LAURA
Ein Aufschrei löste sich aus ihrer Kehle und ließ das junge Mädchen hochschrecken. Verstört huschten ihre Augen durch das Zimmer auf der Suche nach dem Grund der Störung. Der kleine Raum wies nichts Verdächtiges auf. Die Ursache musste sie wohl oder übel woanders suchen. Bedächtig schob sie ihre Beine über das Bettgestell und legte ihren pochenden Kopf auf die abgestützten Arme. In dieser Haltung gewann sie ihre Fassung wieder und durchforstete die vorhandenen Fragmente des Traumes, bevor sie sich endgültig anschickten, sich im gelobten Traumwalhalla aufzulösen.
Egal, wie sie die Eindrücke zu deuten versuchte, es ergab keinen Sinn und ließ nur ihre pochenden Kopfschmerzen wieder aufflammen. Besser nicht weiter beachten. Sie hatte schon zu lange rumgetrödelt und lief Gefahr, zu spät zu ihrer Schicht zu kommen.
Seit ihrem zwölften Lebensjahr leistete sie ihren Dienst als Kadettenschwester im Altenabteil des Bahnhofes ab. Hier betreute sie bis zu zwanzig vorwiegend ältere Damen ohne Verwandtschaft und regelmäßiges Einkommen und bot ihnen damit eine Unterstützung in der letzten Phase ihres Lebens. Eine ähnliche Einrichtu