen, auf denen ihn seine Bücher stets begleiteten.

Das Einzige, was ihn zu ärgern vermochte, war der Umstand, dass die Kirche noch reicher war als er. Aber er tröstete sich mit der Tatsache, dass die Kirche schon tausend Jahre und länger Plünderei hatte betreiben können, während er noch viele Jahre vor sich hatte, um den Vorsprung der Kirche aufzuholen.

All diese Dinge machten ihn aus, doch es war sein Familienname, der jeden anderen hinter ihm zurücktreten ließ: Warstone. Ein Name, der ihm unvorstellbare Macht gewährte und der überall eine nie dagewesene Furcht auslöste. Zwar strebte er danach, jede Verbindung zu diesem Namen auszulöschen, jedes für ihn errichtete Monument niederzureißen und jede Schriftrolle zu verbrennen, auf der er Erwähnung fand. Dennoch würde er vorerst den Namen, der ihm mit seiner Geburt mitgegeben worden war, weiter verwenden, solange der seiner Sache dienlich war.

Schließlich passte der Name zu dem Spiel, das er spielte, und dennoch freute er sich schon auf den Tag, an dem dieser Name keine Bedeutung mehr hatte. Dann würde er von dem Warstone-Vermächtnis ebenso keine Notiz mehr nehmen wie von der Bürgerlichen hinter ihm, die ungeduldig von einem Bein auf