1. KAPITEL
Die Herztöne des Babys hatten sich stark verlangsamt, und Sophia wusste, dass ihre Entscheidung sicher nicht gut ankommen würde.
„Es tut mir leid“, sagte sie zu ihrer Patientin. „Aber ich bin nicht glücklich damit, wie die Dinge sich entwickeln. Wir müssen dich in ein Krankenhaus bringen.“
„Nein!“ Claire Robinson wollte bei ihrem ersten Kind unbedingt eine Hausgeburt erleben. „Du hast gesagt, der Muttermund ist fast vollständig geöffnet. Dann kann es doch nicht mehr lange dauern.“
„Du bist erschöpft. Jede Wehe wird schwerer für dich, und die Geburt gerät ins Stocken.“ Sophia hielt das kleine Doppler-Ultraschallgerät an Claires Unterleib. „Kannst du hören, wie langsam der Herzschlag des Babys geworden ist? Das bedeutet, dass es sich nicht wohlfühlt.“
„Was heißt das?“ Greg, Claires Mann, wirkte blass und besorgt. „Ist das Baby in Gefahr? Oder Claire?“
„Nein“, versicherte Sophia schnell. „Aber genau das möchte ich eben vermeiden. Die Wehen sind nicht ganz so verlaufen, wie es sein sollte.“ Ihr Gefühl sagte ihr, dass hier irgendetwas nicht stimmte. „Ich rufe mal an, um zu schauen, wie weit der nächste Krankenwagen entfernt ist.“
Die Notrufzentrale meldete sich sofort.
„Mein Name ist Sophia Toulson. Ich bin Hebamme bei der Geburtshilfe-Abteilung im Melbourne Victoria. Ich befinde mich gerade bei einer geplanten Hausgeburt.“ Um das junge Paar nicht zu beunruhigen, ging sie ein paar Schritte zur Seite, ehe sie mit gedämpfter Stimme die Adresse nannte und ihre Befürchtungen äußerte.
„Bis ein Krankenwagen bei Ihnen ist, dauert es etwa fünfzehn Minuten“, erklärte die Frau in der Zentrale. „Aber wir haben einen Motorrad-Notfallsanitäter ganz in Ihrer Nähe.“
„Ich denke, wir brauchen bloß einen Transport. Es ist kein Notfall.“ Dennoch zögerte Sophia. Eine erschöpfte Erstgebärende und eine stockende Geburt. Das konnte durchaus zu einem Notfall werden.
Als sie auflegte, meinte Claire verzweifelt: „Tu einfach das, was nötig ist.“ Sie begann zu weinen. „Das Baby soll nicht im Krankenhaus zur Welt kommen.“
„Ich weiß.“ Sophia strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn.
Greg saß auf dem Bett, die Arme um seine Frau gelegt. Sophia sah erst ihn und dann Claire an. „Aber meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es dir und dem Baby gut geht. Das Wichtigste ist doch, dass du schließlich ein gesundes Baby im Arm hältst. Es wird deine Freude nicht verringern, egal, wo die Geburt stattfindet. Das verspreche ich dir.“
Eine Freude, die Sophia selbst niemals erfahren würde. Doch sie konnte sie mit anderen teilen. Genau deshalb hatte sie sich für diesen Beruf entschieden, den sie aus tiefstem Herzen liebte.
„Das ist alles, was ich will.“ Gregs Stimme klang brüchig. „Dass ihr beide gesund seid. Wir haben immer gesagt, wir gehen ins Krankenhaus, sobald es Probleme gibt und wir uns Sorgen machen.“
„Aber ich mach mir gar keine Sorgen. Ich bin