: Jennifer L. Armentrout
: Blood and Ash - Liebe kennt keine Grenzen Roman
: Heyne
: 9783641273507
: Liebe kennt keine Grenzen-Reihe
: 1
: CHF 12.30
:
: Fantasy
: German
: 672
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Poppy ist eine Auserwählte. Wenn sie den Segen der Götter erhält, wird sie die Einzige sein, die ihre Heimat vor dem Angriff des Verfluchten Königreiches retten kann. So will es die Tradition. So will es das Gesetz. Das Leben einer Auserwählten ist einsam. Niemand darf sie ansehen, geschweige denn mit ihr sprechen oder sie berühren. Eines Tages wird der attraktive Hawke - mit den goldenen Augen, dem frechen Grinsen und den provokanten Sprüchen - Poppys Leibwache zugeteilt, und sie merkt, dass es in ihrem Leben so viel mehr geben könnte als nur ihr Amt. Dass sie ein Herz hat, eine Seele und die Sehnsüchte einer ganz normalen jungen Frau. Als an den Landesgrenzen die Schatten der Verfluchten immer drohender werden, muss Poppy sich zwischen Liebe und Pflicht entscheiden ...

Jennifer L. Armentrout ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der USA. Immer wieder stürmt sie mit ihren Romanen - fantastische, realistische und romantische Geschichten für Erwachsene und Jugendliche - die Bestsellerlisten. Ihre Zeit verbringt sie mit Schreiben, Sport und Zombie-Filmen. In Deutschland hat sie sich mit ihrer »Obsidian«-Reihe und der »Wicked«- Saga eine riesige Fangemeinde erobert. »Crown and Bones«, der dritte Band der »Blood and Ash«-Reihe, stand auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in West Virginia.

1

»FINLEY WURDE HEUTE ABEND GEFUNDEN. Am Rand des Blutwaldes. Tot.«

Ich hob den Blick von meinen Karten und ließ ihn über die tiefrote Tischplatte zu den drei Männern auf der gegenüberliegenden Seite wandern. Ich hatte diesen Ort aus gutem Grund gewählt. Ich hatte … nichts gefühlt, als ich vorhin zwischen den vollbesetzten Tischen hindurchgeschlendert war.

Keinen Schmerz, weder körperlich noch psychisch.

Ich forschte für gewöhnlich nicht grundlos nach, ob jemand unter Schmerzen litt. Es wäre zu sehr einem Eindringen gleichgekommen. Doch in einem Trubel wie hier war es schwer, den Grad dessen zu kontrollieren, was ich mir zu fühlen erlaubte. Es gab immer jemanden, dessen Schmerz so tief ging und so roh war, dass die Qualen zu etwas Greifbarem wurden, sodass ich mich nicht einmal öffnen musste, um sie zu spüren, und sie nicht einfach ignorieren und hinter mir lassen konnte. Solche Leute projizierten ihr Leid auf ihre ganze Umgebung.

Trotzdem war es mir verboten, etwas dagegen zu unternehmen. Ich durfte nicht über die Gabe sprechen, die mir von den Göttern verliehen worden war, und ich durfte nichts tun, um die Qualen zu lindern, die ich spürte.

Nicht, dass ich immer das tat, was von mir erwartet wurde.

Offensichtlich.

Ich hatte mich bemüht, Leuten auszuweichen, die unter großen Schmerzen litten, und in Gegenwart dieser Männer spürte ich nichts, was angesichts ihres Berufs überraschend war. Die drei waren Wächter der Mauer, jener hoch aufragenden Wand aus Kalkstein und Eisen aus den Elysium-Bergen, die seit dem Ende des Krieges der zwei Könige vor vierhundert Jahren ganz Masadonien umgab. Und jede Stadt im Königreich von Solis wurde von einer solchen Mauer geschützt, und kleinere Ausführungen umgaben Dörfer, Trainingsplätze, die landwirtschaftlichen Gemeinschaften und andere, weniger dicht bewohnte Siedlungen.

Das, was die Wächter regelmäßig zu sehen bekamen, und das, was sie tun mussten, bereitete ihnen großes Leid – sei es aufgrund von Verletzungen oder von Dingen, die tiefer gingen als blutige Haut und gebrochene Knochen.

Doch heute Abend hatten sie nicht nur ihren Schmerz zurückgelassen, sondern auch ihre Uniformen. Stattdessen trugen sie weite Hemden und Hirschlederhosen. Allerdings wusste ich, dass sie auch außer Dienst stets wachsam blieben und ständig auf der Hut vor dem gefürchteten Nebel und dem Schrecken waren, den er mit sich brachte. Sie rechneten jederzeit mit denen, die die Zukunft des Königreiches zerstören wollten, und sie waren bis an die Zähne bewaffnet.

Genau wie ich.

Unter den Falten meines Mantels und dem dünnen Kleid, das ich drunter trug, presste sich der kühle Griff eines Dolches gegen meinen Schenkel. Ich hatte ihn zu meinem sechzehnten Geburtstag bekommen, und er war weder die einzige noch die tödlichste Waffe, die ich besaß, aber trotzdem mein Lieblingsstück. Der Griff bestand aus den Knochen eines seit Langem ausgestorbenen wölfischen Wesens – weder Mensch noch Tier, sondern eine Mischung aus beidem –, und die Klinge aus Blutstein war mörderisch scharf.

Natürlich war ich gerade wieder einmal dabei, etwas unglaublich Waghalsiges, Unangebrachtes und streng Verbotenes zu tun, aber ich war nicht so dumm, einen Ort wie dasRed Pearl