: David Baldacci
: Zero Day Thriller
: Heyne
: 9783641127756
: John Puller
: 1
: CHF 8.10
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 624
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Spannung, Action, Nervenkitzel
John Puller gilt als der beste Ermittler der amerikanischen Militärpolizei. Gemeinsam mit der Polizistin Samantha Cole soll er den grausamen Mord an einer Familie im ländlichen Virginia klären. Doch bald tauchen weitere Leichen auf und weisen auf ein Komplott von gigantischen politischen Ausmaßen hin, das die Sicherheit ganz Amerikas gefährdet.

Ein Geheimdienstmitarbeiter ist mitsamt seiner Familie im ländlichen Virginia grausam ermordet worden. John Puller, Mitte 30, hochdekorierter Army-Veteran und nun Spezialermittler der Militärpolizei, wird auf den Fall angesetzt. Die sympathische Kriminalbeamtin vor Ort, Samantha Cole, hilft ihm, das Umfeld zu begreifen, das durch den Kohletagebau ökologisch zerstört und sozial verwahrlost ist. Cole hat - wie auch Puller - mit familiären Dämonen zu kämpfen. Schon bald stößt das Ermittlerpaar auf weitere Leichen, auch auf sie selbst wird ein tödlicher Anschlag verübt. Im Zentrum all der Verbrechen scheint ein geheimnisvoller gigantischer Regierungsbau zu stehen, der vor Jahrzehnten verlassen und mit einer ein Meter dicken Betonkuppel überzogen wurde. Was ist dort damals geschehen? Und wer hat ein so mörderisches neues Interesse daran entwickelt? Der Fall wird immer verwickelter, nur eines ist bald klar: Die Sicherheit ganz Amerikas steht auf dem Spiel.

David Baldacci, geboren 1960 in Virginia, arbeitete lange Jahre als Strafverteidiger und Wirtschaftsjurist in Washington, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Sämtliche Thriller von ihm landeten auf derNew York Times-Bestsellerliste. Mit über 150 Millionen verkauften Büchern in 80 Ländern zählt er zu den beliebtesten Autoren weltweit.

 

1

Die Kohlenstaubwolke, die sich tief in Howard Reeds Lunge geätzt hatte, brachte ihn beinahe dazu, das Postfahrzeug an den Straßenrand zu lenken und sich auf das verdorrte Gras zu erbrechen. Jedenfalls musste er krampfhaft würgen, husten und spucken. Er trat aufs Gaspedal und raste an den Lkw-Pisten vorüber, auf denen gewaltige Kipplaster rumpelten und schwarzen Grus in die Luft bliesen, als würden sie glühendes Konfetti streuen. Die Luft war mit Schwefeldioxid gesättigt, weil eine Kohlenstaubhalde Feuer gefangen hatte, wie es häufig geschah. Die Gase stiegen in die Atmosphäre, wo sie mit dem Sauerstoff reagierten und Schwefeltrioxid bildeten, das an Wassermoleküle andockte und eine Verbindung schuf, die später als giftiger Säureregen auf die Erde fiel. Nichts davon durfte als verlässliche Rezeptur für eine harmonische Umwelt gelten.

Reed klammerte die Hände fest an die Speziallenkung, sodass sein achtzehn Jahre alter Ford mit dem ratternden Auspuff und dem knirschenden Getriebe auf dem rissigen Asphalt die Spur hielt. Das Postfahrzeug war sein Privatwagen und so umgebaut worden, dass Reed es vom Beifahrersitz aus lenken und auf seiner Strecke unmittelbar neben den Briefkästen halten konnte. Die Vorrichtung, die diese Art des Lenkens ermöglichte, besaßÄhnlichkeit mit einem Riemenantrieb. Dank dieser Apparatur konnte Reed den Wagen von der rechten Fahrzeugseite aus steuern, bremsen und beschleunigen.

Nachdem er Landpostbote geworden war und das Auto auf der»falschen« Seite zu lenken gelernt hatte, kam er auf die Idee, nach England zu reisen und seine frisch erworbene Fähigkeit auf den dortigen Straßen zu erproben, wo alle Fahrzeughalter die linke Straßenseite benutzten. Er hatte erfahren, dass diese Besonderheit auf die Zeiten der Raufhändel zurückging, als ein Mann seinen Degen stets an der einem Angreifer zugewandten Seite trug. Reeds Ehefrau hatte ihn einen Idioten geschimpft und erklärt, er würde in der Fremde höchstwahrscheinlich abkratzen.

Seine Strecke führte am Berg vorbei, beziehungsweise an der Stelle, wo der Berg sich einst erhoben hatte, bevor er von der Trent Mining& Exploration Company gesprengt worden war, um an die darunter befindlichen reichen Kohleflöze zu ge­langen. Weite Bereiche der Umgebung sahen jetzt wie die Mond­oberfläche aus, kahl undübersät von Kratern. Berg­­kuppen­tagebau hieß das Verfahren. Reed hielt die Bezeichnung Landschaftsverwüstung für angebrachter.

Doch hier in West Virginia bot der Kohleabbau den Großteil der gut bezahlten Arbeitsplätze. Also jammerte Reed nicht, wenn Flugascheschlamm aus einem Rückhaltebecken sein Hausüberschwemmte. Auch nicht, wenn das Trinkwasser sich schwarz verfärbte und nach faulen Eiern stank. Und ebenso wenig, weil das Dasein in einer dermaßen vergifteten Umgebung ihn eine Niere gekostet und Leber und Lunge geschädigt hatte. Man hätte ihn als Gegner der Kohleindustrie und damit als arbeitsplatzfeindlich gebrandmarkt. Und auf zusätz­lichenÄrger konnte Reed verzichten.

Er bog von der Landstraße ab, um das letzte Poststück des Tages dem Empfänger auszuhändigen, ein Einschreibepäckchen. Reed hatte geflucht, als er die Post eingeladen und das Päckchen gesehen hatte. Es bedeutete, dass er mit einem anderen Menschen in Kontakt treten musste. Dabei wünschte er sich momentan nichts anderes, als schleunigst zur Dollar Bar zu flitzen, wo an Montagen der Krug Bier nur 25 Cent kostete. Dort konnte er dann auf seinem Stammplatz, einem verschlissenen kleinen Barhocker, an der Mahagonitheke sitzen und zu vergessen versuchen, dass er später nach Hause zu seiner Frau musste, die seine Alkoholfahne riechen und ihm während der nächsten Stunden Vorhaltungen machen würde.

Er fuhr auf den Kiesweg. Die Gegend hier war einmal ziemlich hübsch gewesen; auf jeden Fall, wenn man zurück bis in die 1950er-Jahre blickte. Jetzt war sie nicht mehr so schön. Nirgends zeigte sich eine Menschenseele. In den Gärten waren keine Kinder zu sehen, als wäre es zwei Uhr nachts und nicht vierzehn Uhr nachmittags. An einem heißen Sommertag müssten sich die Kinder im Freien aufhalten, unter dem Wasser der Sprinkler­anlage herumtollen oder Fangen spielen. Doch Reed wusste, dass die Kinder heutzutage anders waren. Sie hockten in klimatisierten Zimmern und beschäftigten sich mit dermaßen gewalttätigen und von Blut triefenden Computerspielen, dass Reed seinen Enkeln verboten hatte, so etwas ins Haus zu holen.

Jetzt quollen die Gärtenüber von Müll und verdrecktem Plastikspielzeug. Verrostete alte Fords und Dodges standen auf Betonklötze aufgebockt. Putz bröckelte von den rissigen Hauswänden. Sämtliche Holzflächen hätten frisch gestrichen werden müssen, und Dächer sackten ein, alsübte Gott selbst von oben Druck auf sie aus. Das war so traurig, so erbarmungswürdig, dass Reed sich umso mehr nach einem Bier sehnte, denn in seiner Wohngegend sah es genauso aus. Er wusste, dass einige Privilegierte dank der Kohleflöze ein Vermögen verdienten, aber keiner von ihnen wohnte in einer Gegend wie dieser.

Reed nahm das Päckchen aus dem Postkorb und schlurfte zum Haus. Das heruntergekommene zweistöckige Gebäude hatte eine Seitenwandung aus Kunststoff. Die weiße, verkratzte Eingangstür bestand aus Leichtbauplatten; davor war eine Ganzglastür angebracht. An der Veranda gab es eine Rollstuhlrampe aus Sperrholz. Die Sträucher vor dem Haus waren verwildert und im Absterben begriffen; ihre Zweige hatten sich gegen die Außenwandung gedr&uu