: Alfred Bekker, Lloyd Cooper, Jo Zybell
: Geister Fantasy Dreierband 1007
: Uksak E-Books
: 9783738982855
: 1
: CHF 3.20
:
: Fantasy
: German
: 500
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieser Band enthält folgende Romane: Moronthor und der verratene Traum (Lloyd Cooper) Der Todesengel (Alfred Bekker) Bastion des Satans (Jo Zybell) Die Fackel brannte ruhig. Ihr Lichtschein strich über feuchte von Balken durchzogene Felswände. Der Geruch nasser Erde und verrotteten Holzes hing in der Luft. Keiner von beiden sprach ein Wort. Ihre Schritte hallten von den Schachtwänden wider. Virginia raffte ihren Pelzmantel um ihren schlanken Körper zusammen und zog die Schultern hoch. Sie fröstelte. Aus der Lichtaura des Fackelscheins tauchte ein scharfkantiger Felsbug auf. Links und rechts davon bohrten sich die Schächte in die Finsternis hinab. Eine Weggabelung. Eine weitere nach unzähligen, die sie bereits hinter sich gelassen hatten. Virginia blieb stehen. 'Welchen Schacht nun?' Sie blickte ihren Gefährten von der Seite an. Das lange knochige Gesicht des Mannes wirkte versteinert. Seine leicht hervortretenden großen Augen richteten sich starr auf den Felsbug. Die Kaumuskulatur unter seinen hochstehenden und ausgeprägten Wangenknochen pulsierten. Der Adamsapfel auf seinem langen, dünnen Hals tanzte auf und ab. 'Welchen müssen wir nehmen?', drängte Virginia. Paul winkte unwillig ab. Er schloss die Augen und lauschte. Sekunden verstrichen. 'Spürst du ihre Nähe nicht?', flüsterte er endlich. Jetzt schloss auch Virginia die Augen. Sie neigte den Kopf. Wieder verharrten sie schweigend. 'Doch. Ich spüre sie...' Virginia deutete auf den linken der beiden Schächte. 'Ich spüre ihre Nähe - da unten sind sie...' Paul nickte. Entschlossen setzten sie ihren Weg fort und traten in den linken Schacht. Über etwa zweihundert Meter führte er mit nur leichtem Gefälle in die Erde hinein. Doch dann fiel er steil ab. Streckenweise so steil, dass Virginia sich an der kalten, feuchten Schachtwand festhalten musste, um nicht auf dem glitschigen Felsboden auszugleiten. 'Wie tief sind wir schon unter der Erde?', flüsterte sie. 'Zweihundert Meter?' Paul zuckte mit den Schultern. 'Vierhundert Meter? Ich weiß es nicht genau.' Wieder blieb er stehen. Scharf sog er die Luft durch seine große Hakennase ein. Seine Nasenflügel bebten. 'Riechst du sie?', fragte er leise. Auch Virginia schnüffelte prüfend. Ein leichter Schwefelgeruch hatte sich in die feuchte Luft gemischt. 'Ja', seufzte sie. 'O ja, Paul - ich rieche sie.' Ihre Stimme vibrierte, ihr Augen weiteten sich. Beide merkten kaum, wie ihre Schritte sich beschleunigten, als sie weitergingen. Nur beiläufig registrierte Virginia ihr aufgeregtes Herz. Wie ein junges Kalb vor der Fütterung tänzelte es ihr im Brustkorb herum. Fiebrige Erregung griff nach ihr. Dass es ihrem Bruder genauso ging, hätte sie an seinen großen Augen und an seinem starr nach vorn gerichteten Blick ablesen können. Aber Virginia dachte nur noch an das, was irgendwo dort unten in der Finsternis auf sie wartete. Monatelang hatten sich das Geschwisterpaar auf diese Stunde vorbereitet. Sie hatten gefastet, hatten öfter als sonst die blutigen Rituale zelebriert, sich tiefer als sonst in beschwörende Gebete versenkt. Und jetzt - ganz nah war das Ziel. Magisch zog es sie an. Ein Scharren drang aus der Dunkelheit jenseits des Fackelscheins. Erschrocken klammerte Virginia sich im Wildleder von Pauls Mantelärmel fest. 'Hörst du das?' Sie blieben stehen.

Moronthor und ​der verratene Traum: Der Dämonenjäger von Aranaque 336


Lloyd Cooper



Der Werwolf schlug sich durch das Gebüsch. Sein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen, verbrannte von innen heraus. Dabei hatte ihn einer der silbernen Blitze noch nicht einmal richtig berührt, war knapp über ihm in der Nacht verpufft. Aber das hatte bereits gereicht, Immer wieder sah sich die Kreatur nach möglichen Verfolgern um, aber der Mann, der ihm die Verletzung zugefügt hatte, war anscheinend allein. Der Werwolf stöhnte, als eine neue Schmerzwelle durch seinen Körper schoss. Er begriff immer noch nicht, was eigentlich passiert war. Wie war es möglich, dass ein silbriges Licht ihn verletzen konnte, wenn selbst Speere und Kugeln ihm keinen Schaden zufügten?
Und wer war der Mann gewesen, der ihn mit diesem Licht angegriffen hatte?
Der Mann, der jetzt tot war…
***
Gegenwart
Mit einem dumpfen Knall explodierte die Blendgranate. Ein Licht, das heller als die Sonne war, riss die Kellerräume aus ihrem Halb dunkel und ließ die geschockten Menschen wie bleiche Geister erscheinen. Sie rissen die Hände vor die Augen, um sich zu schützen, aber es war bereits zu spät. Wie eine schwarze Wolke drängten die Angreifer die Treppe herunter, während die geblendeten Menschen mit tränenden Augen nach ihren Waffen suchten.
Die ersten Schüsse fielen. Getroffene schrien.
Nicandra hob vorsichtig den Kopf. Sie hatte die Granate rechtzeitig gesehen und die Hände vor ihre Augen gepresst. Trotzdem tanzten jetzt schwarze Flecken in ihrem Gesichtsfeld. Neben ihr krümmte sich Thomas Watling auf dem Boden. Seine Augen waren zusammengekniffen, seine Hände in Panik zu Fäusten geballt.
Einige der leprakranken Verteidiger zogen sich in den Nebenraum zurück und feuerten halb blind in Richtung der Treppe, die nach oben führte. Nicandra beobachtete schwarz gekleidete Menschen, die geschickt aus der Zielrichtung sprangen und in einstudiert wirkenden Manövern die Verteidiger unter Beschuss nahmen.
Sie sehen aus wie Beduinen, dachte Nicandra, als sie die ebenfalls schwarzen Tücher bemerkte, die von den Männern gleichermaßen als Gesichtsschutz und Turban getragen wurden.
Im gleichen Moment sprang der alte blinde Mann, der Nicandra und Watling gefangen genommen hatte, aus seiner Deckung vor und warf sich auf einen der Angreifer. Bevor er ihn jedoch berühren konnte, riss ihn ein Schuss zu Boden. Nicandra konnte sehen, dass er tot war.
Sie griff nach dem Arrayhd-Kristall und stutzte.
Die Tasche war leer.
Hektisch, aber zugleich bemüht, den Kämpfenden nicht aufzufallen, ließ Nicandra ihren Blick durch den Kellerraum gleiten. Sie vermutete, dass ihr der Kristall aus der Tasche gerutscht war, als sie sich vor der Blendgranate zur Seite geworfen hatte. In diesem Fall musste er sich in unmittelbarer Nähe befinden.
Der Kellerboden war von Schutt und Geröll bedeckt. Die Explosion hatte Putzstücke und kleinere Steine gelöst, die zusätzlich Staub aufwirbelten. Nicandra spürte, wie die Staubpartikel und die Pulverdampfschwaden aus den Gewehren sie zum Husten reizten. Sie unterdrückte den Reiz mühsam. Die Aufmerksamkeit der Angreifer konzentrierte sich völlig auf den Nebenraum, und Nicandra wollte den dunklen, vermummten Gestalten keinen Grund geben, das zu ändern.
Im gleichen Moment sah sie den blauen Kristall im Mündungsfeuer eines Gewehrschusses blitzen.
Er lag nur wenige Meter entfernt.
Nicandra sah, dass der Kampf in seine Schlussphase zu gehen schien. Einer der Vermummten lag schwer verletzt auf dem Boden. Sieben weitere hatten sich hinter dem Tisch und einigem Geröll verschanzt und feuerten in den kleinen Raum. Nur wenige Schüsse drangen zurück. Den Leprakranken ging anscheinend die Munition aus.
Langsam kroch die Dämonenjägerin auf den Kristall zu und streckte die Hand danach aus. Nur noch Zentimeter trennten ihre Fingerspitzen von der magischen Waffe.
»Nein!«, rief Watling plötzlich.
Nicandra fuhr erschrocken herum.
Und starrte in die Mündung eines Gewehrs.
***
Australien 1794
Wantapari le