Der Besucher, dem Parker am späten Nachmittag die Tür öffnete, machte den Eindruck eines gutsituierten Geschäftsmanns. »Ist Lady Simpson für einen Moment zu sprechen?« erkundigte er sich.
»Darf man möglicherweise den Grund Ihres Besuches erfahren?« fragte der Butler und nahm die Visitenkarte des Vierzigjährigen in Empfang. Sie lautete auf »Fred D. Hull – Finanzierungsberatung«.
Das nervöse Zucken, das Parker schon vorher im Gesicht des Mannes registriert hatte, verstärkte sich. Hull warf einen hastigen Blick über die Schulter, ehe er mit gedämpfter Stimme antwortete.
»Ich... ich muß die Dienste Ihrer Herrin in Anspruch nehmen«, teilte er zögernd mit »Die Sache ist nämlich... man versucht, mich zu erpressen...«
»Man wird Ihr Anliegen unverzüglich vortragen, Mister Hull«, versprach der Butler, deutete eine Verbeugung an und entfernte sich. ‚
»Erpreßt wird der Mann?« vergewisserte sich Lady Agatha freudig überrascht, Sie hatte gerade ihre Teestunde beendet und war dankbar für die Abwechslung, die der Besuch versprach.
»So jedenfalls lautete der Bescheid, den meine Wenigkeit von Mister Hull entgegennahm, Mylady«, bestätigte der Butler.
»Dann führen Sie ihn herein, Mister Parker«, entschied die passionierte Detektivin. »Sonst überlegt er sich’s noch anders und geht zur Polizei.«
»Wie Mylady zu wünschen geruhen«, erwiderte Parker in seiner höflichen Art und kam der Weisung nach.
Mit dezent gestreiften Beinkleidern und dem konservativ geschnittenen Zweireiher war er schon auf den ersten Blick als hochherrschaftlicher Butler zu erkennen. Makellose Umgangsformen entsprachen dem äußeren Bild.
Eher als das glatte, meist ausdruckslose Gesicht ließen die ergrauten Schläfen und ein leichter Bauchansatz auf seinen Jahrgang schließen. Die würdevolle Haltung, die Parker in jeder Lebenslage zu bewahren wußte, wirkte manchmal so steif, als hätte er einen Ladestock verschluckt.
Während man die Statur des Butlers als eher durchschnittlich einstufen konnte, verfügte seine immens vermögende Herrin über respektable Körperfülle. Obwohl sie die Sechzig überschritten hatte, war die exzentrische Lady keineswegs immun gegen zeitweilige Anwandlungen weiblicher Eitelkeit und verwendete besondere Sorgfalt auf die Auswahl ihrer Hüte.
Agatha Simpson war mit dem britischen Blut- und Geldadel verschwistert und verschwägert. Sie konnte sich jeden erdenklichen Luxus leisten, wurde aber ständig von der Furcht geplagt, eines Tages mittellos dazustehen. Daraus resultierte ihr ausgeprägter Hang zur Sparsamkeit.
Ihr Steckenpferd, dem sie sich mit Haut und Haaren verschrieben hatte, waren kriminalistische Aktionen, in die sie sich mit lustvoller Vehemenz zu stürzen pflegte.
Mit Wonne trat sie in jedes Fettnäpfchen und brachte Verwirrung in die Fäden der Ermittlungen. Ihrem Selbstbewußtsein tat dies allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil: Mylady hielt sich für die Detektivin des Jahrhunderts.
Finanzberater Fred D. Hull begrüßte die Hausherrin mit ausgesuchter Höflichkeit und entschuldigte sich mehrmals für die Störung.
»Kommen wir zur Sache, Mister Dull«, wurde die Detektivin dienstlich, sobald der Besucher Platz genommen hatte.
»Mein Name ist Hull, nicht Dull, Mylady.« Dabei deutete er auf seine Visitenkarte, die auf einem kleinen Silbertablett auf dem Tisch lag. »Sie müssen mir helfen, Mylady«, fuhr der Besucher in flehendem Ton fort. »Koste es, was es wolle.«
Agatha Simpson hatte ihr Gegenüber kritisch taxiert und aus dem gepflegten Äußeren offenbar auf ein ausreichend dotiertes Bankkonto geschlossen.
»Sie werden al