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Die Freude über ihren Therapiebeginn war restlos verflogen, als Marina wieder zu Hause ankam und die Einkäufe auspackte, die sie noch kurz im Supermarkt geholt hatte. Jetzt war sie gerade dabei gewesen, sich von ihren inneren Quälgeistern zu befreien – und schon hing eine neue düstere Wolke über ihr und verdunkelte den Horizont. Die Wolke hieß Sabine – bzw. Sylt. Was sollte sie bloß machen? Sie konnte ihrer Cousine unmöglich ihre Hilfe verwehren …
Um sich abzulenken, blätterte sie in der neuenLust auf Genuss, in der es diesmal um kreative Spargelgerichte ging. Marina liebte die Zeitschrift, die stets an den Supermarktkassen angeboten wurde, auch wenn sie selten etwas daraus kochte. Rolf war nicht besonders offen für neue Rezepte. Er liebte traditionelle Hausmannskost und hasste kulinarische Experimente.
An dem überbackenen grünen Spargel mit Lachs, Kirschtomaten und Parmesan könnte sie sich heute durchaus trotzdem mal versuchen, befand sie, denn sie hatte alle Zutaten dafür im Haus. Das könnte Rolf mögen, und es wäre auch gut für ihrer beider Figur. Da sie und ihr Mann ein bisschen auf die Linie achten mussten, versuchte Marina neuerdings, weniger kohlehydratlastig und möglichst kalorienarm zu kochen. Routiniert begann sie, das Abendessen vorzubereiten. Obwohl sie – wie fast immer – nicht wusste, ob Rolf zum Essen zu Hause sein würde.
Sie wusch den Spargel und entfernte die harten Enden, halbierte die Tomaten und würzte den noch tiefgefrorenen Lachs. Wie beschrieben, drapierte sie die Zutaten auf einem Backblech und schob sie schließlich in den Ofen. Dann machte sie sich daran, die Kartoffeln zu schälen, öffnete einen trockenen Riesling, der angeblich wunderbar mit dem Spargel harmonieren sollte, und schenkte sich ein großzügiges Glas ein.
Sabines Bitte lag ihr wie Blei im Magen. Sie hatte überhaupt keinen Appetit.
Während das Essen garte, schaltete sie den Fernseher im Wohnzimmer ein, auf den man von der offenen Küche aus freien Blick hatte. Sie zappte sich vom Küchentresen aus durchs Programm und trank ein paar Schlucke von dem Wein, der ihr, wie immer, sofort zu Kopf stieg. Da im Fernsehen nichts Interessantes zu finden war, schaltete sie das Gerät wieder ab, nahm ihr Glas und öffnete die Terrassentür.
Sie bewohnten einen Bungalow am Rande der Stadt mit großem Garten. Früher, als die