: Dora Heldt
: Böse Leute Kriminalroman
: dtv Deutscher Taschenbuch Verlag
: 9783423428224
: Karl Sönnigsen ermittelt
: 2
: CHF 6.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 368
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der erste Insel-Krimi der Bestsellerautorin jetzt im Taschenbuch Sylt wird von einer mysteriösen Einbruchserie erschüttert: Nicht die millionenschweren Luxusvillen werden überfallen, sondern die Häuser älterer, alleinstehender Frauen. Die Polizei ist ratlos. Ex-Hauptkommissar Karl Sönnigsen will den ehemaligen Kollegen unter die Arme greifen - und zwar auf seine ganz eigene Art: Mit Freund Onno, Strohwitwe Charlotte und seiner langjährigen Bekannten Inge stellt Karl ein mit allen Wassern gewaschenes Ermittlerteam auf die Beine.

Dora Heldt, 1961 auf Sylt geboren, hat sich mit ihren Romanen und Krimis auf die Spitzenplätze der Bestsellerlisten und in die Herzen von Millionen von Leserinnen und Lesern geschrieben. Wie kaum eine andere Autorin in Deutschland kennt sie den Buchmarkt von allen Seiten: Die gelernte Buchhändlerin war über 30 Jahre lang Verlagsvertreterin für einen großen Publikumsverlag. Neben humorvollen Familien- und Frauenromanen (u.a.>Urlaub mit Papa<,>Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt< oder>Drei Frauen am See<,>Drei Frauen, vier Leben<) begeistert sie ihr Publikum mit lustig-skurrilen Sylt-Krimis, Erzählungen und Kolumnen. Die Liebe zu ihrer norddeutschen Heimat ebenso wie die zu den Menschen dort fängt Dora Heldt auf unnachahmliche Weise in all ihren Büchern ein.

Samstagmorgen in Münster,
unter hellem Frühlingshimmel

Der Seehund aus Plüsch hatte nur noch drei Barthaare. Maren überlegte, bei welchen Gelegenheiten er seine anderen wohl verloren hatte. Sie konnte sich nicht erinnern. Behutsam legte sie ihn auf die in Seidenpapier eingeschlagenen Weingläser und verschloss den Umzugskarton. Hier war der Seehund sicher. Der Edding quietschte, als sie das Wort »Küche« auf die Pappe schrieb, dann legte sie den Stift zur Seite und schob den Karton aufatmend an die Wand. Geschafft. Bis auf wenige Kleidungsstücke, die Kaffeemaschine und ein bisschen Frühstücksgeschirr, das sie gleich noch für die Umzugsleute brauchte, hatte sie ihren gesamten Hausstand in Kartons verpackt. Zweiundvierzig Kartons, in denen ihr ganzes Leben steckte. Es sah gar nicht so viel aus.

Maren stopfte den Rest des Verpackungsmaterials in eine Tüte und warf einen Blick auf die Uhr. In fünfzehn Minuten würde der Umzugswagen ankommen, sie hatte mal wieder ein perfektes Timing hingelegt. Zufrieden ging sie durch die leere Wohnung, um noch einmal alles zu kontrollieren, dann griff sie zum Telefon und wählte die Nummer von Rike. »Musst du die Brötchen selbst backen, oder warum dauert es so lange?«

Rikes Antwort klang ein bisschen atemlos. »Beim Bäcker war es voll, lauter unentschlossene Leute, und dann bin ich aus Versehen an deiner Straße vorbeigelaufen. Aber ich sehe schon die Haustür, bin gleich da.«

Rike war Marens älteste Freundin. Sie kannten sich seit ihrer Einschulung, hatten die ganze Schulzeit hindurch nebeneinander gesessen, von der Konfirmation über die Tanzschule bis zum Abitur alles gemeinsam erledigt und ihre Zweisamkeit erst aufgeben müssen, als Maren nach Hamburg zur Polizeischule ging. Fast zwanzig Jahre lang hatten sie dann an unterschiedlichen Orten gewohnt, und sie hatten es trotzdem geschafft, eng befreundet zu bleiben. Jetzt gab es schon wieder einen Ortswechsel, Maren ging zurück auf die Insel, auf der Rike immer noch lebte. Richtig fassen konnte Maren es allerdings immer noch nicht.

Den Karton mit den Brötchen vor sich balancierend, stieg Rike langsam die Treppen hinauf, Maren wartete schon an der offenen Tür. »Der Umzugswagen muss jeden Moment kommen, wenn du dich beeilst, kannst du noch einen Kaffee im Stehen und in Ruhe trinken. Die Stühle sind schon übereinandergestellt.«

»Super«, ohne den Blick vom Brötchenkarton zu heben, lächelte Rike verkniffen. »Morgens, halb acht in Münster. Um diese Zeit fange ich gerade in der Praxis an. Und hier bin ich schon seit Stunden unterwegs. Hast du den letzten Karton zugeklebt?«

»Und beschriftet«, Maren ließ sie vorbeigehen und schloss hinter ihr die Tür. »Die Packer können kommen, wir sind fertig.« Sie hatte den Satz kaum beendet, als es klingelte. »Da sind sie.« Sie legte den Finger auf den Türöffner und sah Rike über die Schulter an. »Jetzt ist es zu spät für einen Rückzieher. Sag mir bitte, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.«

Mit festem Blick sah ihre Freundin sie an. »Hast du. Und eigentlich gab es keine Alternative. Oder?«

»Hm«, Maren öffnete die Tür und drückte den Summer. »Ich hoffe es.«

 

Drei Stunden später saßen sie in Marens Auto und fuhren in Richtung Norden. Der Umzugswagen war vor ihnen losgefahren, Maren und Rike hatten die Wohnung abschließend geputzt, mit den Vermietern die Abnahme gemacht und den Wohnungsschlüssel abgegeben, sich unter weitschweifigen guten Wünschen verabschiedet, eine Träne unterdrückt und