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Das war keine gute Idee. Bastian Becker lehnte sich in seinem Sitz zurück und starrte durch das Fenster auf die lange Hauptstraße. Ein Wagen reihte sich an den anderen. Alles war komplett dicht. Da ging gar nichts mehr.
»… im Berliner Osten sind große Teile der Landsberger Allee bis zur Höhe Wuhletal gesperrt. Dreizehn Kilometer Stau, umfahren Sie das Gebiet im besten Fall weiträumig. Auf der …«
Becker schaltete das Radio wieder ab. Hätte er doch bloß nicht das Auto genommen.
Becker starrte wieder auf die Straße. Es war nicht mehr weit. Noch ein paar Hundert Meter vielleicht. Aber hier bewegte sich einfach gar nichts mehr. Kompletter Stillstand. Der Verkehr war tot. Er schaute auf die Uhr. Er war schon verdammt spät dran. In seinem Kopf begann es zu arbeiten. Er schaute einmal nach links, einmal nach rechts, dann zuckte er mit den Schultern. Ach, was soll’s. Er lenkte seinen Wagen über den Fahrradstreifen, halb auf den Bürgersteig, drückte auf das Gaspedal und fuhr einfach an den anderen Autos vorbei.
Die Reaktionen hatte er erwartet. Mit ihrer Körpersprache gaben die anderen Autofahrer ihm zu verstehen, dass es nicht gerade die besten Wünsche waren, die man ihm da übermittelte. Berlin halt. Becker hob entschuldigend die linke Hand, als er an ihnen vorbeifuhr, nickte geduldig als Zeichen, dass er verstanden hatte, was für ein Arschloch er doch sei, und war schließlich erleichtert, als er am Ende der Straße schon das kreisende Blaulicht erkennen konnte. Bastian Becker war am Ziel. Endlich. Selten war er so erleichtert, an einem Tatort angekommen zu sein.
Er parkte seinen alten Peugeot gleich hinter einem Polizeiwagen, zog den Untersuchungskoffer vom Beifahrersitz und ging auf die Beamten zu, die am rot-weiß gestreiften Absperrband Stellung bezogen hatten.