Kapitel 1
Chase
Ich saß so was von in der Klemme.
Shelly stand am anderen Ende des Parkplatzes, konnte jedoch jeden Augenblick den Kopf heben und mich entdecken. Ich zog meine Baseballkappe tiefer in die Stirn, als ob das etwas bringen würde. Sie wusste schließlich, was ich für einen Wagen fuhr.
Die Heizungsluft wärmte meine Beine, und ich hatte das Fenster heruntergelassen, um mir die kühle Oktoberluft um die Nase wehen zu lassen. Es war erst später Nachmittag, aber doch schon relativ kühl. So war der Herbst in Echo Creek, der Stadt an der Ostseite der Cascade Mountains, in der ich lebe. Der Wechsel der Jahreszeiten machte sich in der Luft bemerkbar, und die heißen Sommertage schlugen plötzlich und ohne Vorwarnung in kalte Herbstnächte um.
Mir knurrte der Magen, und ich warf erneut einen Blick in den Rückspiegel. Wie lange konnte eine Frau vor ihrem Wagen stehen, bevor sie endlich einstieg? War ihr nicht kalt? Ich hatte die Mittagspause durchgearbeitet und hatte einen Mordshunger. Wenn das noch lange so weiterging, würde ich in den sauren Apfel beißen und an ihr vorbeigehen müssen.
Ich hätte dieses Bedürfnis, mich auf so bescheuerte Weise vor ihr zu verstecken, lieber nicht verspürt. Aber ich hatte damals ziemlichen Mist gebaut und war fest entschlossen, mich nicht mehr in Shellys Netz aus Irrsinn verwickeln zu lassen.
War ich ein Arschloch, weil ich sie als irre bezeichnete? Nein, das war ich nicht – ganz bestimmt nicht.
Mir wurde im Wagen langsam zu warm, daher drehte ich die Heizung runter. Ein weiterer Wagen parkte ein Stück weit entfernt, und mehrere Männer stiegen aus. Sie betraten Ray’s Diner. Die Glückspilze. Shelly stand noch immer vor ihrem Auto, und obwohl sie mit ihrem Handy beschäftigt war, wusste ich genau, was mich erwartete. Sie hatte einen Chase-Radar und würde mich sofort bemerken, sobald ich auch nur in ihre Nähe kam. Ich hatte einen langen, anstrengenden Tag hinter mir und nicht die geringste Lust, mich mit Shelly auseinanderzusetzen, sondern wollte nur noch etwas essen.
Ich hatte Anfang des Jahres was mit Shelly. Sie schien ein nettes Mädchen zu sein. Hübsch, blond, blaue Augen. Wir waren ein paarmal aus, aber ich machte relativ schnell Schluss. So wie immer. Beziehungen waren kompliziert, aber mir gefiel mein Leben so, wie es war: einfach.
Als Mechaniker für Maschinen in Landwirtschaft und Industrie verdiente ich ganz gut, und ich wohnte mit meinem besten Freund Cooper zusammen. Coop hatte nicht vor, jemals sesshaft zu werden, und für mich galt das vermutlich ebenfalls. Wir arbeiteten hart und feierten wild. Unser Leben war fantastisch, und ich hatte keinerlei Interesse, daran etwas zu ändern.
Aber Shelly hätte am liebsten alles auf den Kopf gestellt.
Es war meine Schuld, dass ich die Regeln gebrochen hatte. She