: Judith Wilms
: Liebe braucht nur zwei Herzen Roman
: Penguin Verlag
: 9783641254391
: 1
: CHF 8.80
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 400
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Gerade als sie ihr Leben sortiert hat, bringt er ihr Herz durcheinander
Niemand kann besser loslassen als Liv. Als Ordnungsfee hilft sie ihren Kunden dabei, ihr Leben auszumisten - denn sie weiß ganz genau, dass es sich oft nicht lohnt, Dinge aufzubewahren. Genauso wenig, wie sich die Liebe lohnt. Als sie im Haus ihrer Eltern eine Kiste voller Jugenderinnerungen findet, beschließt Liv, endlich die Liebesbriefe von Flo, dem Nachbarsjungen, loszuwerden. Doch gerade als sie seine Briefe in die übervolle Mülltonne stampft, steht Flo plötzlich wieder vor ihr - groß, erwachsen und mit seiner stupsnasigen kleinen Tochter an der Hand. Livs Herz macht ganz unerwartet einen Salto. Doch bestimmt lässt sich auch Chaos im Herzen ganz leicht aufräumen ... oder?

Judith Wilms reist gerne mit leichtem Gepäck, sammelt lieber Momente als Dinge und mistet zu Hause regelmäßig aus - doch von guten Büchern kann sie sich einfach nicht trennen. Wenn sie nicht gerade schreibt, verbringt sie die Zeit am liebsten mit ihren beiden Kindern, Waldspaziergängen oder einer Tasse Darjeeling. Sie lebt am Bodensee, wo sie von ihrem Schreibplatz aus die Sonne aufgehen sehen kann.

Lektion 1:

Auch deine Lieblingsdinge sind nur Dinge.


Willkommen in Berlin.

Auf diesem Schild in der Ankunftshalle steht doch tatsächlichWillkommen in Berlin. Ich seufze. Es ist zwanzig Grad kälter als in Andalusien, es ist abends um halb fünf schon stockdunkel, und der Bus, der vom Flughafen Tegel in die Innenstadt fährt, ist heillos überfüllt. Ich schiebe mich mühsam an mehreren Typen vorbei, die auf ihr Smartphone starren, bis ich eine Lücke finde. Ein Zweimetermann rempelt sich bis in den hinteren Teil des Busses durch, was auf lautes Stöhnen und Empörung stößt. Willkommen in Berlin, denke ich, greife nach der Haltestange und spähe nach draußen. Die Lichter der entgegenkommenden Autos ziehen an mir vorüber. Ich versuche, die nörgelnden Kommentare um mich herum auch an mir vorüberziehen zu lassen. Denn das, was ich hier vorhabe, entschädigt mich für alles: Ich habe die Wärme Spaniens hinter mir gelassen, weil ich endlich mal wieder einen richtig großen Auftrag habe. Einer, der meinem Konto guttun wird. Das habe ich Vicky zu verdanken. Sie lebt mit ihrer Familie dauerhaft in Berlin und ist trotz Familienalltag sehr geschickt darin, solche Jobs an Land zu ziehen. Ich bin fürs Ausmisten zuständig und schreibe darüber in meinem Blog, dasLiv with less heißt. Vicky ist fürs Behalten und Aufarbeiten der verborgenen Schätze zuständig, die sie dann in ihrem Vintage-Laden verkauft. Ich lächle in mich hinein bei dem Gedanken daran. Im Grunde könnten wir nicht unterschiedlicher sein, aber genau das macht uns zu einem tollen Team. Ein Team, das immer wieder in Berlin zusammenfindet, um solche Aufträge gemeinsam zu meistern.

Kurz vor der Haltestelle Hauptbahnhof klingelt mein Handy so laut los, dass ich zusammenzucke. Ich versuche, es schnell aus der Seitentasche meines Rucksacks zu ziehen, bekomme es in der Enge aber nicht richtig zu fassen. Hinter mir sagt jemand: »Aua!« Mein Handy dudelt immer weiter. Eine Frau mit knallrot gefärbten Haaren dreht sich zu mir um und blickt mich böse an. Sie sieht aus, als stünden ihre Haare vor Wut in Flammen. Ich lächle ihr entschuldigend zu. Da endlich erwische ich mein Telefon.

»Hallo?«

»Liv?« Irgendetwas ist nicht in Ordnung, das höre ich Vickys Stimme sofort an. Wenn man seit Schulzeiten befreundet ist, kennt man jede Tonlage.

»Liv, sitzt du? Ach, egal. Also – der Auftrag ist geplatzt.«

»Was?!« Vier Köpfe drehen sich zu mir. »Verdammte …« Ich beiße mir auf die Lippen.

Ohne diesen Auftrag, eine Haushaltsauflösung, fehlen mir bitter benötigte zweitausend Euro. Vicky erklärt mir, dass der ältere Herr, dessen Villa wir hätten ausräumen sollen, alles in letzter Minute abgeblasen habe.

»Und weißt du, warum? Weil er sich verliebt hat. In seinem Alter! Jetzt will er mit seiner neuen Flamme in der Villa wohnen.«

»Hätte der sich nicht erst verlieben können,nachdem er ausgewandert ist?«

»Du bist wie immer unglaublich romantisch, Liv.«

Im Hintergrund höre ich ihren k