: Eva Carter
: Zwischen zwei Herzschlägen
: Rowohlt Verlag Gmbh
: 9783644006867
: 1
: CHF 10.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 576
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
«Zwei an einem Tag» mit Ärzten: eine hinreißende Liebesgeschichte für Leserinnen von Jojo Moyes bis David Nicholls. Brighton, 1999: Tim und Kerry träumen davon, Medizin zu studieren. Tim hat sich in Kerry verliebt, doch die schwärmt für Joel, den Fußballstar der Schule. Als Joel auf der Silvesterparty am Strand zusammenbricht, ist Tim wie paralysiert. Kerry hingegen wird aktiv und rettet Joels Leben. Nach achtzehn Minuten beginnt sein Herz wieder zu schlagen. Achtzehn Minuten, die alles verändern: Joel bekommt einen Herzschrittmacher und muss die geplante Fußballkarriere aufgeben. Tim beginnt sein Studium, fühlt sich dem Druck aber nicht gewachsen. Kerry landet als Telefonistin in der Notrufzentrale statt an der Uni. In den nächsten Jahren steht sie zwischen den beiden Männern ihres Lebens, von denen nur einer der Richtige ist. Und den das Schicksal doch immer wieder von ihr forttreibt ...

Eva Carter ist das Pseudonym einer britischen Autorin. Sie lebt in Sussex und arbeitet außerdem als Schreibcoach und Radioredakteurin. Die Idee zu 'Zwischen zwei Herzschlägen' entstand durch eine tragische persönliche Erfahrung: Ihr Ehemann erlitt einen plötzlichen Herzstillstand, ehe er nach 26 Minuten wiederbelebt werden konnte. Seitdem engagiert Eva Carter sich für Erste-Hilfe-Trainings und Herzgesundheit. 

31. Dezember 1999


Kerry


Sechs Minuten. Ich habe noch sechs Minuten, um geküsst zu werden.

Dreihundertsechzig Sekunden. Es wird also wirklich Zeit, wenn ich nicht auch dieses Jahr, und damit das ganze 20. Jahrhundert, als einzige Siebzehnjährige in ganz Brighton beenden will, die noch nie mit einem anderen menschlichen Wesen geknutscht hat.

Die meisten Mädchen aus der Oberstufe haben schon das volle Programm hinter sich. Man sieht es an der Art, wie sie sich bewegen: wie sie selbstbewusst auf dem Kies tanzen, obwohl sie mit ihren hohen Hacken immer wieder in den Steinchen einsinken, etwas wackelig und sexy und …

«Was meinst du, was zuerst implodiert, der Stromnetzbetreiber National Grid oder die Flugverkehrskontrolle?», fragt Tim und reicht mir eine Dose Diamond White-Cidre.

Ich schmecke nur noch Schaum mit Apfelgeschmack. Ich schaue zum Himmel hoch. «Du solltest dich vielleicht nicht zu sehr in deine Freude auf ein Armageddon hineinsteigern.»

Er grinst. «Ich sehne mich eben manchmal nach ein bisschen Drama.»

Da sind wir schon zu zweit.

Nächsten Dezember um diese Zeit werde ich an der Uni von Manchester studieren. Und, so unglaublich mir das jetzt auch vorkommt, ich werde bis dahin wahrscheinlich geküsst sein – vielleicht passiert sogar noch viel mehr. Aber die Aussicht darauf, endlich meine Jungfräulichkeit zu verlieren, ist noch nicht einmal das Aufregendste am Jahr 2000. Denn in diesen glorreichen zwölf Monaten werde ich mein Medizinstudium beginnen, um Ärztin zu werden. Und mit ein bisschen Glück und den richtigen Antworten in seiner Physikklausur wird Tim dasselbe tun.

«Vielleicht wird der Millennium-Bug uns einfach auslöschen in …» – er wirft einen Blick auf seine Swatch – «… fünf Minuten von jetzt an. Das macht mich irgendwie ganz aufgekratzt. Als befänden wir uns am Rande einer Katastrophe.»

Aufgekratztheit ist so gar nicht Tims Stil, aber seine Augen leuchten: Ich sehe, wie sich in ihnen die Strandfeuer spiegeln, die die Hippies entzündet haben. Aber es sind nicht nur die Flammen. Da ist noch etwas anderes in seinem Blick, eine Intensität …

Oh Mist.

Er will versuchen, mich zu küssen.

Das darf er nicht.

Vielleicht wäre es gar nicht