: Petra Durst-Benning
: Die Fotografin - Das Ende der Stille Roman
: Blanvalet
: 9783641230821
: Fotografinnen-Saga
: 1
: CHF 8.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 448
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Wanderfotografin macht sich auf nach Hollywood - der perfekte Schmökerstoff von der Königin des historischen Romans.
Gerade erst haben sich Mimi Reventlow und ihr langjähriger Geschäftspartner Anton ihre Liebe gestanden. Und dennoch entscheidet sich die Wanderfotografin wie vor vielen Jahren schon einmal gegen den sicheren Hafen der Ehe und bricht stattdessen zu neuen Ufern auf! An der Westküste Amerikas - genauer gesagt in Hollywood - wartet ein spannender Auftrag auf sie. Für einen großen Bildband soll Mimi den derzeit größten weiblichen Stummfilmstar der Vereinigten Staaten fotografieren. Was Mimi nicht weiß: Die berühmte Schauspielerin »Chrystal Kahla« ist niemand anderes als Christel Merkle, das Mädchen, das seit einem kalten Wintertag im Jahr 1911 in Laichingen als spurlos verschwunden gilt ...

Die SPIEGEL-Bestsellersaga um Fotografin Mimi bei Blanvalet:
1. Am Anfang des Weges
2. Zeit der Entscheidung
3. Die Welt von morgen
4. Die Stunde der Sehnsucht
5. Das Ende der Stille

Jeder Band kann auch unabhängig von den anderen gelesen werden.

Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Seit über fünfundzwanzig Jahren schreibt sie historische und zeitgenössische Romane. Fast all ihre Bücher sind SPIEGEL-Bestseller und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. In Amerika ist Petra Durst-Benning ebenfalls eine gefeierte Bestsellerautorin. Sie lebt und schreibt im Süden Deutschlands, Frankreich war viele Jahre lang ihre zweite Heimat.

1. Kapitel


April 1919


Es gab Momente im Leben, in denen Mimi immer noch Angst vor der eigenen Courage bekam. Und das, obwohl sie als Wanderfotografin und Unternehmerin bisher noch vor keinem Abenteuer zurückgeschreckt war.

Doch nun war solch ein Moment.

Nach einer sechstägigen Atlantik-Überfahrt auf dem Schnelldampfer Viktoria erschien vor ihr, nur noch ein paar Hundert Meter entfernt, auf einer kleinen Insel die berühmteste Statue der Welt, die Freiheitsstatue.

Mimis Herz klopfte bis zum Hals, und fast kamen ihr die Tränen. Was für ein bewegender Moment!

Wie stolz die Freiheitsstatue ihren rechten Arm mit der Fackel in der Hand in die Höhe reckte! Und dann die riesige Krone mit den sieben Zacken, von denen jeder für einen der sieben Kontinente stand. Der Anblick war so beeindruckend, dass er Mimi fast körperlich schmerzte.

Gustav Rühmann, ein älterer Herr, mit dem sie mehrmals im großen Speisesaal zu Abend gegessen hatte, hatte ihr erzählt, dass ein Franzose – Frédéric-Auguste Bartholdi – die Statue entworfen hatte und dass sie Libertas, die römische Göttin der Freiheit darstellte.

Freiheit – genau das empfand Mimi hier und jetzt, als das Schiff in die Upper Bay einfuhr.

Hätte ihr Anfang des Jahres jemand erzählt, dass sie noch in diesem Frühjahr auf dem Weg nach Amerika sein würde – sie hätte denjenigen für verrückt erklärt! Und doch hatte sie sich die Freiheit genommen, alle bisherigen Pläne über den Haufen zu werfen und diese Reise anzutreten.

Freiheit. Verführerisch süß und gefährlich bitter zugleich.

Während der Schnelldampfer von Hamburg über Southampton und Cherbourg nach New York unterwegs gewesen war, war Mimi dieses große Wort immer wieder begegnet.

»Ich nehme mir die Freiheit, am Ende meines Lebens meinen großen Lebenstraum wahrzumachen – den ›wilden Westen‹ zu sehen, über den ich in Karl Mays Romanen so viel gelesen habe!«, hatte beispielsweise Gustav Rühmann gleich bei ihrem ersten Abendessen verkündet. Und angefügt, dass es für ihn zu Hause nach dem Tod seiner geliebten Frau außer Einsamkeit und Langeweile nichts mehr gegeben hatte. »Sollte ich darauf warten, bis Gevatter Tod mich zu sich holt? Da schaue ich mir doch lieber an, wo Winnetou den Schatz im Silbersee entdeckt hat!«

Dasssie mit ihren vierzig Jahren das »Abenteuer Amerika« wagte, fand Mimi schon äußerst aufregend. Aber mit siebzig auch noch so viel Unternehmungs- und Abenteuerlust an den Tag zu legen – darüber konnte sie nur staunen. Genauso staunte sie über die Hartnäckigkeit, mit der der alte Herr Englisch büffelte und sie ebenfalls dazu animierte! Als Bankdirektor in Hamburg hatte er des Öfteren mit englischen Kunden zu tun gehabt, und so verfügte er schon über einen leidlich guten Wortschatz. Doch das reichte dem Senior nicht. Und so verbrachten Mimi und er mindestens vier Stunden mit dem Lernen von Vokabeln und versuchten gleich, diese in kurzen Sätzen zu verwenden.»Hello, my name is Mimi Reventlow, I’m a german photographer!« Mimi war erstaunt, wie schnell ihr Schulenglisch, das sie einst auf dem Berliner Gymnasium gelernt hatte, wieder präsent war. Sich in der Landessprache einigermaßen verständigen zu können – auch darin lag eine große Freiheit, befanden Gustav Rühmann und sie.

Doch nicht nur im eleganten Ambiente der ersten Klasse war von Freiheit die Rede gewesen. Wann immer Mimi vor dem Abendessen auf Deck gegangen war, um den Sonnenuntergang zu bewundern, hatte sich dort zur selben Zeit ein Grüppchen von Männern eingefunden, die bei einer