Kapitel Eins
In diesem zwölften Jahr seiner zweiten Ehe erschien es Graham allmählich so, als lebten er und seine Frau in parallelen Universen. Aber schlimmer fand er, dass sein Universum einsam und freudlos war, ihres dagegen dicht besiedelt mit Armeen von Freunden und Bekannten und jeder Menge Leute, die er nicht kannte.
Gerade erledigten sie ihren Samstagvormittagseinkauf bei Fairway, wie man es in einer Ehe oft zusammen machte – aber Graham konnte sich nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie es ebennicht zusammen machten. Seine Frau, Audra, plauderte fast die ganze Zeit über mit Leuten – er fühlte sich wie die Begleitung irgendeines Würdenträgers auf Staatsbesuch oder vielleicht sogar des Präsidentschaftskandidaten –, während er den ganz normalen Einkauf erledigte.
Zuerst trafen sie in der Obst- und Gemüseabteilung irgendeine Frau mit Baby im Kinderwagen und Audra sagte: »Oh, hi! Wie geht’s dir? Gehst du zu diesem Treffen am Dienstag?«, und die Frau antwortete: »Ich weiß noch nicht, da ist noch dieses andere Treffen«, und Audra sagte: »Ich dachte, das sei abgesagt?«, und die Frau antwortete: »Nein, es steht noch auf dem Plan«, und Audra meinte: »Ich wünschte, sie würden nicht immer Termine doppelt legen«, und die Frau: »Ich weiß«, und Audra wieder: »Hm, und wenn wir nicht hingehen, reden die anderen dann schlecht über uns?« »Wahrscheinlich«, sagte die Frau. Und nein, es war nicht so, dass Graham nicht aufgepasst und die genauen Einzelheiten nicht mitgekriegt hatte – es gab einfach keine, genau in dieser Art hatten sie miteinander gesprochen.
Er ließ sich Zeit dabei, die Melonen zu betasten und die Grapefruits auszuwählen, und wurde für sein Trödeln in gewisser Weise sogar belohnt, denn ihm fiel ein, dass sie grüne Trauben hatten kaufen wollen, die aber nicht auf dem Einkaufszettel standen.
»Wer war das?«, fragte er Audra, als sie wieder zu ihm stieß.
»Wer?« Audra warf einen prüfenden Blick in den Einkaufswagen.
»Die Frau, mit der du dich gerade unterhalten hast.«
»Oh, ihre Tochter geht in Matthews Klasse«, sagte Audra und wählte einen Apfel aus. »Und sie hat noch einen Fünfjährigen und ein Kleinkind und dieses Baby, kaum zu glauben, oder? Aber jetzt ist Schluss. Als das Baby eine Woche alt war, musste ihr Mann eine Vasektomie machen lassen. Sie hatte alles arrangiert, ihn morgens geweckt und gesagt: ›Weißt du was? Du hast heute einen Arzttermin.‹ Und er ging tatsächlich hin!«
Sie biss von dem Apfel ab. Audra war einundvierzig, eine schlanke Frau mit einem beinahe ovalen Gesicht. Ehrlich gesagt, dachte Graham manchmal, dass alles an Audra nurbeinahe war. Ihre Augen waren nicht tiefbraun, sondern eher haselnussbraun, ihre Lippen waren nicht voll genug, um üppig zu sein, ihre Augenbrauen in der Mitte nicht so hoch, dass man sie geschwungen hätte nennen können, ihr kinnlanges Haar war nicht richtig kastanienbraun und ihre Locken nicht wirklich gekräuselt. Seit Graham sie k