: C. M. Spoerri
: Die Legenden von Karinth (Band 2)
: Sternensand Verlag
: 9783906829616
: 1
: CHF 4.00
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 440
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Suche nach der Elfenprinzessin hat Maryo Vadorís nach Karinth gebracht. In ein Land, das voller Geheimnisse und Mythen ist und dessen Kultur sich stark von Maryos Heimat unterscheidet. Eigentlich will der selbstbewusste Elf nur seine Aufgabe erfüllen und so rasch wie möglich die Rückreise antreten. Aber die Prinzessin ist schwer zu finden, da sie in die Hände eines legendären Sklavenhändlers gefallen ist. Außerdem stößt Maryo auf eine uralte Prophezeiung, die sein Schicksal besiegeln könnte. Und dann lassen die Götter seinen Weg auch noch ausgerechnet mit einem Volk kreuzen, das Elfen abgrundtief hasst: den Amazonen von Karinth.

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (?Alia-Saga?, ?Greifen-Saga?) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

Kapitel 1 - Amyéna


 

»Seid Ihr sicher, dass es das Schiff Eures Freundes ist?« Prinzessin Amyéna sah skeptisch zum Rumpf, der sich schwarz gegen den Nachthimmel abhob. Die Elfin war aufgestanden und versuchte, das Gleichgewicht in dem kleinen Fischerboot zu halten – was gar nicht so einfach war.

»Ja, ich erkenne sein Schiff«, antwortete Kapitän Aderan, der die Ruder in der Hand hielt. »Habt Vertrauen, bald sind wir an Bord und unterwegs nach Karinth.«

Amyéna seufzte leise. Sie konnte immer noch nicht fassen, was sie gerade getan hatte: Sie hatte zum zweiten Mal ihren Leibwächter Maryo Vadorís überlistet. Hatte ihn mit einem Schlaftrunk überwältigt und in der kleinen Hütte auf den Steininseln zurückgelassen. Die Felsformation, die aus dem Wasser ragte und dem trostlosen Eiland seinen Namen gegeben hatte, war von hier aus nicht mehr zu sehen. Kapitän Aderan hatte seinen Freund gebeten, außer Sichtweite der Inseln zu ankern.

Eine Gänsehaut rann über Amyénas Rücken, als sie daran dachte, wie Maryo toben würde, wenn er erwachte. Sie hatte ihn hintergangen … schon wieder. Und sie hatte ihr Volk im Stich gelassen … erneut.

Aber die Elfenprinzessin wusste auch, dass sie ihrer Vision folgen musste. Siemusste wissen, was es bedeutete, dass sie seit Monaten immer und immer wieder von dieser Frau träumte … dieser Frau, die sich irgendwo in Karinth befand und mit großer Sicherheit eine Amazone war.

Jetzt betrachtete sie das Schiff, von dem das Fischerboot nur noch ein paar Bootslängen entfernt war. Der Rumpf ragte erhaben in den dunklen Himmel und Amyéna musste den Kopf in den Nacken legen, um die Reling zu erkennen. Dort erschien soeben eine kleine Lichtkugel, ohne dass die Elfin eine Laterne oder Ähnliches ausmachen konnte.

Es befanden sich also Magier an Bord …

»Wer ist da?«, donnerte eine tiefe Männerstimme zu ihnen herunter.

»Kapitän Aderan mit der angekündigten Passagierin«, antwortete ihr Begleiter mit den dunkelbraunen Locken. »Dürfen wir an Bord?«

Zur Antwort wurde eine Strickleiter heruntergelassen.

»Das heißt wohl ›Ja‹«, meinte Aderan mit einem Schmunzeln, das Amyéna nur wahrnahm, weil ihre Elfenaugen auch bei Dunkelheit hervorragend sehen konnten. Der Himmel war mit Wolken verhangen, die den Mond und die Sterne verbargen und alles um sie herum in Schwarz tauchten.

»Nach Euch, Prinzessin«, raunte Aderan, als er das Boot an den Schiffsrumpf herangerudert hatte und die Strickleiter ergriff.

»Sagt niemandem, dass ich eine Prinzessin bin«, flüsterte Amyéna, während sie die Leiter ergriff. »Das soll unser Geheimnis bleiben.«

»Ich mag Geheimnisse.«

Wieder entdeckte die Elfin ein Schmunzeln auf Aderans Lippen und sah sogar das Zwinkern, das er ihr aus seinen dunklen Augen zuwarf.

»Keine Sorge, ich werde niemandem ein Sterbenswort über Eure Herkunft verraten. Ihr seid eine Elfin, die ihr Volk in Karinth besuchen möchte – nicht mehr und nicht weniger.«

»Danke«, nickte Amyéna und begann mit dem Aufstieg.

Da sie für die Flucht aus Westend auf ihre üblichen langen Kleider verzi