: Ray Bradbury
: S is for Space Meisterhafte Storys
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426442869
: 1
: CHF 10.00
:
: Science Fiction
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Klassiker erstmals auf Deutsch: Die 16 populärsten Storys von Ray Bradbury, dem 'ungekrönten Dichterfürst der Science Fiction'. The Times UK Steven Spielberg nennt ihn seine Inspiration, die Washington Post einen Mythenschöpfer, der Guardian vergleicht ihn mit Edgar Allan Poe: Kaum ein Autor hat das literarische und filmische Schaffen im Bereich der Science Fiction derart geprägt wie Ray Bradbury. Seine 1966 erschienene Kurzgeschichten-Sammlung mit 16 von Bradbury selbst ausgewählten Storys liegt nun erstmals auch in deutscher Übersetzung vor und macht einen visionären wie zeitlosen Klassiker der Science-Fiction-Literatur einem breiten Publikum zugänglich. Bradburys Geschichten spielen auf der Erde, im All und auf dem Mars und zeigen das volle Spektrum eines Ausnahmeautors, von Horror bis Humor. 'Seine Begabung fürs Geschichtenerzählen hat unsere Kultur neu geformt und unsere Welt erweitert.' Barack Obama

Ray Bradbury wurde am 1920 in Waukegan im US-Bundesstaat Illinois als Sohn eines Amerikaners und einer Schwedin geboren. Aus einer Verlagsfamilie stammend begann er bereits in seiner Kindheit mit dem Schreiben. Nach dem Umzug der Familie nach Los Angeles trat Ray Bradbury 1937 der 'Los Angeles Science Fiction League' sowie dem 'Los Angeles Poetry Club' bei, noch ehe er im darauffolgenden Jahr seinen Schulabschluss erreichte. Noch im Laufe seines Abschlussjahres veröffentlichte Ray Bradbury in der Zeitschrift 'Imagination!' seine erste Kurzgeschichte und arbeitete daraufhin als freischaffender Schriftsteller. Der Durchbruch gelang ihm 1948 mit seinem Debüt 'Die Mars-Chroniken'. Es folgten weitere Romane, u.a. im Jahr 1953 sein berühmtestes Werk 'Fahrenheit 451'. Unter verschiedenen Pseudonymen war Ray Bradbury auch an verschiedenen Serien- und Spielfilmproduktionen beteiligt, wie z.B. als Drehbuchautor von 'Moby Dick' oder 'Twilight Zone'. Im Laufe seines Lebens wurde Ray Bradbury mit unzähligen Preisen geehrt, u.a. erhielt er acht Mal den Locus-Award, zwei Mal den O'Henry Memorial Award sowie den Benjamin Franklin Award und den begehrten Grand Master Award from the Science Fiction Writers of America. Für sein filmisches Schaffen erhielt er neben einer Oscar-Nominierung zwei Mal einen Emmy sowie einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Im Jahr 2007 wurde er im Rahmen der Pulitzer-Preis-Verleihung für sein Lebenswerk geehrt. 2012 verstarb Bradbury in Los Angeles.

Stunde null


Ach, welch ein Spaß ihnen bevorstand! Was für ein Spiel! So gefreut hatten sich die Kinder seit Jahren nicht mehr. Wie von Katapulten geschossen, purzelten sie über den grünen Rasen, johlten und lachten, hielten sich an den Händen, flogen im Kreis und erklommen die Bäume. Über ihnen zogen Schiffe über den Himmel, und auf der Straße huschten glänzende Autos vorüber, doch die Kinder ließen sich nicht stören. Sie bebten vor Entzücken und schrien aus ganzem Herzen. Solch ein Glück, solch ein Taumel!

Bedeckt von Schmutz und Schweiß, lief Mink ins Haus. Für ihre sieben Jahre war sie laut und stark und selbstbestimmt. Ihre Mutter, Mrs Morris, bekam zunächst kaum mit, wie Mink Schubladen aufriss und Pfannen und klapperndes Werkzeug in einen großen Sack warf.

»Lieber Himmel, Mink, was ist denn los?«

»Das spannendste Spiel aller Zeiten!«, brachte Mink mit rotem Kopf hervor.

»Jetzt hol doch erst mal Luft«, sagte ihre Mutter.

»Mir geht’s gut«, keuchte Mink. »Ist’s okay, wenn ich die Sachen mitnehme, Mom?«

»Mach sie aber nicht kaputt«, mahnte Mrs Morris.

»Danke, danke!«, rief Mink, undbumm!, schoss sie wieder los wie eine Rakete.

Mrs Morris’ Augen folgten dem Kind. »Wie heißt denn das Spiel?«

»Invasion!«, rief Mink noch, dann schlug die Tür zu.

Vor jedem Haus der Straße trugen Kinder Messer, Gabeln, Schürhaken, alte Ofenrohre und Dosenöffner zusammen.

Interessanterweise hatte diese hektische Betriebsamkeit nur die jüngeren Kinder gepackt. Die größeren, die schon zehn oder älter waren, rümpften die Nase darüber und stolzierten verächtlich davon, gingen auf Erkundungstour oder spielten würdevollere Versionen von Verstecken.

Währenddessen fuhren die Eltern in ihren chromschimmernden Autos herbei und davon. Handwerker kamen, einen Vakuumaufzug oder Fernseher zu reparieren oder auf störrische Nahrungsverteiler einzuhämmern. Die Zivilisation der Erwachsenen zog ohne Unterlass an ihrem geschäftigen Nachwuchs vorbei, neidete den wilden Kleinen ihre unerschöpfliche Energie oder amüsierte sich rücksichtsvoll über ihre Auswüchse, sehnte sich danach, dazuzugehören.

»Das und das unddas«, wies Mink die anderen Kinder mit ihren Löffeln und Schraubenschlüsseln an. »Mach du das und bringdas da drüben her. Nein!Hierher, du Dummkopf! Genau. Jetzt geh aus dem Weg und lass mich mal machen.« Zunge zwischen den Zähnen, Stirn konzentriert in Falten gelegt. »Genau so. Seht ihr?«

»Hurraaa!«, riefen die Kinder.

Da kam der zwölf Jahre alte Joseph Connors angerannt.

»Geh weg«, sagte Mink ihm geradewegs ins Gesicht.

»Ich will mitspielen«, sagte Joseph.

»Geht nicht«, sagte Mink.

»Wieso nicht?«

»Du würdest dich nur über uns lustig machen.«

»Mach ich nicht, ehrlich!«

»Doch. Wir kennen dich. Geh weg, oder es gibt Tritte.«

Ein anderer Zwölfjähriger glitt auf seinen elektrischen Rollschuhen heran. »Hey, Joe! Komm, lass die Babys spielen!«

Joseph zögerte und zeigte eine gewisse Wehmut. »Ichwill aber mitspielen.«

»Du bist zu alt«, sagte Mink entschieden.

»So alt nun auch wieder nicht«, versuchte es Joseph.

»Du würdest bloß lachen und die Invasion verderben.«

Der Junge auf den elektrischen Rollschuhen schnalzte verächtlich. »Komm schon, Joe! Die und ihre Feen! Die sind doch dumm!«

Joseph zog langsam davon. Den ganzen Weg die Straße hinab blickte er immer wieder zurück.

Mink war schon wieder damit beschäftigt, aus der zusammengetragenen Ausrüstung eine Art Apparat zu bauen. Ein anderes kleines Mädchen mit einem Stift und einem Block machte auf ihre Anweisung hin mühevoll krakelige Notizen. Stimmen erhoben und senkten sich im warmen Sonnenschein.

Die Stadt ringsum summte vor Leben. Die Straßen waren von gepflegten Gärten und idyllischen Bäumen gesäumt. Einzig der Wind brachte Unruhe über die Stadt, das Land, den Kontinent. Bäume, Kinder und breite Straßen wie diese fanden sich in tausend Städten, und dort wie hier sprachen Geschäftsleute in leisen Büros ihre Nachrichten auf Band, und Leute saßen vor den Televisoren, und Raumschiffe fuhren wie Stopfnadeln durch den blauen Himmel. Es herrschte der weltumspannende, sorglose Hochmut friedensverwöhnter Menschen, die davon ausgingen, dass es niemals mehr auch nur den kleinsten Ärger gab. Überall auf der Welt standen die Menschen Arm in Arm, und alle Nationen wachten in wechselseitigem Vertrauen über dieselben makellosen Waffen. Man hatte ein unvergleichlich schönes Kräftegleichgewicht erreicht. Wede