: J. K. Bloom
: Wächter der Runen (Band 1)
: Sternensand Verlag
: 9783906829951
: Wächter der Runen
: 1
: CHF 4.00
:
: Fantasy
: German
: 528
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Finn ist Kopfgeldjäger und sein nächster Auftrag lautet: Finde die Abtrünnige Ravanea und liefere sie dem Imperium lebend aus. Für Finn eigentlich keine große Herausforderung, doch dann stößt er auf immer mehr Ungereimtheiten. Warum sucht das Imperium seit Jahren erfolglos nach ihr? Welches dunkle Geheimnis umgibt sie, dass der Herrscher alles daransetzt, sie lebend zu fangen? Je mehr er über Ravanea in Erfahrung bringt, desto stärker regt sich in Finn etwas, das für jeden Kopfgeldjäger das Todesurteil bedeuten kann: Zweifel, ob er tatsächlich das Richtige tut.

J. K. Bloom schreibt schon, seit sie elf Jahre alt ist. Das Erschaf-fen neuer Welten ist ihre Leidenschaft, seitdem sie das erste Mal ein Gefühl für ihre Geschichten bekam. Sie ist selbst abenteuerlustig und reist sehr gern. Wenn sie ihre Nase nicht gerade zwischen die Seiten eines Buches steckt, schreibt sie, beschäftigt sich mit ihren zwei Katzen oder plant schon die nächste Reise an einen unbekannten Ort.

1 - Finnigan


 

Ein lautes Donnern, gefolgt von einer Böe, die an meiner Zimmertür rüttelt, lässt mich aus meinen Gedanken aufschrecken. Stirnrunzelnd betrachte ich die Regentropfen, die unaufhörlich gegen die Fensterscheiben prasseln, und widme mich wieder meinen Aufträgen. In letzter Zeit kommen sie wie Flugblätter in mein Arbeitszimmer hereingeweht, als gäbe es nur einen einzigen Kopfgeldjäger in ganz Goldwest.

Erschöpft schiebe ich ein paar lose Seiten über den Schreibtisch und fahre mir über das Gesicht, während ich die Füße auf der Oberfläche ablege. Achtzehn Aufträge warten auf mich und sie alle müssen in kürzester Zeit erledigt werden. Die Bezahlung ist sehr gut und wenn ich alles abarbeiten würde, könnte ich mit dem Erlös endlich in die Hauptstadt Baltora ziehen. Die dortigen Anwesen sind kein Vergleich zu meinem jetzigen Haus – wo überall der Putz bröckelt, da es baufälliger als eine Ruine ist – und würden mein Ansehen erheblich steigern.

Es mangelt mir nicht an Fähigkeiten, sondern an Geld. Die Hauptstadt lässt nur Bewohner in das Adelsviertel ziehen, die ein bestimmtes Vermögen erlangt haben. Mit diesen Aufträgen wäre das Ziel erreicht.

»Finn?«, ruft jemand dumpf durch die Tür, woraufhin ich die Füße vom Tisch nehme. An der Stimme erkenne ich, dass es mein Partner Reovo ist.

»Komm rein!«, antworte ich und Reovo betritt den Raum.

Er ist kein Kopfgeldjäger, erledigt aber den Papierkram für mich und sucht nach neuen Aufträgen. Außerdem beliefert er mich mit hilfreichen Informationen, wenn der Gesuchte nicht aufzufinden ist – einige wissen sich verdammt gut zu verstecken. Doch mir ist noch keiner entwischt.

Reovo fährt über seine im Nacken zusammengebundenen dunkelbraunen Haare, rückt seine Brille zurecht und kommt in gebeugter Haltung auf mich zu. Wie immer trägt er eine braune Jacke und polierte Lederschuhe.

»Ich weiß, du bist im Moment mit den vielen Aufträgen beschäftigt, aber dennoch wollte ich dich fragen, ob ich morgen zu Hause bleiben dürfte.« Er verknotet die Finger ineinander, was er öfter macht, wenn er nervös ist. »Moreila ist mittlerweile im neunten Monat und bekommt wahrscheinlich in den nächsten drei Tagen unser Kind.«

Ich lächle, so gut ich kann, denn gerade in diesem Chaos wäre seine Unterstützung äußerst hilfreich gewesen. Doch was bin ich für ein Freund, wenn ich ihm verweigere, bei der Geburt seines ersten Kindes anwesend zu sein? Also strecke ich meine Arme und Beine von mir und gähne. »Ich habe dir doch schon einmal gesagt, Reo, dass ich dir ein paar Tage freigebe, wenn es so weit ist. Ich schaffe das schon.«

Er stößt erleichtert die Luft aus. »Vielen Dank, Finn!«

»Kein Problem. Wisst ihr schon, wie ihr das Kind nennen wollt?«

Das Gesetz schreibt vor, dass der Name des Vaters und der Mutter einen neuen bilden. Finnigan entstand aus Ganora und Finnicars. Manchmal bilden sich auf diese Weise schwer auszusprechende Namen, die nicht mehr geändert werden dürfen.

»›Remore‹, wenn es ein Mädchen wird, und ›Ovor‹, wenn es ein Junge ist«, verkündet er stolz. »Meine Frau hat die Namen zusammengestellt.«